Hacker-Angriff auf Atomkraftwerk
26. September 2010Die Behörden im Iran haben am Sonntag (26.09.2010) eingeräumt, was Computerexperten seit Tagen berichten: Ein Computervirus attackiert zehntausende Rechner im ganzen Land. Auch Computer von Arbeitern im Atomkraftwerks Buschehr, das im Oktober seinen Betrieb aufnehmen soll, seien betroffen. Die wichtigen Systeme der Anlage seien intakt, sagte der Leiter des Atomkraftwerks, Mahmud Dschafari, laut der Nachrichtenagentur IRNA. Am Zeitplan für die Inbetriebnahme werde deshalb festgehalten.
Angriff aus dem Ausland?
Der unter dem Namen "Stuxnet" bekannte Virus hat nach Angaben der iranischen Regierung inzwischen rund 30.000 Industrieanlagen befallen. Der Virus greife vor allem vom deutschen Siemens-Konzern entwickelte Kontrollsysteme an. "Ernsthafte Schäden" habe es aber nicht verursacht, behauptete die Regierung.
"Stuxnet" spioniere die Kontrollsysteme von Industrieanlagen, Kraftwerken und Ölförderanlagen aus, sagte der Beauftragte für Informationstechnologie im iranischen Industrieministerium, Mahmud Liaji, der Zeitung "Iran Daily". Seiner Vermutung nach könnte eine fremde Regierung hinter dem Virus stecken, sagte Liaji. Er nannte allerdings keine Namen.
Buschehr als mutmaßliches Ziel
Den Virusangriff hatten zuerst Computerexperten aus Deutschland öffentlich gemacht. Befallen sind auch Computer in Großbritannien, Indonesien, Indien und den USA. Als erstes aufgetaucht ist der Virus aber im Iran, dort hat er sich auch am stärksten ausgebreitet. Vermutet wird daher, dass das Atomkraftwerk Buschehr das eigentliche Ziel des Virus ist. Dessen Inbetriebnahme wird im Westen mit Argwohn verfolgt, der den Iran verdächtigt, Atomwaffen bauen zu wollen.
Der Fall Stuxnet wird von Experten schon als der erste großangelegte Cyberkrieg gehandelt, sollte sich bestätigen, dass dahinter eine gezielte Attacke auf Buschehr steckt. Der Virus ist nach Einschätzung von Experten gezielt für Angriffe auf Kontrollsysteme von Industrie-Steuerungsanlagen programmiert worden. Außerdem gilt die Technik des Virus als extrem kompliziert und ausgefeilt.
Autor: Dirk Eckert (afp, dapd)
Redaktion: Stephan Stickelmann