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Nigeria setzt auf den Yuan

Philipp Sandner16. August 2016

Yuan im Tausch gegen Naira: Der neue Deal zwischen Nigeria und China soll den gegenseitigen Handelsbeziehungen helfen. In Südafrika funktioniert das Modell bereits. Doch die Voraussetzungen in Nigeria sind andere.

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Yuan-Banknoten
Bild: picture-alliance/dpa

Noch sind die Yuan-Scheine nicht bei Nigerias Geldwechslern zu bekommen. Aber die chinesische Währung gewinnt an Bedeutung in dem Land am Golf von Guinea. Zuletzt beschlossen beide Länder einen Währungsaustausch - ein Deal, von dem der bilaterale Handel profitieren soll. "Bisher wurden Geschäfte mit China in US-Dollar abgewickelt", sagt Philipp Gieg im DW-Gespräch. Der Würzburger Politikwissenschaftler forscht seit Jahren zu den chinesisch-afrikanischen Beziehungen. Das habe aber unnötig viele Geldwechsel bedeutet - und die Wechselkurse unterliegen Schwankungen. Außerdem seien zweimal Gebühren für die Banken fällig gewesen.

Damit soll nun Schluss sein: Ab sofort ist eine größere Summe an chinesischen Yuan bei der nigerianischen Zentralbank hinterlegt, der Gegenwert in nigerianischen Naira ging an die Industrial and Commercial Bank of China. Über die genaue Höhe des Währungsaustauschs gibt es keine Angaben. In informierten Kreisen war zunächst die Rede von Geld im Gegenwert von etwa zehn Milliarden US-Dollar. "Wenn nun ein nigerianischer Unternehmer mit China Handel betreiben will, kann er bei seiner Bank direkt Yuan bekommen, um damit seinen chinesischen Partner zu bezahlen - und umgekehrt", sagt Gieg.

Debatte in Nigeria

Für Nigerias Zentralbankchef Godwin Ifeanyi Emefiele verspricht die neue Entwicklung nur Gutes. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern werde zunehmen, zeigte sich Emefiele in der nigerianischen Presse überzeugt. Im Grunde gehe es darum, Nigeria als Knotenpunkt für den westafrikanischen Handel mit China festzuschreiben, sagte er der nigerianischen Tageszeitung ThisDay. Doch das Abkommen hat einen Haken: Der Handel zwischen beiden Ländern ist nämlich keineswegs ausgeglichen. Nigeria importiert aus China jedes Jahr Waren im Wert von 13,5 Milliarden Dollar. Der Export nach China hat aber nur einen Gegenwert von 1,2 Milliarden.

Nigerias Präsident Muhammadu Buhari und der chinesische Präsident Xi Jinping Foto: Getty Images/Kyodo Newspool
Im April traf Nigerias Präsident Muhammadu Buhari seinen chinesischen Amtskollegen Xi Jinping in PekingBild: Getty Images/Kyodo Newspool

Ein Ungleichgewicht, das auch Präsident Muhammadu Buhari bei seinem Besuch in China im April dieses Jahres nicht verschweigen konnte. Sein Land dürfe nicht allein als Absatzmarkt für chinesische Produkte gesehen werden, sondern müsse auch als Zielland für Investitionen erkannt werden, sagte Buhari. Güter könnten auch lokal hergestellt und verarbeitet werden.

Bisher vertraut Nigeria komplett auf die Einnahmen aus der Erdölförderung. Doch mit dem Verfall des Ölpreises wird das Land weiter in die Abhängigkeit gedrängt, der Naira rutscht ab. Erst vor zwei Monaten entkoppelte die Zentralbank den Naira vom US-Dollar. Mit dem Währungsaustausch hofft die Regierung, den Naira mittelfristig stabilisieren zu können. Doch Kritiker fürchten, der Deal verstärke nur die Abhängigkeit von China.

In Südafrika funktioniert's

Südafrika einigte sich bereits im April 2015 auf einen Währungsaustausch mit China. Auch Südafrika ist Rohstoffexporteur. Von seinen Diamanten und seinem Gold profitiert auch China. Doch das Land am Kap habe einen entscheidenden Vorteil gegenüber Nigeria, sagt Gieg: Es sei wirtschaftlich breiter aufgestellt, stelle etwa selbst Autos her. Die Handelsbilanz mit China sei hier fast ausgeglichen. Wenn durch den Devisenaustausch die Kosten des Handels gesenkt werden, profitieren also beide Partner unmittelbar.

Volkswagen-Werk im südafrikanischen Uitenhage Foto: Friso Gentsch
Südafrikas Handelsbilanz mit China ist ausgeglichener - weil das Land mehr exportiert als nur RohstoffeBild: picture-alliance/dpa

Und auch seine Rolle als politisches Schwergewicht in der Region komme Südafrika zugute. "Südafrika sieht sich selbst gerne als die Stimme Afrikas und wird auch von außen oft so angesehen", sagt Politikwissenschaftler Gieg. Es ist Teil des BRICS-Staatenbündnisses, zu dem auch China gehört - und damit ein wichtiger strategischer Partner. Die fünf aufstrebenden Wirtschaftsmächte versuchen, gemeinsam einen Gegenpol zur Übermacht des Westens zu bilden - etwa mit der BRICS-Bank, die der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds Konkurrenz machen will. "Die Süd-Süd-Kooperation, die die BRICS-Staaten auf politischer Ebene verkünden, wird in die Tat umgesetzt, weil man den Handel miteinander ohne Umweg über den Dollar abwickeln kann", so Gieg.

Wunsch nach mehr Unabhängigkeit

In diesem Licht ist die Stärkung des Yuan auch in anderen Ländern zu sehen. Kenia eröffnete vergangenes Jahr eine Abrechnungsstelle, die es Investoren und Handelsunternehmen ermöglicht, kenianische Schillinge direkt in Yuan zu tauschen. Auch Ghanas Banken dürfen Yuan verkaufen. Und die chinesischen "Panda-Bonds" sind afrikanischen Ländern eine willkommene Möglichkeit, Kredite aufzunehmen, ohne auf die Konditionen der guten Regierungsführung angewiesen zu sein, die Kredite aus Europa und den USA bedeuten würden.

Die Vormachtstellung des US-Dollars wackelt. Doch als Handelspartner bleibe die USA weiter interessant, prognostiziert Politikwissenschaftler Gieg: Wenn der Dollar in afrikanischen Ländern weniger nachgefragt werde, werde er im Vergleich günstiger. Der Anreiz für Geschäfte mit den USA steige dadurch wieder.