Drei Freunde sollt ihr sein
22. Juli 2004
Nach wie vor steht die Bestätigung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für die Meldungen aus, die Berufung Klinsmanns scheint aber nur noch Formsache zu sein. Auch die Ernennung von Oliver Bierhoff zum Manager und Holger Osieck zum Co-Trainer dürfte so gut wie sicher sein.
Klinsmann hat bislang lediglich bestätigt, vom DFB das Angebot für eine verantwortliche Position erhalten zu haben. Dafür habe er zugesagt. "Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass ich dem DFB helfe – unabhängig von der Funktion", hieß es in einer Stellungnahme. "Ich habe der Nationalmannschaft und dem DFB viel zu verdanken."
Gespräche bestätigt, Ernennung wahrscheinlich
Klinsmann bestätigte, dass er sich mit DFB-Präsident Gerhard Meyer-Vorfelder und Generalsekretär Horst R. Schmidt in New York zu Gesprächen getroffen hatte. Der 39-Jährige, der schon kurz nach dem EM-Debakel immer wieder Reformen beim DFB angemahnt hatte, soll bei diesem Gespräch klare Bedingungen gestellt haben. Der DFB hatte das Treffen mit Klinsmann überraschend öffentlich gemacht – wohl ein Zeichen dafür, dass seine Bedingungen erfüllt werden.
Die wichtigste Neuerung dürfte die Einführung eines Managers sein. Diesen Posten soll der 36-jährige Ex-Nationalstürmer und Betriebswirt Oliver Bierhoff übernehmen. Wie Klinsmann ist er sprachgewandt und weltoffen. Er verfügt über Erfahrung mit der Öffentlichkeit und den nötigen Sachverstand. Außerdem ist er eng mit Klinsmann befreundet. Auch der wahrscheinliche Co-Trainer Holger Osieck- beim deutschen WM-Sieg 1990 Assistent von Franz Beckenbauer – ist ein guter Freund von Klinsmann.
Entscheidung am Wochenende
Der DFB bestätigte, bereits Gespräche mit Osieck geführt zu haben. Bis Freitag soll zudem eine Kontaktaufnahme mit Bierhoff stattfinden. Der signalisierte seine Bereitschaft schon mal vorab: "Das ist ein großer Schritt des DFB. Jeder weiß, dass ich mit Jürgen gut kann" Der DFB will seine Entscheidung vermutlich am Wochenende bekannt geben. "Wir sagen erst etwas, wenn alles in trockenen Tüchern ist", sagte Präsident Mayer-Vorfelder.
Nach dem Chaos der vergangenen Wochen stieß die überraschende Wende bei der Trainersuche auf ein überwiegend positives Echo. Bayern-Manager Uli Hoeneß lobte die "mutige Entscheidung" des DFB. "In diesem Team liegt eine große Chance. Das macht hoffnungsfroh." Nationalspieler Michael Ballack begrüßte die Auswahl. "Das sind erfahrene Leute." Klinsmann habe die "nötige Distanz" und genieße "Sympathien wie Rudi Völler". Als Trainer sei er zwar unerfahren, er "hat aber Sachverstand". Bayern-Coach Felix Magath sprach von einer "überraschenden, erfreulichen und guten Wahl".
Klinsmanns wahrscheinliche Ernennung zum Cheftrainer erinnert an die Karriere von Ex-Teamchef Völler. Auch der wurde vor vier Jahren aus einer Not heraus ernannt, gewann aber schnell Profil und Anerkennung. Im Gegensatz zu Völler besitzt Klinsmann aber die erforderliche Trainerlizenz.
Polyglotter Schwabe mit internationaler Erfahrung
Klinsmann lebt seit dem Ende seiner Karriere 1998 mit seiner Familie in Los Angeles und betreibt dort eine Sportmarketing-Firma. Er kümmert sich außerdem in einer von ihm 1995 gegründeten Stiftung um benachteiligte Kinder und Jugendliche. (krü)