1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ermittlungen gegen den Ex-Chef von Porsche

21. August 2009

Die Übernahmeschlacht zwischen Volkswagen und Porsche hat ein juristisches Nachspiel. Im Visier der Staatsanwaltschaft stehen der ehemalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und der frühere Finanzvorstand Holger Härter.

https://p.dw.com/p/JFit
Wiedeking winkt den Porsche-Mitarbeitern zu (Foto: AP)
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen WiedekingBild: AP

Am Donnerstagnachmittag haben Ermittler der Staatsanwaltschaft Büros von Porsche durchsucht und am Stammsitz in Stuttgart-Zuffenhausen Unterlagen beschlagnahmt, bestätigte ein Porsche-Sprecher. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart sagte, die Börsenaufsicht BaFin habe Hinweise auf unberechtigte Weitergabe von Insiderinformationen und auf den Verdacht der Marktmanipulation weitergeleitet.

Seltsame Kurssprünge

Ein Mitarbeiter der Niedersächsischen Börsen AG hält vor dem Börsengebäude in Hannover drei historische Wertpapiere in der Hand (dpa)
Kurzfristig das wertvollste Unternehmen auf der WeltBild: picture-alliance/ dpa

Hintergrund ist der gescheiterte Versuch Porsches, mit Optionen auf Aktienkäufe den viel größeren Autobauer Volkswagen zu übernehmen. Dabei kam es zu seltsamen Kurssprüngen, die bisher nicht hinreichend erklärt werden konnten. VW-Stammaktien, die lange um die 150 Euro pendelten, schossen am 26. Oktober 2008

auf über 1000 Euro. Porsche hatte angekündigt, 75 Prozent der stimmberechtigten Aktien kaufen zu wollen. Für ein paar Stunden wurde VW zum teuersten Unternehmen auf der Welt. Porsche hatte noch im Februar 2008 abgestritten, eine Mehrheit bei VW anstreben zu wollen. Jetzt wird überprüft, ob Porsche bewusst monatelang den Markt im Unwissen gelassen hatte.

Ein genialer Coup

Mit einem Anteil von 75 Prozent der stimmberechtigten Aktien, der sogenannten Stammaktien, hätte Porsche VW einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag aufzwingen können. Dann hätte Porsche die gefüllte VW-Kasse plündern können, um damit den Schuldenberg abzubauen, den Porsche angehäuft hatte, um die VW-Übernahme zu finanzieren. Ein auf den ersten Blick genialer Plan.

Händeschütteln zwischen Ferdinand Piëch und Christan Wulff, Wiedeking im Hingrund (Foto: AP)
Gemeinsam gegen Wiedeking: VW-Aufsichtsrat Piëch (links) und Niedersachsens Ministerpräsident Wulff (rechts)Bild: AP

Anfang 2009 schien das ehrgeizige Ziel des damaligen Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking zum Greifen nah. Doch die Finanzkrise macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Auch hat er sich in Sachen VW-Gesetz verspekuliert. Das VW-Gesetz sichert dem Land Niedersachsen eine Sperrminorität, obwohl das Land nur wenig mehr als 20 Prozent der VW-Stammaktien besitzt. Die EU-Kommission protestierte zwar gegen das sogenannte VW-Gesetz, der Europäische Gerichtshof entschied gar, es verzerre den Wettbewerb. Die Bundesregierung hat das Gesetz zwar leicht geändert, hielt aber an der Sonderrolle Niedersachsens fest. Ohne die Zustimmung des Landes läuft bei VW nichts.

Für den erfolgsverwöhnten Porsche-Chef Wiedeking begann nun eine Pechsträhne. Erst platzte sein Traum von der VW-Übernahme, dann folgten sein Rauswurf, die Übernahme von Porsche durch VW und jetzt die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.

Wer blickt noch durch?

Holger Härter, Finanzvorstand der Porsche Automobil Holding SE
Auch gegen ihn wird ermittelt: Holger Härter, Ex-Finanzchef von PorscheBild: picture-alliance / dpa

Die Kapriolen der VW-Kurse gehen indes an der Börse weiter. Während die VW-Stammaktien am Donnerstag erneut einbrachen und mit einem Minus von 14 Prozent bei 146 Euro schlossen, legten die Vorzugspapiere um 15 Prozent auf 68 Euro zu. Stammaktien haben ein Stimmrecht. Vorzüge nicht, haben aber Vorteile bei den Dividenden. Grund für den neuen Absturz der Stammaktien: das "Manager-Magazin" berichtete am Mittwoch, dass Katar über Optionen nur ca. 80 Euro für eine VW-Stammaktie gezahlt hätte. Auch wurde aus Finanzkreisen berichtet, dass Katar von Porsche auch Optionen auf VW-Vorzugsaktien erworben hätte, was Porsche verschwiegen hat. Optionsgeschäfte sind in Deutschland allerdings nicht meldepflichtig.

Die komplizierten Optionsgeschäfte mit VW-Aktien wurden von dem ehemaligen Porsche-Finanzvorstand Holger Härter gestrickt, um Wiedekings Traum von der VW-Übernahme zu verwirklichen. Die finanziellen Tricks im Zuge des Übernahmepokers werden Justiz und Medien noch eine ganze Weile beschäftigen.

Autorin: Zhang Danhong

Redaktion: Andreas Becker