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Dämpfer für Bayer-Tochter Covestro

1. Oktober 2015

Es sollte der größte Börsengang seit 15 Jahren werden - doch jetzt muss die Bayer-Tochter Covestro deutliche Abstriche machen. Die Aktien kommen billiger und später auf den Markt als geplant.

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Deutschland Dax Börse Frankfurt
Bild: Reuters

Grund für die Zugeständnisse ist die eingetrübte Stimmung am Aktienmarkt. Die Preisspanne für die Covestro-Aktien wurde deshalb jetzt deutlich gesenkt - statt bis zu 35 Euro 50 sollen die Aktien jetzt nur noch maximal 24 Euro 50 kosten. Der angestrebte Erlös aus dem Börsengang wird dadurch rund eine Milliarde Euro niedriger ausfallen als geplant; ursprünglich sollte der Börsengang 2,5 Milliarden Euro in die Firmenkasse spülen.

Zudem wird die Zeichungsfrist für die Covestro-Aktien auf den morgigen Freitagmittag (02.10.15) verlängert. Das hat zur Folge, dass die Covestro-Aktien auch später als geplant an der Börse gehandelt werden können. Ursprünglich war die Erstnotiz für diesen Freitag (02.10.15) geplant, jetzt sollen die Aktien erst am Dienstag (06.10.15) in den Handel kommen.

Das Börsenumfeld ist Schuld

Bayer begründete die Entscheidungen mit externen Faktoren. Unsicherheiten über das künftige Wirtschaftswachstum in China und die Zinspolitik der US-Notenbank hätten in den vergangenen Wochen zu großen Schwankungen auf den Märkten beigetragen. Außerdem hätten "negative Schlagzeilen" aus der Autobranche den Aktienmarkt belastet, schrieb Bayer in Anspielung auf den Abgas-Skandal bei VW.

Generell hält man beim Mutterkonzern Bayer aber am Börsengang der Tochter fest. "Covestro ist sehr sexy", sagte Bayer-Chef Marijn Dekkers der "Wirtschaftswoche". Durch einen niedrigeren Preis wolle das Unternehmen Interessenten den Einstieg bei Covestro erleichtern.

Der Börsengang ist Teil eines großangelegten Umbaus des Bayer-Konzerns. Das Dax-Unternehmen will sich künftig auf das Pharma- und Agrarchemiegeschäft konzentrieren. Die Kunststoffsparte Covestro beschäftigt mehr als 16 000 Mitarbeiter, erzielt einen Umsatz von rund zwölf Milliarden Euro und stellt unter anderem Dämm-Material, Lacke, Beschichtungen, Klebstoffe und Matratzenschaum her.

Nicht nur Covestro muss mit Problemen rechnen

Covestro ist allerdings nicht das einzige Unternehmen, dem beim anstehen Börsengang Probleme drohen. Experten sehen auch Schwierigkeiten beim Autozulieferer Schaeffler, der eigentlich am kommenden Montag (05.10.15) an die Börse gehen will. Die unabsehbaren Folgen der Volkswagen-Krise könnten diese Pläne in Gefahr bringen. Zuletzt deutete einiges daraufhin, dass der Gang aufs Parkett zumindest verschoben werden könnte. So steht die längst erwartete Preisspanne, zu der die Aktien ausgegeben werden sollen, bisher noch nicht fest.

Deutschland Covestro Bayer Vorstandsvorsitzender Patrick Thomas
Der Vorstandsvorsitzende von Covestro, Patrick ThomasBild: Bayer

Die Container-Reederei Hapag-Lloyd wiederum kündigte erst am Montag an, noch in diesem Jahr den Gang auf den Aktienmarkt zu wagen. Das Unternehmen hat allerdings angesichts der jüngsten Börsen-Turbulenzen bereits den erwarteten Umfang deutlich eingedampft und rechnet nun noch mit einem Bruttoerlös von 500 Millionen Euro.

Unternehmen haben sich seit Finanzkrise zurückgehalten

Dass die Zahl der Börsenkandidaten überhaupt so groß ist, liegt daran, dass sich die Unternehmen lange zurückgehalten haben. Seit der Finanzkrise gab es eine lange Flaute bei Börsengängen. Gerade in Deutschland sehen Experten daher Nachholbedarf. Zudem befindet sich die Unternehmenswelt derzeit in einem tiefgreifenden Wandel.

Darauf reagieren viele Konzerne mit der Ausgliederung von Geschäftsteilen, die verkauft oder an die Börse gebracht werden. Im kommenden Jahr will beispielsweise der Energiekonzern E.on seine Großkraftwerke loswerden, in den USA hat gerade erst der Aluminiumkonzerne Alcoa seine Aufspaltung angekündigt.

Bru / Wen (dpa / AFP)