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Alles oder nichts im Relegations-Rückspiel

Calle Kops sid
22. Mai 2016

Für Eintracht Frankfurt und den 1. FC Nürnberg steht am Montag die Zukunft auf dem Spiel: Wer darf in der nächsten Saison in der 1. Liga spielen? Die SGE hat viel zu verlieren, der FCN ist quasi zum gewinnen verdammt.

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Nürnbergs Niclas Füllkrug (2.v.l.) im Kopfballuell mit Frankfurts David Abraham (r.) (Foto: picture-alliance/Fotostand)
Bild: picture-alliance/Fotostand

Der eine kleine Nebensatz von Niko Kovac war bemerkenswert. "Es ist wirklich nur ein Fußballspiel", sagte der Trainer von Eintracht Frankfurt, der im Relegations-Rückspiel beim 1. FC Nürnberg den Bundesliga-Abstieg um jeden Preis verhindern will. Er spielte damit auch auf die schwere Tumorerkrankung von Marco Russ an, und hatte deshalb durchaus recht. Doch fest steht auch, dass für beide Klubs am Montag (20.30 MESZ) praktisch alles auf dem Spiel steht.

Den Hessen droht beim fünften Abstieg der Vereinsgeschichte alleine bei den TV-Geldern ein Verlust in Höhe von 15 Millionen Euro. Zudem müsste der Spieleretat um rund 18 Millionen Euro zusammengestrichen werden. Ein neuer Hauptsponsor soll seine Unterschrift von der Ligazugehörigkeit abhängig machen. Der Eintracht droht in Liga zwei also eine ungewisse Zukunft.

Und der Club? Die Nürnberger planen seit dem Abstieg 2014 fest mit dem Aufstieg - entsprechend desaströs ist inzwischen die finanzielle Lage. 16,2 Millionen Euro Verbindlichkeiten plagen den Traditionsverein. Auch für die Franken ist die Begegnung im heimischen Stadion ein Alles-oder-nichts-Duell.

Russ - nicht dabei und doch in aller Munde

Immerhin scheinen sich beide wieder auf das sportliche konzentrieren zu können. "Ich möchte das jetzt nicht mehr breittreten", sagte Kovac zur Russ-Erkrankung und die hohen Wellen, die die peinlichen Aussagen von FCN-Torwart Raphael Schäfer und darauf folgende Entschuldigungen ausgelöst hatten. Nürnbergs Trainer Réne Weiler äußerte sich ähnlich - allerdings erst nach einer minutenlangen Wutrede. "Ich bin frustriert und schockiert, wie meine Aussagen zerpflückt worden sind", sagte der Coach: "Die Entwicklung ist besorgniserregend. Das ist rufschädigend und verunglimpfend."

Frankfurts Marco Russ (2.v.l.) unterläuft ein Eigentor zum 0:1 gegen Nürnberg (Foto: picture alliance/AP Photo/M. Probst)
Hinspiel: Russ (2.v.l.) unterläuft das Eigentor zum 0:1Bild: picture alliance/AP Photo/M. Probst

Weiler hatte unmittelbar nach dem Abpfiff des Hinspiels in Frankfurt (1:1) die "Inszenierung" des Russ-Schocks kritisiert, was dem 42-Jährigen im Anschluss negativ ausgelegt wurde. "Ich habe nur gesagt, ich wünsche ihm das Beste". Mit "inszeniert" habe er nicht die Krankheit sondern den medialen Aufruhr gemeint. "Journalisten haben auch eine Verantwortung, der sie sich bewusst sein müssen", sagte der Trainer: "Aber die Schlagzeilen müssen ja immer skandalöser werden. Wir müssen aufhören, alles zu skandalisieren."

Der ohnehin im Rückspiel gesperrte Marco Russ wird derweil nicht mit nach Nürnberg fahren. "Er soll sich auf seine Operation vorbereiten", sagte Kovac: "Das ist das Wichtigste: Dass der Junge so schnell wie möglich wieder fit wird."

Abpfiff - nicht kalkulierbare Emotionen

Der Verlierer am Montagabend steht am Abgrund - und wird sich mit den wütenden Fans auseinandersetzen müssen. Sowohl in der WM-Arena in Frankfurt als auch in Nürnberg auf dem Hauptmarkt zittern Tausende Fans, die keine Karte ergattern konnten, beim Public Viewing mit. Die Ordnungskräfte hoffen, dass nicht viel mehr als die rund 5000 Frankfurter Karteninhaber in den Süden reisen. Die Lage um das "Risiko-Spiel" ist angespannt - auch bei den Trainern.

"Wir glauben daran. Wir haben bewiesen, dass wir in schwierigen Situationen unseren Mann stehen und dem Druck standhalten können", sagte Kovac, der neben Russ nur auf Sonny Kittel verzichten muss: "Ich bin mir sicher, dass man auswärts in Nürnberg gewinnen kann. Mit einem Tor sind wir wieder voll im Rennen." Das allerdings ist das große Frankfurter Problem. In 34 Ligaspielen erzielte der Tabellen-16. ganze 34 Treffer.

Meier - nicht gesetzt für einen Einsatz

Frankfurts Alexander Meier (r.) und Nürnbergs Sebastian Kerk (l.) kämpfen um den Ball (Foto: picture alliance/dpa/A. Dedert)
Frankfurts Alexander Meier (r.) - hier im Zweikampf mit Nürnbergs Sebastian Kerk (l.) - ist noch nicht ganz in FormBild: picture alliance/dpa/A. Dedert

Torjäger Alexander Meier konnte nach langer Verletzung im Hinspiel zwar auflaufen, blieb aber wirkungslos. "Wir werden kurzfristig entscheiden, ob es für einen Einsatz in der Startelf reicht", sagte Kovac, der das enttäuschende Hinspiel mittlerweile immerhin verdaut hat: "Am Donnerstagabend waren wir ein bisschen geknickt. Aber jetzt sehe ich das Resultat gar nicht so negativ. Selbst wenn Nürnberg in Führung gehen sollte - wir haben am Donnerstag gezeigt, dass wir zurückkommen können."

Genau das will der Club natürlich verhindern. Weiler erwartet ein "Endspiel". Alles sei "komplett offen - für beide", sagte der Coach. Auf das für den Club ausreichende 0:0 werde er nicht spekulieren.

Das Relegations-Rückspiel zwischen dem 1. FC Nürnberg und Eintracht Frankfurt können Sie im DW-Liveticker verfolgen. Los geht es rund 15 Minuten vor Anpfiff.

ck/sw (sid)