1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Euro in der Hand, die DM im Kopf

22. Januar 2002

Die meisten Bundesbürger haben nach Umfragen noch kein Gefühl für das neue Geld entwickelt. Sie rechnen Euro-Preise nach wie vor in D-Mark um. Mehr als 70 Prozent glauben, dass der Euro zu Preiserhöhungen geführt hat.

https://p.dw.com/p/1jcO
Euro-Mania: Hobbykünstler Lutz Punte schuf eine Euro-SchneeskulpturBild: AP

Das Meinungsforschungsinstitut Infratest befragte 1100 Menschen. Nur jeder Fünfte (22 Prozent) gab an, bereits ein "Preis-Gefühl" für die neue Währung entwickelt zu haben. Drei Viertel der Deutschen (77 Prozent) verhielten sich wie im Auslandsurlaub: Die neuen Euro-Preise werden wie die einer Fremdwährung in die "eigene Währung" D-Mark umgerechnet. Besonders selbstsicher gäben sich im Umgang mit der Euro-Währung die Männer. Die Entscheidung, ob etwas teuer oder günstig ist, trifft nach eigenen Angaben gut jeder Vierte (28 Prozent) aus dem Bauch. Frauen seien da deutlich vorsichtiger: Nur 17 Prozent ließen sich beim Griff nach Euro und Cent vom Gefühl leiten.

Die Macht des Faktischen

Eine ebenfalls am Montag veröffentlichte Forsa-Umfrage ergab, dass sich trotzdem 77,7 Prozent schon an das neue Geld gewöhnt hätten. 68,8 Prozent erklärten laut Forsa, sie hätten gute Erfahrungen beim Umtausch gemacht. Nur 8,5 Prozent sprachen von schlechten Erfahrungen. Laut Forsa haben 15,4 Prozent der Bundesbürger inzwischen "sehr großes" Vertrauen in den Euro und 49,6 Prozent "großes" Vertrauen.

Euro ist für Bundesbürger ein Teuro

Einigkeit herrscht offensichtlich in der Frage, ob der Euro zu Preiserhöhungen geführt hat: Laut Infratest sind 70 Prozent dieser Ansicht; Forsa zufolge glauben dies 73 Prozent. Nur rund zwei bis drei Prozent sind der Ansicht, dass die Preise nach der Euro-Einführung niedriger seien als vorher.

Mittlerweile hat die Deutsche Bundesbank dementiert, dass Chefvolkswirt Hermann Remsperger mit einem kräftigen Teuerungsschub wegen der Euro-Bargeldeinführung rechne. Die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" hatte am Dienstag berichtet, dass Remsperger bei der Januar-Inflation eine Drei vor dem Komma nicht mehr ausschließe. Ein Bundesbank-Sprecher sagte dagegen, Remsperger habe nur erläutert, dass die Januar-Teuerung über der Dezember-Rate von 1,7 Prozent liegen werde. Grund: Saisonbedingt höhere Preise für Lebensmittel und gestiegene Benzinpreise. Der Chefvolkswirt habe die Inflationssteigerung aber nicht auf den Wechsel zum Euro zurückgeführt und keine Zahl genannt. Bundesbankpräsident Ernst Welteke vertrat bisher die Meinung, dass der Trend bei der Inflation rückläufig sei. Im Schnitt des Gesamtjahres 2002 sei eine Rate von 1,0 Prozent zu erwarten. (im)