Schütze im Diren-Prozess verurteilt
17. Dezember 2014Die Geschworenen im US-Bundesstaat Montana entschieden nach zwölfstündigen Beratungen, dass der Hausbesitzer Markus Kaarma die tödlichen Schüsse auf den 17-Jährigen im April 2014 vorsätzlich abgab. Der Hamburger Austauschschüler Diren Dede war nachts in die Garage des Mannes gegangen. Kaarma beobachtete dies und feuerte dann mit einer Schrotflinte in die Garage, wobei er den Schüler tödlich am Kopf traf.
Mit dem Urteil folgte die Geschworenenjury der Staatsanwaltschaft. Diese hatte Kaarma vorgeworfen, den 17-jährigen für einen Einbrecher gehalten und deshalb quasi hingerichtet zu haben. Kaarma hatte sich auf Notwehr berufen. Dem 30-Jährigen drohen mindestens zehn Jahre Haft. Das Strafmaß wird nun noch vom Richter festgesetzt.
Im vollbesetzten Gerichtssaal von Missoula verfolgten die Eltern von Diren, Gülcin und Celal Dede, das Urteil. Gülcin jubelte erst, dann schluchzte sie auf. An ihrer Seite waren eine Vertreterin des deutschen Generalkonsulats in San Francisco und der Hamburger Anwalt Andreas Thiel. Auch die Gasteltern von Diren und die Mutter des Angeklagten waren bei der Urteilsverkündung dabei. Keiner solle der Gerechtigkeit entgehen, sagte der Vater von Diren nach dem Urteil. "Jeder muss seine Strafe bekommen, die er verdient."
Kaum Interesse in USA
Der Fall schlug vor allem in Deutschland Wellen, in den USA fand er landesweit kaum Beachtung. Der schuldig gesprochene Markus Kaarma wurde nach der Urteilsverkündung in Handschellen aus dem Gerichtssaal abgeführt.
Schon kurz nach der Tat wurde darüber diskutiert, ob sich der Schütze gemeinsam mit seiner Partnerin auf die Lauer gelegt habe. Bei der Familie war mehrfach eingebrochen worden. Wie in vielen Staaten der USA sind auch in Montana der Besitz und das Tragen von Waffen erlaubt. Schätzungen zufolge besitzen mehr als die Hälfte der Einwohner eine Schusswaffe.
Berufung auf Schloss-Doktrin
Die Verteidigung hatte deshalb auf die "Castle Doctrine" verwiesen. Die sogenannte Schloss-Doktrin in Montana rechtfertigt den Schutz des eigenen Hauses - im Notfall auch mit tödlicher Gewalt. Der Todesschütze habe nach zwei Einbrüchen um das Leben seines zehn Monate alten Babys gefürchtet, argumentierte die Verteidigung. Diren habe "nichts Gutes im Schilde geführt", als er in der Garage gewesen sei.
Die Staatsanwaltschaft warf dem Angeklagten dagegen vor, er habe sich für die zwei Einbrüche aus der Zeit vor der Tatnacht rächen wollen - und dann ein "unbewaffnetes Kind" erschossen. Über den aus Hamburg-Altona stammenden Diren sagte die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer: "Er war ein Teenager, der Fehler machte, die Teenager machen. Aber er wurde gewaltsam hingerichtet."
kle/sti (afp, dpa)