Doppelanschlag in Pakistan
11. März 2008Ein Sprengsatz zerstörte am Dienstagvormittag (11.3.2008) ein Polizeigebäude, ein zweiter explodierte etwa 15 Minuten später in einem Wohngebiet. Der Polizeichef von Lahore, Malik Mohammed Iqbal, erklärte, der Attentäter habe ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug auf den Parkplatz des Polizeigebäudes gefahren und dort zur Explosion gebracht. Mehrere Büros und Teile eines Treppenhauses wurden zerstört. Die Bombe wurde gezündet, als die Beamten gerade ihre Arbeit aufnehmen wollten. Der Polizist Pervez Malik sagte, 17 Menschen seien getötet worden. Weitere 165 seien verletzt worden. "Es war der schlimmste Anschlag, den ich je gesehen habe", sagte Iqbal.
Bhutto-Partei möglicherweise Ziel der Anschläge
Eine zweite Explosion erschütterte das Büro einer Werbeagentur in einem Wohngebiet rund 25 Kilometer entfernt. Dort wurden nach Polizeiangaben mindestens drei Menschen getötet, darunter zwei Kinder. In beiden Fällen soll es sich um Selbstmordanschläge gehandelt haben. Der Chef der Werbeagentur, Salman Batalwi, sagte einem Fernsehsender, Attentäter hätten einen Kleinlaster vor das Haus gefahren und ihren Sprengstoff gezündet.
Ganz in der Nähe des Anschlagsorts befinde sich ein Haus, das die Partei der getöteten Oppositionsführerin Benazir Bhutto gemietet hat. Das nach dem Sohn Bhuttos und Zardari benannte Bilawal-Haus in Lahore dient der PPP, die als Gewinner aus der Wahl am 18. Februar hervorgegangen war, als regionales Hauptquartier in Lahore. Asif Ali Zardari, Anführer der Volkspartei PPP und Witwer der Ende Dezember ermordeten Ex-Premierministerin Benazir Bhutto, hielt sich zum Zeitpunkt der Explosion nach Medienberichten in Islamabad auf.
Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf verurteilte die Anschläge. Er erklärte nach einem Bericht der Nachrichtenagentur APP, die Taten könnten die Entschlossenheit der Regierung, den Terrorismus mit aller Macht zu bekämpfen, nicht brechen. Die Pakistanische Muslimliga des früheren Ministerpräsidenten Nawaz Sharif erklärte, die Anschläge seien eine Folge des gescheiterten Kampfes gegen die Al Kaida. Ein Sprecher der Partei, Ahsan Iqbal, erklärte, Musharraf habe mit den von ihm angeordneten Militäroperationen für die Destabilisierung des Grenzgebiets zu Pakistan gesorgt.
Lahore war im vergangenen Jahr weitgehend von Selbstmordanschlägen verschont geblieben, die andere Großstädte des Landes erschütterten. Innerhalb der vergangenen zwei Monate wurden allerdings drei Anschläge verübt. Zuletzt hatten in der vergangenen Woche zwei Selbstmordattentäter auf einem Ausbildungsgelände der Marine vier Menschen in den Tod gerissen. (lk)