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Ein Prinz auf der Ranch

24. April 2002

Der US-Besuch des saudischen Kronprinz Abullah am Donnerstag (25.04.) fällt in eine schwierige Zeit. Seit der Dauerkrise im Nahen Osten sind die Beziehungen zwischen beiden Staaten gespannt.

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Bild: AP

Der Besuch des saudischen Monarchen hat für die USA hohen Stellenwert: Kronprinz Abdullah ist erst der dritte ausländische Staatschef, den Präsident Bush auf seiner Ranch im texanischen Crawford empfängt. Vor ihm wurden nur Vladimir Putin und Tony Blair zu Bushs nach Hause eingeladen.

Die Geste kommt zur richtigen Zeit. Denn besonders seit der Wiederbesetzung der Palästinensergebiete durch israelische Truppen hat sich die Stimmung zwischen den USA und der saudischen Monarchie deutlich verschlechtert. Erst kürzlich sagte Kronprinz Abdullah, die USA hätten ihre Glaubwürdigkeit verloren, weil Washington Israel nicht in die Schranken weise. Derartige öffentliche Schelte war bisher zwischen den Regierungen nicht üblich.

Wichtiger Partner

Für die USA ist Saudi-Arabien politisch, militärisch und wirtschaftlich der wichtigste Partner in der Golfregion. Von hier beziehen die USA rund zehn Prozent ihres Öls. Allerdings hat sich die Abhängigkeit der USA von saudischem Öl durch den Aufstieg Russlands zum größten Ölproduzenten in den vergangen Jahren deutlich verringert. Militärisch sind die Vereinigten Staaten elf Jahre nach Ende des Golfkrieges weiter mit rund 5000 Soldaten in Saudi-Arabien präsent. Von der Prinz-Sultan-Basis nahe Riad überwachen die USA die Flugverbotszone im südlichen Irak.

Auch politisch setzt Washington auf Riad: Nach dem Friedensvorschlag Abdullahs könnten die Saudis zwischen Israelis und Palästinensern vermitteln, hoffen US-Politiker. Derzeit sind die Chancen für eine Vermittlerrolle des saudischen Monarchen jedoch gering. Wie die gesamte arabische Welt fordert auch Abdullah einen Rückzug der Israelis aus den besetzten Palästinensergebieten. Erst danach gebe es wieder Verhandlungsspielraum.

Der scharfe Ton Abdullahs kann nicht darüber hinweg täuschen, dass die saudische Monarchie in einer Zwickmühle steckt. Sie steht unter wachsendem innenpolitischem Druck. Die Botschaft Osama bin Ladens, der wegen der Präsenz der US-Truppen im Land der heiligen islamischen Stätten Mekka und Medina den USA den Krieg erklärte, findet in der Bevölkerung großen Widerhall. Andererseits ist die saudische Monarchie nach Ansicht von Experten ohne die politische und militärische Unterstützung durch die USA kaum überlebensfähig.

Wachsende Zweifel

Aber auch im Weißen Haus wachsen die Zweifel an der Verläßlichkeit des saudiarabischen Partners. Zwar lobt Bush den Friedensplan in höchsten Tönen. Und öffentlich hat er auch nichts an Riads Kooperation im Kampf gegen den Terror zu beanstanden. Doch während Bush die palästinensischen Selbstmordattentäter als "Terroristen" einstuft, zollen saudiarabische Regierungsvertreter ihnen öffentlich Respekt. Auch will Saudi-Arabien bei einer Militäraktion gegen Irak nicht mitmachen. Nach Presseberichten sollen keine Stützpunkte für die Offensive gegen Saddam Hussein zur Verfügung gestellt werden - ganz im Gegensatz zum Golfkrieg 1991, als Saudi-Arabien 500.000 US-Soldaten ins Land ließ.

Die Risse im amerikanisch-saudiarabischen Bündnis waren schon nach dem 11. September sichtbar geworden. 15 der 19 Luftpiraten kamen aus Saudi-Arabien, was in den USA große Aufmerksamkeit erregte. Riad ließ nach Presseberichten auch den von Washington gewünschten Eifer vermissen, Geheimdienstdaten über Terrornetzwerke zu liefern und deren Finanzquellen zum Versiegen zu bringen. Und Saudi-Arabien verweigerte die Nutzung seiner Basen für die US-Kampagne in Afghanistan.

Gesprächsthema Pferde

Auf persönlicher Ebene dürfte das Treffen von Präsident Bush und Kronprinz Abdullah dagegen problemlos verlaufen. Abdullah gilt als amerika-freundlich und verfügt über Erfahrung im Umgang mit US-Präsidenten: 1976 besuchte er Präsident Ford, 1987 Präsident Bush senior. Außerdem ist Abdullah – wie auch Präsident Bush - ein Pferdenarr. Der Kronprinz hat sich als Züchter edler Rassen einen Namen gemacht hat, für die Bushs ist die Pferdezucht dagegen nur ein Familienhobby. Genügend Gesprächsstoff sollte das Thema aber allemal bieten. (mik)