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Empörung über pompöses Mafia-Begräbnis in Rom

21. August 2015

Die Beisetzung eines berüchtigten Clanchefs in Rom war filmreif: Eine goldverzierte Kutsche brachte den Sarg zur Kirche, begleitet von der Musik eines Mafiafilms. Italienische Politiker und Kirchenvertreter sind erzürnt.

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Der Sarg des toten Clan-Chefs wird zur Prunkkutsche gebracht (Foto: AP)
Der Sarg des toten Clan-Chefs wird zur Prunkkutsche gebrachtBild: picture-alliance/AP-Photo/M. Percossi

Der römische Mafia-Clan Casamonica hat mit einer üppig inszenierten Trauerfeier für Ärger und Entrüstung gesorgt. "Es ist inakzeptabel, wenn ein Begräbnis benutzt wird, um mafiöse Botschaften auszusenden", sagte der römische Bürgermeister Ignazio Marino. Innenminister Angelino Alfano forderte nach einem Bericht der Zeitung "La Repubblica" von der Präfektur in Rom einen Bericht über den Vorgang an. Die Präsidentin der parlamentarischen Anti-Mafia-Kommission, Rosy Bindi, sagte: "Es ist alarmierend, dass die Beerdigung eines Mitglieds des Casamonica-Clans, der in zahlreiche Ermittlungen zu Kriminalität und Mafiaaktivitäten in Rom verwickelt war, zu einer Zurschaustellung der Macht der Mafia geworden ist."

Der Sarg des 65-jährigen Clan-Chefs Vittorio Casamonica wurde in einer mehrspännigen schwarzen Kutsche mit Kreuz auf dem Dach zur Don Bosco Kirche am Rande von Rom transportiert. Sechs schwarze Pferde zogen die goldverzierte Prunkkutsche. Eine Musikkapelle spielte die Titelmelodie aus dem Hollywood-Mafiafilm "Der Pate". Aus einem Hubschrauber regneten rote Rosenblätter auf die Trauergemeinde herab. Auf einem Plakat wurde der Mafia-Boss als "König von Rom" geehrt. Auf einem anderen Transparent war zu lesen: "Rom hast du erobert, jetzt wirst du das Paradies erobern."

Kirche verärgert

Auch Repräsentanten der katholischen Kirche zeigten sich erbost über die obszöne Zurschaustellung der Macht der organisierten Kriminalität. Der Kardinalvikar des Bistums Rom, Agostini Vallini, will dem Vorgang persönlich nachgehen. Der im Umgang mit der Mafia erfahrene Erzbischof des sizilianischen Monreale, Michele Pennisi, warf den Behörden Untätigkeit vor. Diese hätten sofort einschreiten müssen, als sich das Geschehen vor der Kirche abzeichnete, sagte Pennisi, der auch Mitglied des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden ist.

Der Pfarrer, der die Trauerfeier leitete, wurde nach Angaben des Vikariats von Rom durch die Inszenierung überrascht. Er habe die Casamonica nur dem Namen nach gekannt, sagte der Salesianerpater Giancarlo Manieri nach der Feier: "Man hat mir erst wenige Minuten vor der Messe gesagt, dass der Tote der sogenannte Prinz war."

Religion als Feigenblatt

Der Leiter des Anti-Mafia-Dachverbands "Libera", Luigi Ciotti, kritisierte die Beisetzung scharf. Die christliche Zeremonie sei für eine Zurschaustellung von Macht missbraucht worden, zitiert ihn der Pressedienst SIR. Mafia-Organisationen nutzten immer wieder eine religiöse Fassade als Feigenblatt für kriminelle Machenschaften.

Angehörige trauern bei der Beerdigungszeremonie um den Verstorbenen (Foto: AP)
Angehörige trauern bei der Beerdigungszeremonie um den VerstorbenenBild: picture-alliance/AP-Photo/M. Percossi

Mitglieder des Clans Casamonica werden für zahlreiche kriminelle Geschäfte und Straftaten verantwortlich gemacht, unter anderem im Bereich Drogenhandel und Geldwäsche. Angehörige des Clans zählen zu den Angeklagten aus den Reihen der sogenannten Hauptstadt-Mafia, die ab 5. November wegen des Verdachts auf schwere Korruption vor Gericht stehen.

kle/sp (kna, epd, dpa, ape)