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Euro-Zone verliert überraschend an Schwung

14. August 2015

Weil Frankreich und Italien schwächeln, ist die Wirtschaftsleistung im Euroraum nur mäßig gewachsen - trotz eines schwachen Euros, der die Exporte beflügelt. Eine Überraschung bietet Griechenland.

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Symbolbild deutsche Exporte EU
Bild: picture-alliance/dpa

Der Aufschwung in der Euro-Zone hat im zweiten Quartal wegen der Schwäche in Frankreich und Italien überraschend an Kraft verloren. Das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone wuchs von April bis Juni nach ersten Schätzungen um 0,3 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. In den beiden Vorquartalen hatte es noch zu einem Plus von 0,4 Prozent gereicht. Volkswirte hatten für das Frühjahr ebenfalls 0,4 Prozent erwartet.

Die großen Euro-Länder schnitten sehr unterschiedlich ab. Die größte Volkswirtschaft Deutschland gewann leicht an Schwung und wuchs um 0,4 Prozent. Positive Impulse kamen vor allem vom Außenbeitrag. Die Exportnation Deutschland profitiert seit Monaten vom schwachen Euro. Das macht Waren "Made in Germany" außerhalb der Eurozone günstiger. Die deutsche Exportwirtschaft legte trotz eines leichten Dämpfers im Juni das stärkste erste Halbjahr seit 2011 hin und ist für das Gesamtjahr auf Rekordkurs.

Niedriger Ölpreis hilft

Zudem begünstigt der niedrige Ölpreis viele Unternehmen - und stärkt zugleich die Kaufkraft der Verbraucher. Sie können tendenziell günstiger tanken und heizen und haben deshalb mehr Geld für andere Konsum- und Gebrauchsgüter übrig. Das schiebt den Konsum als Konjunkturtreiber an.

Dagegen tritt die französische Wirtschaft auf der Stelle. Das Bruttoinlandsprodukt stagnierte von April bis Juni im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistikamt Insee in Paris mitteilte. Ökonomen hatten ein Wachstum von 0,2 Prozent vorausgesagt. Zu Jahresbeginn war die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone noch um revidiert 0,7 Prozent gewachsen. Ein schlechteres Ergebnis verhinderten die Exporte, die um um 1,7 Prozent zulegten. Dagegen schrumpfte der private Konsum um 0,9 Prozent - was hauptsächlich an geringeren Ausgaben für Energie lag.

Frankreich stagniert

Experten trauen Frankreich keine großen Sprünge zu. "Insbesondere eine anhaltend schwache Investitionstätigkeit deutet darauf hin, dass die französische Konjunktur auch im weiteren Jahresverlauf kaum an Tempo gewinnen dürfte", sagte BayernLB-Ökonom Stefan Kipar. Die EU-Kommission traut Frankreich in diesem Jahr nur ein Wachstum von 1,1 Prozent zu. Zum Vergleich: Für die Euro-Zone insgesamt werden 1,5 Prozent erwartet, für Deutschland 1,9 Prozent. Frankreich leidet unter einer Rekordarbeitslosigkeit und steigenden Staatsschulden.

Die italienische Wirtschaft verlor im zweiten Quartal überraschend an Schwung. Das Bruttoinlandsprodukt stieg zwischen April und Juni um 0,2 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt mitteilte. Das sei vor allem den wachsenden Dienstleistern zu verdanken, während die Industrie stagnierte und die Landwirtschaft sogar schrumpfte. Ökonomen hatten erwartet, dass es wie am Jahresbeginn zu einem Plus von 0,3 Prozent reichen wird.

Überraschung Griechenland

Italien hat drei Jahre Rezession hinter sich. Für 2015 sagt die EU-Kommission Italien ein Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent voraus, das sich 2016 auf 1,4 Prozent beschleunigen soll. Ausgerechnet das krisengeplagte Griechenland hängte die großen Drei ab: Es schaffte ein Plus von 0,8 Prozent, wozu wohl eine starke Tourismussaison beigetrug. In Spanien legte das Bruttoinlandsprodukt sogar um 1,0 Prozent zu.

Die Aussichten für die Eurozone bleiben gedämpft. Besonders der Exportaufschwung ist trotz des billigeren Euro, der Waren in Übersee günstiger gemacht, gefährdet. Grund dafür ist die schlappe Weltwirtschaft. Besonders China sorgte zuletzt mit schwachen Konjunkturdaten, Börsen- und Währungsturbulenzen für negative Schlagzeilen. Die EU-Kommission erwartet 2015 ein Wachstum von 1,5 Prozent. 2014 waren es 0,9 Prozent.

Wen/stu (rtrd, dpa, afp)