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Griechenland bittet den IWF um Geld

25. Juli 2015

Es wirkt wie ein Canossagang, wenn die Syriza-Regierung den ungeliebten Währungsfonds um einen neuen Kredit bitten muss. Doch erst dieser Schritt eröffnet den Weg zu neuen Finanzhilfen für Athen.

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Der griechische Finanzminister Euklid Tsakalotos und IWF-Chefin Christine Lagarde bei Krisenberatungen in Brüssel (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/F. Lenoir

Vor kaum einem Monat hatte Griechenland eine überfällige Rate an den Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht gezahlt und damit die internationalen Gläubiger endgültig gegen sich aufgebracht. Mit diesem Schritt entfalle "jede künftige Zahlung durch den IWF", hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble daraufhin in der ARD gepoltert. Griechenland ist das einzige Land in der Geschichte des IWF, das einen Kredit platzen ließ.

Doch seitdem hat sich die Lage und vor allem auch der Blick auf Griechenland erheblich verändert. Das überschuldete Euroland ist langsam wieder auf dem Weg zur Normalität, nachdem sich die Regierung mit den internationalen Gläubigern auf eine Brückenfinanzierung einigen konnte. So wurden am Freitag die Kapitalverkehrskontrollen gelockert. Firmen dürfen mehr Geld ins Ausland überweisen, um den Import von Rohstoffen zu erleichtern. Kommende Woche könnte die seit einem Monat geschlossene Börse in Athen wieder öffnen. Ein entsprechender Vorschlag wurde an die Europäische Zentralbank geschickt, um die Währungshüter nach ihrer Meinung zu befragen.

Geste des guten Willens

Und nun stellt die Regierung beim Internationalen Währungsfonds einen förmlichen Antrag auf die Gewährung weiterer Kredite: "Wir möchten Sie darüber informieren, dass wir um einen neuen Kredit bitten", schrieb Finanzministers Euklid Tsakalotos an IWF-Chefin Christine Lagarde. Damit ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Aufnahme von Verhandlungen über neue längerfristige Finanzhilfen für das hoch verschuldete Land getan. Offenbar ging es Athen mit dem Schreiben an die "liebe Generaldirektorin des IWF" auch um eine Geste des guten Willens.

"Der IWF ist der schwierigste und härteste Verhandlungspartner", sagte die griechische Regierungssprecherin Olga Gerovasili in einem Radiointerview. Tatsächlich ist die Rolle des Währungsfonds bei den Verhandlungen über neue Finanzhilfen noch nicht klar. Die Gespräche hätten ursprünglich am Freitag beginnen sollen. Die EU-Kommission erklärte in Brüssel: "Wir erwarten, dass die Institutionen, inklusive dem (Rettungsschirm) ESM, in den kommenden Tagen nach Athen reisen".

Athen hatte wegen der drakonischen Reformforderungen des IWF immer wieder Vorbehalte gegenüber einer Beteiligung des Währungsfonds an künftigen Hilfen geäußert. Beim jüngsten Euro-Sondergipfel am 13. Juli scheiterte die griechische Regierung jedoch vor allem an Deutschland mit ihrem Ansinnen, den IWF an einem dritten Kreditpaket nicht mehr zu beteiligen.

rb/nem (afp, ap, dpa, rtr)