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Nur langsam setzt sich in Indien eine neue Politikergeneration durch

Murali Krishnan6. Februar 2009

Die meisten Inder sind unter 35. Sie sind jung, rastlos, aber alt genug, um zu wählen. Die Politiker, die auf ihren Stimmzetteln stehen, könnten allerdings ihre Großväter sein. Doch langsam beginnt sich das zu ändern.

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Premierminister Manmohan SinghBild: AP

Alter mehrt in Indien das Ansehen, besonders bei Politikern. Premierminister Manmohan Singh ist 76 Jahre alt und in seinem Kabinett bleiben alle Posten älteren Honoratioren vorbehalten. Heimatminister Chidambaram ist mit 63 Jahren der jüngste, während Arbeitsminster Arjun Singh bereits 78 Jahre zählt. In der Opposition sieht es nicht anders aus. Der Vorgänger des Premierministers, Atal Behari Vajpayee von der oppositionellen Hindu-Partei BJP schied mit 79 aus dem Amt, während der jetzige Herausforderer L.K. Advani stolze 81 Jahre auf dem Buckel hat. „Die indischen Wähler geben Politikern anders als im Westen einen Bonus für Alter und Erfahrung. Jung sein ist also nicht unbedingt ein Vorteil, wenn man eine Führungsposition anstrebt.“

Vorsichtige Verjüngung

Erste Parlamentssitzung - Rahul Gandhi
Dynastie-Spross Rahul GandhiBild: picture-alliance/dpa/dpaweb

Doch in den vergangenen Jahren haben erste vorsichtige Veränderungen stattgefunden. Mehrmals haben die Parteien jüngere Kandidaten aufgestellt, die dann prompt gewonnen und den Sprung ins Parlament geschafft haben. In puncto Jugendlichkeit hat die regierende Kongresspartei gegenüber der BJP die Nase vorn. dort schicken sich die Sprösslinge einflussreicher Politikerfamilien an, ihre Eltern abzulösen. Der Prominenteste unter ihnen ist der Sohn der Parteichefin Sonia Gandhi, Rahul. Mit 38 wird der Generalsekretär der Partei bereits als nächster Premier gehandelt. Sachin Pilot, Abgeordneter der Kongresspartei und gerade einmal 32 glaubt, dass ein Umdenken stattfindet: „Indien ist eines der jüngsten Länder der Welt und wir haben Hunderte junger Leute, die gerne an den Entscheidungsprozessen beteiligt wären“, erklärt er.

Verschlissene Energie

Noch ist der Generationenwechsel allerdings sehr schwierig. Viele ältere Politiker kleben an ihrem Sessel, jüngere Politiker warten im Allgemeinen bis sie an der Reihe sind. Niemand erwarte von Politikern, dass sie freiwillig abtreten, erklärt der Meinungsforscher Narasimha Rao. „Die Hürden für einen Einstieg sind so hoch, dass Politiker in der Regel schon über fünfzig sind, wenn sie tatsächlich Einfluss gewinnen. Sie verschleißen ihre ganze politisches Energie damit, einen Posten zu ergattern.“

Für die Parlamentswahlen im Frühjahr bemühen sich die Parteien nun, wenigstens einige jüngere Kandidaten aufzustellen. Denn langsam setzt sich auch in Indiens Politik die Einsicht durch, dass es nicht genügt, immer wieder die alten Gesichter zu präsentieren.