Frankfurt bleibt in der Bundesliga
23. Mai 2016Es wurde ein Feuerwerk - allerdings nur auf der Tribüne. Beim Auflaufen der Mannschaften warfen Frankfurter Anhänger Feuerwerksraketen auf das Spielfeld, zündeten Böller an und brannten Bengalos ab - die Südkurve war in dichten Rauch gehüllt. Später fackelten dann auch die Nürnberger Ultras Pyrotechnik ab.
Auf dem Platz dagegen war beim 1:0 (0:0)-Erfolg der Frankfurter in Nürnberg kaum etwas Erhellendes zu sehen. Nach dem 1:1 im Hinspiel musste der Erstligist auswärts mindestens ein Tor erzielen, um in der Liga zu bleiben. Auch Nürnbergs Trainer René Weiler hatte vor der Partie angekündigt, nicht zu Null spielen zu wollen, sein Team stand aber sehr tief in der eigenen Hälfte und rückte nur für Konter kurzweilig raus.
Aus für Stendera nach elf Minuten
Die Frankfurter hatten - ähnlich wie im Hinspiel - keine Ideen, wie sie die Abwehrkette des Gegners mit teilweise sechs Spielern überlisten sollten. Im Strafraum der Nürnberger tummelten sich die Profis, die Offensivaktionen der Eintracht waren selten schnell genug und noch seltener überraschend.
Auch das frühe Aus von Frankfurts Marc Stendera in der 11. Minute kann nicht als Erklärung für die inspirationslosen ersten 60 Minuten Spielzeit gelten. Der Mittelfeldspieler verdrehte sich das Knie, für ihn kam der Mexikaner Marco Fabian auf den Rasen. Frankfurts Trainer Niko Kovac brachte in der 58. Minute dann den noch nicht ganz fitten Torjäger Alexander Meier. Aber es war nicht der von den Fans selbsternannte Fußballgott, der die Eintracht jubeln ließ. Sondern Haris Seferovic.
Doppelübersteiger und feiner Pass von Gacinovic
Ausgerechnet Seferovic (Foto oben) erzielte das einzige und entscheidende Tor. Der Schweizer Nationalspieler war bei den Eintracht-Fans in den vergangenen Monaten wegen seiner wenig überzeugenden Leistung zuletzt hart angefeindet und teilweise übel beschimpft worden.
In der 66. Minute lieferte Mijat Gacinovic aus Serbien über links mit einem Doppelübersteiger und feinen Pass auf die Füße von Seferovic die eigentliche Arbeit. Der Schweizer musste den Ball nur noch über die Linie drücken (66. Minute) - und avanciert somit ganz schnell vom Buhmann zum Relegationshelden. Er hatte zuletzt im November getroffen. "Heute hat es geklappt. Es gibt doch einen Gott", meinte
der Stürmer.
Abschied trotz Klassenerhalt
"Es wäre tragisch gewesen, wenn wir in die Zweite Liga hätten gehen müssen", meinte Frankfurts Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen, der Tränen in den Augen hatte. Zum einen vor Erleichterung ob des Klassenerhalts. Zum anderen, weil er nach 13 Jahren als Boss bei der Eintracht nun aufhört. "Über zwei Spiele waren wir klar besser", meinte Eintracht-Trainer Niko Kovac. "Wir hatten viel mehr Ballbesitz."
Dass letztlich Frankfurt der verdiente Sieger im Relegationsduelle war, gab auch Nürbergs Vorstand Sport, Andreas Bornemann, nach der Partie zu: "In der Summe hat es nicht gereicht. Die Mannschaft hat leidenschaftlich gekämpft, aber die fußballerische Qualität hat den Ausschlag gegeben."
Russ nach Tumor-Operation wohlauf
Vor dem Spiel hatten die Frankfurter Spielern mit Trikots mit der Nummer "4" an ihren erkrankten und gelb-gesperrten Kapitän Marco Russ, der wegen einer Tumor-Operation am Montag gar nicht nach Nürnberg gereist war. "Er hat gesagt, dass er wohlauf ist", berichtete Kovac.
Nicht nur sportlich, auch finanziell ist der Klassenerhalt für die Eintracht enorm wichtig. Zuletzt war aus Vorstandskreisen der Eintracht AG immer wieder zu hören, dass ein neuerlicher Abstieg gut 70 Millionen Euro kosten würden. Allein Fernsehgelder in Höhe von 22,4 Millionen Euro wären dann weggefallen.