1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Frauen im Fronteinsatz

26. März 2003

Anders als in der Bundeswehr sind Frauen in der US-Armee seit langem Teil der Truppe. Aber von Kampfhandlungen werden Töchter, Ehefrauen und Mütter auch in den Vereinigten Staaten so weit wie möglich ferngehalten.

https://p.dw.com/p/3Qd4
Bild: AP

Die Frauen in der US-Armee dienen meist als medizinisches oder Versorgungspersonal fernab der Frontlinie. Doch aufgrund einer neuen Strategie für den Irak-Krieg sind Soldatinnen jetzt zum ersten Mal in der Geschichte der US-Armee an vorderster Front im Einsatz - eine Gesetzesänderung nach dem Golfkrieg 1991 machte es möglich.

Logistikeinheit begleitet Bodentruppen

Frauen in der USA Armee Briefmarke
Briefmarke - Frauen in der US-ArmeeBild: AP

Valencia Curry hofft, ihre kämpferischen Fähigkeiten unter Beweis stellen zu können. "Wir denken alle darüber nach und hoffen, die Waffe zu gebrauchen, damit wir das hinterher erzählen können", sagt die 21-jährige Obergefreite beim Vormarsch Richtung Bagdad. Curry war auf der Militärschule die beste ihrer Klasse und stellte mit ihrer Schnelligkeit beim Auseinander- und Zusammenbauen von Waffen alle 16 männlichen Kollegen und eine andere Frau in den Schatten. Ihre hervorragenden Leistungen brachten Curry in die Versorgungseinheit FSSG, die vor wenigen Tagen mit dem Ersten Expeditionskorps der Marineinfanterie in Irak einmarschierte.

Früher wurde die Versorgung immer zur Front gefahren. Aber als US-Militärstrategen den Irak-Krieg planten, beschlossen sie, die Logistiker direkt in die Kampftruppen an der Front zu integrieren. Damit sollte ein Versorgungsengpass vermieden und die Kampfkraft verbessert werden. Die FSSG versorgt die Kampfeinheiten mit Munition, Lebensmitteln und Benzin und kümmert sich um die Kranken und Verletzten. Obwohl all dies unverzichtbar für die Marines ist, blicken die "echten" Kämpfer auf ihre Assistenten herunter.

Die zentrale Rolle der Logistik

Die 28-jährige Maria Mattison ist Leutnant und leitet die 111. Versorgungseinheit. Sie bringt ihre Erfahrungen auf den Punkt: "Wir werden immer als Nachhut angesehen, weil wir Logistiker sind. Die Kampftruppen sind so sehr auf die Front konzentriert, dass sie die Logistik vergessen." Dass alle sagen, erstmals in der Geschichte seien Frauen an vorderster Front dabei, kann Mattison nicht verstehen. "Logistiker sind doch in jedem Krieg das erste Ziel des Feindes", sagt sie.

Mehr als den Tod fürchtet Mattison den Neid ihres Mannes John, der als Leutnant der Marines voraussichtlich nicht nach Irak eingezogen wird und in den USA auf ihre Rückkehr wartet. "Ich hoffe nur, dass er nicht enttäuscht ist, weil ich diejenige bin, die hier an der Front ist", sorgt sich die Soldatin.

Keine Diskriminierung der Soldatinnen

Der Kommandeur der Logistikeinheit ist ein Mann. Oberst John Pomfret legt Wert auf das besondere Kampftraining, das seine weiblichen Soldaten durchlaufen haben - damit sie auf Zack kommen und mit ihren männlichen Kollegen mithalten können, wie er sagt. "Sie haben eine Übung nach der anderen gemacht", sagt er. Wenn Frauen sich an der Front aufhielten, würden sie mitkämpfen. Es sei aber nicht ihre Aufgabe, einen Angriff zu starten und eine aktive Rolle im Kampf einzunehmen, betont Pomfret.

Valencia Curry und ihre Kollegin Renae Ross spüren von Frauendiskriminierung nach eigenen Angaben nichts. Allerdings habe sie sich erstmal an den Gedanken gewöhnen müssen, als eine der ersten Frauen in der Geschichte der USA im Fronteinsatz zu sein, sagt Ross: "Es ist mein erster Kampfeinsatz, und es ist ziemlich aufregend".

Gefährlicher Einsatz

Obwohl die US-Soldatinnen an der Front hauptsächlich Logistikaufgaben übernehmen, bleibt der Einsatz gefährlich. Am Sonntag (23. März 2003) meldete das irakische Fernsehen, fünf amerikanische Gefangene gemacht zu haben, darunter auch eine Frau. Sie waren in der Umgebung von Nasirija im Südirak in heftige Kämpfe verwickelt und in einen Hinterhalt geraten. Ihr Schicksal ist unklar.

Hinweis: Angaben zu Truppenbewegungen, Opfern und Schäden basieren zumeist auf Informationen der Kriegsparteien und können in der Regel nicht unabhängig überprüft werden.