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Ein Trainingsspiel für den FC Bayern

Sarah Wiertz26. August 2016

Der deutsche Rekordmeister spielt stark, Gegner Werder Bremen schlecht. Das Ergebnis: sechs Tore zum Bundesliga-Auftakt. Drei davon erzielt allein ein Ex-Torschützenkönig. Der Werder-Kapitän findet deutliche Worte.

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Fußball Bundesliga Bayern München - Werder Bremen
Bild: Getty Images/Bongarts/L. Preiss

Neun Minuten. Die gab der FC Bayern München seinen Gästen aus Bremen, um ins Spiel zu kommen. Dann aber war Schluss mit den Nettigkeiten - da zappelte erstmal der Ball im Tornetz der Bremer. Nach 90 Minuten schickte der Deutsche Meister Werder Bremen mit 6:0 (2:0) und ohne Punkte im Gepäck wieder nach Hause. Mit einem Sieg der Heimmannschaft war zu rechnen, nicht aber mit einer so leidenschaftslosen und schwachen Leistung des Gegners.

So aber war es nicht mehr als ein angenehmes Trainingsspiel mit vier unterschiedlichen Torschützen. Das erste Bundesliga-Tor in dieser neuen Saison kann Xabi Alonso für sich reklamieren. Nach einer Flanke von FCB-Kapitän Philipp Lahm köpfte Luca Caldirola den Ball genau vor die Füße des Spaniers. Der hatte Platz und zog aus 22 Metern volley einfach mal ab. Und drin war der Ball im rechten Winkel. Bremens Torwart Felix Wiedwald griff noch über, aber er war zu spät (9. Minute).

Hinten die Null? Die Taktik hielt gerade mal neun Minuten

Ein so frühes Tor passte gar nicht in die Strategie von dem schon vor dem Bundesligastart umstrittenen Werder-Trainer Viktor Skripnik. Nach dem Erstrundenaus im DFB-Pokal und dem verletzungsbedingten Ausfall der beiden Offensivspieler Claudio Pizarro und Max Kruse hieß die Devise eigentlich: So lange wie möglich muss hinten die Null stehen.

Nach dreizehn Minuten aber musste Wiedwald schon wieder hinter sich greifen: Franck Ribery schickte Robert Lewandowoski mit einem langen Ball in die Tiefe. Der Pole lief auf der linken Seite in den Strafraum, schaute kurz, entschied sich dafür, es einfach selbst zu machen und schoss den Ball aus spitzem Winkel ins rechte lange Eck (13.).

Kein Glück und dann Pech für Müller

Ein frustrierender Abend für Wiedwald, dessen Teamkollegen viel zu ängstlich und leidenschaftslos spielten. Die Bayern-Fans warteten unterdessen sehnsüchtig auf ein Tor von Publikumsliebling Thomas Müller. Der WM-Torschützenkönig 2010, der zuletzt im Juni im DFB-Dress beim Länderspieltest gegen Ungarn über ein Tor jubelte, hatte während der gesamten Europameisterschaft in Frankreich nicht einmal eingenetzt. Und jetzt vergab er weiter die Chancen.

Fußball Bundesliga Bayern München - Werder Bremen
Müller: kein Tor, aber sehr teamdienlichBild: Getty Images/Bongarts/A. Hassenstein

Kein Glück, aber Pech hatte Müller in der 32. Minute, als er mit einem strammen Flachschuss aus 25 Metern den linken Pfosten traf. Der Abpraller fiel Lewandowski vor die Füße, der davon aber überrascht war und den Ball aus sechs Metern über das leere Tor schoss. Die Bremer zeigten ein eklatant schlechtes Zweikampfverhalten, weshalb die Bayern immer wieder Möglichkeiten fanden, Torchancen zu erspielen: 15 um genau zu sein allein in der ersten Halbzeit - so eine beeindruckende Statistik hat es unter Pep Guardiola nie gegeben. Und dass, obwohl bei den Bayern mit Arjen Robben, Kingsley Coman, Douglas Costa, Holger Badstuber und Jerome Boateng fünf Stammkräfte fehlten.

Bremen? So nicht erstligatauglich

Gerade mal 42 Sekunden waren in der zweiten Halbzeit gespielt, da blinkte schon wieder die Aufschrift "TOR" auf der Anzeigetafel im Stadion auf. Im Mittelfeld hatte Florian Grillitisch den Ball vertändelt. Müller flankte von rechts auf den zweiten Pfosten, wo Lamine Sané mit dem Kopf den Ball unterschätzte. Lewandowki, der Torschützenkönig der vergangenen Saison, brauchte nur das Bein auszustrecken, um über seinen Doppelpack zu jubeln (46.).

Fußball Bundesliga Bayern München - Werder Bremen Trainer Ancelotti
Ist "zufrieden": Ancelotti bei seinem Bundesliga-DebütBild: Reuters/M. Rehle

Bremen, der Abstiegskandidat der vergangenen Saison, spielte wie ein solcher - ohne jegliche Gegenwehr. So also konnte in der 73. Minute Müller im Strafraum quer auf Ribery passen, der völlig unbedrängt vom Elfmeterpunkt den Ball unter die Querlatte haute - zum 5:0. Damit ging Plan B von Viktor Skripnik, Hauptsache ein Debakel zu verhindern, ebenfalls nicht auf. Und dann bot sich Lewandowski die Chance zum dritten Tor in diesem Spiel: Der eingewechselte Maximilian Eggestein verlor im Strafraum den Ball und zog daraufhin dem ebenfalls eingewechselten Rafinha am Trikot - Elfmeter. Nachdem der verunsicherte Müller bereits in der vergangenen Saison vom Punkt nicht sehr souverän war, übernahm Lewandowski die Aufgabe - und löste sie ganz nervenstark. Das halbe Dutzend war voll (77.).

"Mutlos, zu respektvoll, ängstlich"

"Wenn Du mutlos spielst, mit zu viel Respekt, mit Angst - das geht einfach nicht. Und in der zweiten Halbzeit sind wir vollkommen eingebrochen. Wir haben versagt", fand Kapitän Clemens Fritz deutliche Worte gegenüber dem Fernsehsender Sky. Werder-Coach Skripnik versuchte nach dem Spiel gleich die Kritik an ihm und dem Team im Keim zu ersticken: "Das war nicht der Tag heute von uns. Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen." Das Fazit seines Trainerkollegen Carlo Ancelotti bei seinem Bundesliga-Debüt fiel natürlich wesentlich positiver aus: "Ich bin sehr zufrieden", so der Italiener. "Das war eine sehr gute Leistung meiner Mannschaft."