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Friedliche Wahlen in Guinea

27. Juni 2010

Erstmals seit der Unabhängigkeit Guineas vor mehr als 50 Jahren fanden im westafrikanischen Staat freie Präsidentschaftswahlen statt. Insgesamt traten bei der Wahl 24 Bewerber für das Präsidentenamt an.

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Menschen warten an der Wahlunrne (Foto: ap)
Rund 4,2 Millionen Bürger dürften wählenBild: AP

Erstmals seit der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1958 bestimmten die Einwohner des westafrikanischen Landes Guinea in freien Wahlen ihren neuen Präsidenten. Mehr als vier Millionen Wähler waren am Sonntag (27.06.2010) zur Stimmabgabe aufgerufen. Der Wahlkampf der 24 Kandidaten, unter ihnen eine Frau, war relativ friedlich verlaufen. Armeeangehörige oder Mitglieder der Übergangsregierung traten nicht an. Zu den Favoriten gehören zwei ehemalige Ministerpräsidenten, Cellou Dalein Diallo und Sidya Touré, sowie der langjährige Regierungskritiker Alpha Condé.

Konaté hatte zu friedlichen Wahlen aufgerufen

Militärmachthaber Sékouba Konaté (Foto: ap)
Militärmachthaber Sékouba KonatéBild: AP

Internationale Beobachter bewerteten die Abstimmung als fair. Militärmachthaber General Sékouba Konaté sicherte noch am Samstag eine transparente Abstimmung zu und rief die Kandidaten auf, ihre Anhänger von Gewalttaten abzuhalten. Die Nation stehe vor der Wahl zwischen Demokratie und Chaos, sagte er.

Es wurde damit gerechnet, dass die Wähler sich nach der ethnischen Zugehörigkeit der Kandidaten entscheiden. Die meisten Angehörigen der Volksgruppe der Peuhl, die 40 Prozent der Bevölkerung stellen, werden wohl Diallo ihre Stimme geben. Die Malinke, die 30 Prozent der Bevölkerung ausmachen, dürften für Condé oder den anderen, den ehemaligen Ministerpräsidenten, Lansana Kouyaté, stimmen. Erste vorläufige Ergebnisse sollten nicht vor Mittwoch bekanntgegeben werden

Massaker im September 2009

Toter im Sack (Foto: ap)
Viele Tote mussten nach dem Massaker 2009 identifiziert werdenBild: DPA

Guinea wurde seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1958 von kommunistischen Diktatoren und Militärmachthabern regiert. Im September 2009 schossen Soldaten im Stadion von Conakry auf Demonstranten und töteten mehr als 150 Menschen. Mehr als 1000 wurden verletzt, etwa 100 Frauen vergewaltigt. Am 3. Dezember wurde der damalige Diktator Moussa "Dadis" Camara von dem Chef seiner Präsidentengarde in den Kopf geschossen. Er überlebte und ging schließlich ins Exil.

Sein Stellvertreter, General Konaté, vollzog die Kehrtwende: Er ernannte einen zivilen Ministerpräsidenten, richtete einen vorläufigen Regierungsrat ein und setzte eine neue Verfassung durch, die die Macht des Präsidenten deutlich beschneidet und seine Amtszeit auf zwei Legislaturperioden beschränkt. Seitdem können die Guineer zum ersten Mal seit Jahrzehnten in der Öffentlichkeit frei sprechen und ihre Kritik äußern.

Mit ersten Ergebnissen wird 72 Stunden nach Schließung der Wahllokale um 20.00 Uhr MESZ gerechnet. Sollte keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erzielen, kommt es am 18. Juli zu einer Stichwahl zwischen den beiden Erstplatzierten.

Autorin: Annamaria Sigrist (apn, afp, rtre)
Redaktion: Herbert Peckmann