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High-Tech für die Industrie

Monika Lohmüller23. Juni 2006

Vom 20. bis 24. Juni ist die METAV, die Internationale Messe für Fertigungstechnik und Automatisierung in Düsseldorf wieder Treffpunkt der internationalen Werkzeugmaschinenindustrie. DW-WORLD hat einen Rundgang gemacht.

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900 Aussteller aus 22 Ländern sind auf der diesjährigen METAV vertretenBild: Messe Duesseldorf / Tillmann

Mehr als 900 Aussteller aus 22 Ländern zeigen hier ihre Innovationen rund um die Metallverarbeitung. Die deutschen Maschinenbauer setzen auf Wachstum, in der Automobil- wie in der Luftfahrtindustrie, aber auch zunehmend in der Medizintechnik. Dieser Markt ist zwar noch klein, hat aber die besten Zukunftsaussichten.

Kaum einen halben Meter groß ist die Maschine, die kleine Titanringe poliert. Sie werden in der Medizin gebraucht, vor allem in der Orthopädie. Dass dies sauber, vor allem äußerst präzise geschieht, macht eine Werkzeugmaschine der Firma Thielenhaus möglich. Gleich daneben: die Messeneuheit des nordrhein-westfälischen Unternehmens. Vertriebsleiter Oliver Stammen bekommt glänzende Augen, wenn er vom "EndoStar" spricht, eine flexible Maschine für die feinste Bearbeitung von Oberflächen, dem so genannten Microfinish.

Verschleiß im Nanometerbereich

Auf dieser Maschine können metallische oder keramische Endoprothesen, also Implantate, die dauerhaft im Körper bleiben, gefertigt werden. "Die kleinsten Poren in dieser Oberfläche, die kleinsten Rauigkeiten werden beim Tragen der Prothese, also in der Anwendung, das heisst im menschlichen Körper zu einem Verschleiß führen", erklärt Stammen. Dieser Verschleiß bewegt sich zwar im Nannometerbereich, aber der menschliche Körper entdeckt einen solchen Fremdkörper, insbesondere bei Stahlwerkstoffen und arbeitet mit seinen Möglichkeiten: Entzündungen, Eiterbildungen und anderen Abwehrmechanismen dagegen.

Etwa 15 Milliarden Euro setzt die deutsche Medizintechnik-Industrie im Jahr um. Tendenz: steigend. Ein Grund: die Menschen in den Industrieländern werden immer älter, der Bedarf an Implantaten wächst. Darauf habe sich auch sein Unternehmen, die Supfina aus dem nordrhein-westfälischen Remscheid, eingestellt, sagt Verkaufsdirektor Dirk Schibisch: "Durch das Älterwerden der Menschen entsteht ein höherer Bedarf an Implantaten, beispielsweise an Hüftgelenken. Dafür müssen neue Maschinen entwickelt werden, die in kleineren Größen das gesamte Gelenk, wie auch die Kalotte (flache Gelenkkuppel) eben flexibel bearbeiten."

Nicht das Wasser abgraben lassen

Innovation ist in der Branche die Voraussetzung, um sich auf dem Weltmarkt zu behaupten. Das tut die Firma Hermle aus Süddeutschland, sie nimmt auch international eine Spitzenstellung ein. Das Unternehmen ist führender deutscher Hersteller von Fräsmaschinen für die Automobil- und Luftfahrtbranche, setzt zunehmend auch auf die Medizintechnik und hat über 600 Mitarbeiter und Werksvertretungen in über 50 Ländern.

"Wir müssen allen anderen eigentlich immer voraus sein, die deutschen Hersteller, um uns nicht von den Asiaten oder anderen Ländern das Wasser abgraben zu lassen", meint Marketingleiter Udo Hipp. "Früher vollzog sich der Produktwechsel im 10-Jahres-Rhythmus, heute vollzieht er sich in zwei bis drei Jahren, in diesem Rhythmus müssen die Maschinen überholt, neue Technologie eingebracht und modernisiert werden." Eine solche Werkzeugmaschine sei der "EndoStar", sagt der Ingenieur Oliver Stammen, der nicht müde wird, das Produkt der Firma Thielenhaus anzupreisen. Um diese Maschine zu entwickeln habe das Unternehmen nicht nur viel Geld, sondern auch jahrelange Arbeit investiert.

Auf Wachstum setzen

"So ist es auch möglich, dass Sonderkonstruktionen für Unfallpatienten hergestellt werden, die keine Standardoperationen brauchen und wo nur ein sehr kurzer Zeitraum besteht, um die Prothese, zugeschnitten auf diesen Unfallpatienten, herstellen zu können", erklärt Stammen. Die Unternehmen auf der Messe in Düsseldorf setzen mit ihren Präzisionsmaschinen auf Wachstum.

Das ist vor allem im Inland notwendig. Während im Ausland nach wie vor die Geschäfte florieren, ging der Umsatz in der Medizintechnik in Deutschland im vergangenen Jahr sogar zurück. Nun hoffen die Maschinenbauer auf eine durchgreifende Reform im Gesundheitswesen, die könnte Geld locker machen für neue Technologien. Denn in deutschen Krankenhäusern, heißt es, habe sich mittlerweile ein Investitionsstau von fast 30 Milliarden Euro gebildet.