EU-Jobcenter in Mali
9. Februar 2007Afrikanische Auswanderer mit Ziel Europa sollen noch in diesem Jahr eine Anlaufstelle in Mali bekommen. Wie ein Arbeitsamt solle das als Pilotprojekt konzipierte Zentrum den Afrikanern Jobs in Europa vermitteln und Sprachkurse sowie Ausbildungen anbieten, erklärte ein Sprecher der EU-Kommission am Freitag (9.2.2007) in Brüssel.
EU-Entwicklungskommissar Louis Michel habe sich mit der Regierung von Mali auf den Start des Projekts geeinigt. Es werde unter malischer Verantwortung eingerichtet, bekomme aber finanzielle, personelle und technische Unterstützung aus der EU. Der europäische Entwicklungsfonds halte in diesem Jahr 37 Millionen Euro für Mali und Senegal bereit, sagte Michels Sprecher Amadeu Altafaj.
Jobcenter noch ohne Jobs
Wie viele europäische Arbeitsplätze das Zentrum anbieten kann, ist noch unklar. "Die Job-Angebote sind eine Sache der Mitgliedstaaten", sagte Altafaj. Die 27 EU-Staaten hätten in Brüssel noch keine Listen mit Arbeitsplatzangeboten für Einwanderer eingereicht. Das gelte auch für Spanien und Frankreich, die bei dem Vorhaben in Mali eng mit der Kommission zusammenarbeiten.
"Wir wissen nicht, wie viele Menschen in dieses Zentrum kommen werden", sagte Altafaj. "Aber wir hoffen und glauben, dass eine große Zahl kommt und Alternativen zur illegalen Einwanderung findet, bei der sie ihr Leben aufs Spiel setzt." Jedes Jahr kommen zehntausende Afrikaner auf dem Seeweg illegal nach Europa. Viele von ihnen ertrinken dabei oder sterben an Auszehrung.
Entwicklung auch vor Ort
"Diese Leute kommen in jedem Fall", sagte der Sprecher. Das Zentrum in Mali solle helfen, die Zuwanderung in legale Bahnen zu lenken. Es soll auch den Aufbau arbeitsintensiver Betriebe in Afrika vorantreiben, dort Arbeitsplätze vermitteln, Mikrokredite vergeben und Hilfen für Rückkehrer anbieten. Wenn das Experiment erfolgreich sei, könnte es auf andere Länder Afrikas ausgeweitet werden.
Die EU-Regierungschefs hatten sich bei ihrem Gipfeltreffen im vergangenen Dezember darauf geeinigt, gemeinsam mit armen Staaten neue Wege für die legale Arbeitsmigration zu schaffen. Eine gesteuerte Zuwanderung könne allen Seiten Vorteile bringen, hieß es. Auch der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte sich für neue Modelle der befristeten Zuwanderung auf europäischer Ebene ausgesprochen. (rri)