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Unsichtbare Gefahr aus Indien

4. Mai 2017

Gewässer rund um Pharmafabriken in Indien sind laut einem Medienbericht mit Arzneimitteln und multiresistenten Keimen verseucht. Die Erreger sind eine globale Gefahr.

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Hygiene Krankenhaus
Bild: picture-alliance/dpa

Gewässer rund um Pharmafabriken in Indien sind nach Medienrecherchen mit einer hohen Konzentration an Arzneimittelrückständen sowie einer Vielzahl multiresistenter Keime belastet. Die Analyse von Wasserproben aus dem indischen Hyderabad ergaben Konzentrationen an Rückständen von Antibiotika und Pilzmitteln, die teils hundert- oder tausendfach über dem angedachten Grenzwert lagen, wie der Rechercheverbund von NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" in Berlin mitteilte.

Zudem ließen sich viele multiresistente Keime nachweisen. Gegen solche auch als Supererreger bezeichneten Keime sind fast alle gängigen Medikamente, wie etwa Antibiotika, wirkungslos. Sie gelten als große Bedrohung für die globale Gesundheit. Jedes Jahr sterben rund 700.000 Menschen weltweit an einer Infektion durch multirestistente Keime - Tendenz steigend.

Beängstigende Werte

Der Infektionsmediziner vom Universitätsklinikum Leipzig, Christoph Lübbert, sprach von beängstigenden Werten. Multiresistente Keime würden über Nahrungsmittel, von Tieren und den Menschen weiterverbreitet. "Viele der Menschen in diesem Vielvölkerstaat tragen die resistenten Keime bereits in sich", sagte Lübbert. Vor allem Reisende schleppten die Erreger in andere Länder ein. Studien zufolge bringen deutlich mehr als 70 Prozent aller Indien-Touristen multiresistente Keime von der Reise mit.

Laut Einschätzung des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP) sind die Konzentrationen an Arzneimittelrückständen in den Proben so hoch wie sonst nur in einem Labor. Wie der Rechercheverbund weiter beschreibt, beziehen nahezu alle großen Generika-Hersteller Antibiotika und Pilzmittel aus Indien. Die Pharmakonzerne und -produzenten wollten den Angaben nach nicht Stellung beziehen oder bestritten eine Verantwortung.

Gefährliche Resistenzen

Insgesamt 28 Proben aus Hyderabad wurden demnach vom Institut für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Leipzig auf das Vorkommen bestimmter Antibiotika-Resistenzen untersucht. 23 wurden den Angaben nach in der Umwelt genommen, fünf von Wasserhähnen und eine Probe aus einem Bohrloch. In allen Umweltproben wiesen die Forscher die Resistenzen nach. 

Zudem wurden vom Institut für Pharmazeutische und Biomedizinische Forschung 16 Wasserproben aus Abwasserkanälen, Seen und einem Fluss in Indien auf Rückstände bestimmter Medikamente untersucht. Das Institut wies in allen Umweltproben teils extrem hohe Konzentrationen verschiedener Medikamenten nach.

cr/pab (ard, kna)