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Lockerer Aufgalopp für die Bayern?

Andreas Sten-Ziemons (mit sid, dpa)26. August 2016

Alles andere als ein hoher Sieg des FC Bayern gegen Werder Bremen wäre eine Überraschung - so die Erwartungen. Mit der Partie beginnt die neue Bundesliga-Saison, die spannender werden könnte als die vergangene.

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Jubelnde Münchener im Bundesliga-Spiel Bayern München gegen Werder Bremen (Foto: picture-alliance/dpa/T. Hase)
Bild: picture-alliance/dpa/T. Hase

Es klingt ein bisschen traurig, aber wenn an diesem Freitagabend die neue Bundesliga-Saison startet, kann es für Fast-Absteiger Werder Bremen bei Dauermeister Bayern München eigentlich nur um Schadensbegrenzung gehen. Zu groß scheinen die Qualitätsunterschiede zwischen der Ancelotti-Elf und den Werderanern. Zu schlecht war der Auftritt der Bremer beim Pokal-Aus in Lotte - und zu schwer wiegen wohl die Ausfälle von Claudio Pizarro und Max Kruse. "Mit einer Leistung wie im Pokal fängt sich Werder einen Zehner", hatte Bremens ehemaliger Torhüter Tim Wiese in der "Bild"-Zeitung gelästert - viele seriöse Experten gehen ebenfalls davon aus, dass Bremen chancenlos sein wird.

Für Bremens ohnehin umstrittenen Trainer Viktor Skripnik könnte die Luft nach einer Klatsche in München empfindlich dünn werden. Dennoch macht der Ukrainer sich und den Seinen Mut und erinnert an das DFB-Pokal-Halbfinale der vergangenen Saison, in dem man in München "nur" mit 0:2 unterlegen war. "Da hatten wir teilweise sehr gute Phasen", sagte Skripnik und fordert, an diese gute Leistung anknüpfen: "In diese Richtung wollen wir wieder gehen." Auch Mannschaftskapitän Clemens Fritz will sich nicht bereits im Vorfeld geschlagen geben: "Es ist der falsche Weg zu sagen: Jetzt bloß nicht in München die Hütte vollkriegen. Wir sollten dahin fahren und über unsere Leistungsgrenze hinausgehen. Für uns ist alles möglich", sagte der 35-Jährige der "Syker Kreiszeitung". Allerdings haben die Bremer in den vergangenen fünf Gastspielen beim FC Bayern insgesamt 26 Gegentore kassiert. Unter Skripniks Führung ist Werder gegen München in bislang vier Spielen noch kein einziges Tor gelungen.

Ancelotti und Bayern in der Pflicht

Beruhigende Zahlen für die Gegenseite aus München, die allerdings anderes im Kopf haben wird als alte Statistiken. Bei den Bayern stehen Neu-Trainer Carlo Ancelotti und dessen Bundesliga-Debüt im Fokus. Der Italiener, der verletzungsbedingt auf Arjen Robben, Kingsley Coman, Douglas Costa, Jerome Boateng und Holger Badstuber verzichten muss, freut sich auf seine erste Spielzeit in Deutschland: "Die Bundesliga ist eine der bedeutendsten Meisterschaften Europas. Sie steht auf der gleichen Stufe wie die englische Premier League und die spanische Primera Division", sagte der 57-Jährige.

Carlo Ancelotti auf der Bank des FC Bayern München (Foto: picture-alliance/dpa/S. Simon)
"Nervös bin ich immer, aber ich habe es unter Kontrolle", sagt Carlo Ancelotti (r.) vor seinem DebütBild: picture-alliance/dpa/S. Simon

"Ich habe Lust. Die Spieler sind bereit. Die Qualität ist sehr hoch. Ich bin überzeugt, dass wir eine großartige Saison spielen werden", betonte Ancelotti. Für den Italiener ist der fünfte Meistertitel in Serie mit den Bayern Pflicht, der Nachfolger von Pep Guardiola befürchtet aber im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen keine Langeweile an der Spitze. Dafür, so Ancelotti, sei die Konkurrenz zu stark.

Bayern-Konkurrenz hat aufgerüstet

In der Tat ist von der Bundesliga-Saison einiges zu erwarten. Zwar gehen die Bayern mit neuem Trainer und noch einmal verbessertem Kader als klarer Meisterschaftsfavorit ins Rennen, doch haben auch die potentiellen Bayern-Verfolger ihre Hausaufgaben gemacht: Borussia Dortmund setzt nach den Abgängen von Ilkay Gündogan, Henrikh Mkhitaryan und Mats Hummels auf eine Reihe junger Talente, so zum Beispiel Ousmane Dembele oder Emre Mor. Dazu kommen mit Mario Götze und André Schürrle zwei Weltmeister. Bayer 04 Leverkusen hat seinen Kader bis auf Christoph Kramer zusammengehalten und mit Kevin Volland, Julian Baumgartlinger und Aleksandar Dragovic sinnvoll ergänzt. Auch Schalke hat angeführt vom neuen Führungsduo, Trainer Markus Weinzierl und Sportvorstand Christian Heidel, einige Spieler holen können (Breel Embolo, Koke, Abdul Rahman Baba, Naldo) nach denen andere Bundesligisten und europäische Topklubs die Fühler ausgestreckt hatten. Hinzu kommt Borussia Mönchengladbach, bei der sich zeigen muss, wie gut die Abgänge von Granit Xhaka und Harvard Nordtveit langfristig verkraftet werden können.

Mario Gomez beim Training in Wolfsburg (Foto: picture-alliance/dpa/J.Stratenschulte)
Mario Gomez soll Wolfsburg in die Champions League schießen - zum Auftakt fällt er verletzt ausBild: picture-alliance/dpa/J.Stratenschulte

Hinter diesen Top-Fünf balgen sich Klubs wie der FSV Mainz 05, der VfL Wolfsburg, Hertha BSC, der 1. FC Köln, die TSG Hoffenheim und der Hamburger SV darum, derjenige Verein zu sein, der es in dieser Saison schafft, in die Phalanx der Großen einzubrechen. Die besten Chancen müssen den Wolfsburgern zugebilligt werden, die zwar Schürrle, Naldo und Dante verloren, mit Mario Gomez, Jakub Blaszczykowski, Borja Mayoral und Jeffrey Bruma aber Qualität hinzugewonnen haben. Neben der Qualität muss bei den "Wölfen" allerdings auch wieder die Mentalität stimmen, wenn man die Rückkehr in den Europapokal schaffen möchte. In der vergangenen Saison stimmte nicht viel in der Mannschaft. Die zahllosen öffentlich geäußerten Wechselwünsche, zum Beispiel durch Julian Draxler und Luis Gustavo, sprechen für sich.

Im Abstiegskampf könnte es nach Hannover 96 und dem VfB Stuttgart in der vergangenen Saison erneut einen Traditionsverein treffen. Werder Bremen und Eintracht Frankfurt scheinen besonders gefährdet. Für Darmstadt 98 und den FC Ingolstadt gilt es, das schwierige zweite Jahr unbeschadet zu überstehen. Auch für den FC Augsburg, Aufsteiger SC Freiburg und die mit großen Ambitionen in die Bundesliga startenden "Roten Bullen" von RB Leipzig dürfte der Blick zunächst einmal nach unten gehen.

Alle Spiele des 1. Spieltags können Sie im DW-Liveticker mitverfolgen. Los geht es jeweils eine Viertelstunde vor Anpfiff. Den Auftakt macht das Freitagsspiel in München zwischen dem FC Bayern und Werder Bremen ab 20:15 Uhr MESZ.