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DFB-Team über Nacht im Stadion

14. November 2015

Entsetzen und Betroffenheit auch bei den deutschen Fußballern nach den Anschlägen in Paris. Aus Sicherheitsgründen bleibt die Nationalmannschaft über Nacht im Stadion in Paris. Bierhoff spricht vom "großen Schrecken".

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Teammanager des DFB, Oliver Bierhoff, im Stade de France (foto: reuters)
Bild: Reuters/B. Tessier

Der Schock sitzt tief, die französischen Behörden bleiben in höchster Alarmbereitschaft. Nach der Serie von Terrorangriffen wurde die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am frühen Samstagmorgen mit Polizeieskorte noch vom Pariser "Stade de France" aus direkt zum Flughafen gebracht. Das Team kehrte entgegen anderslautender Berichte gar nicht mehr ins Hotel zurück. Die Mannschaft verharrte nach dem grauenvollen Ereignissen am Freitagabend die Nacht auf Samstag im Stadion in Saint-Denis.

"Das Wohlbefinden in der Stadt ist nach dem heutigen Tag nicht besonders groß", umschrieb Teammanager Oliver Bierhoff vorsichtig die Lage nach dem überschatteten Länderspiel gegen den EM-Gastgeber. Eigentlich wollte die deutsche Delegation erst am Sonntagmittag mit dem Ziel Hannover abreisen. Der nun eilig geplante Flug am Samstag führte allerdings nach Frankfurt/Main. Die Spieler durften anschließend nach Hause.

Wie es danach für die DFB-Auswahl weitergeht, blieb zunächst unklar. Eigentlich steht am kommenden Dienstag in Hannover ein weiteres Testspiel gegen die Niederlande auf dem Programm.

Deutsche Fußball-Fans verlassen das "Stade de France" (foto: dpa)
Große Verunsicherung nach den Bombenexplosionen: Deutsche Fußball-Fans verlassen das "Stade de France"Bild: picture-alliance/dpa/U. Anspach

Bierhoff sprach nach der Partie in Paris von großer Betroffenheit. "Der Sport ist jetzt total im Hintergrund", sagte er nach dem 0:2. Der Freitag hatte für die deutschen Weltmeister um Kapitän Bastian Schweinsteiger bereits nach einer Bombendrohung gegen das Teamhotel mit einem "großen Schrecken" (Bierhoff) begonnen.

Die DFB-Delegation stand nach den Anschlägen "in enger Kooperation" mit den einheimischen Behörden, dem französischen Fußball-Verband und den deutschen Sicherheitskräften vor Ort, erläuterte der DFB-Sicherheitsbeauftragte Hendrik Große Lefert in der ARD, die das Spiel live übertragen hatte. Die deutschen Spieler seien "alle angespannt", berichtete Große Lefert.

"Was ist das für eine kranke Welt?"

Erste Reaktionen von Akteuren gab es in der Nacht über die sozialen Netzwerke. "Was ist das für eine kranke Welt", schrieb Weltmeister Toni Kroos, der von Bundestrainer Joachim Löw zur Schonung nicht für die letzten zwei Länderspiele des Jahres nominiert worden war. Lukas Podolski schrieb "prayforparis" ("Bete für Paris") neben einem Friedenszeichen, in das der Eiffelturm eingefügt war.

Während des Freundschaftsspiels waren in dem mit fast 80.000 Zuschauern gefüllten Endspielstadion für die Europameisterschaft 2016 drei Detonationen zu hören gewesen. Es gab dabei auch vier Tote, darunter nach Medienberichten auch Selbstmordattentäter. Die Tore zur Arena waren während des Spiels zur Sicherheit vorübergehend geschlossen worden.

"Wir sind alle erschüttert und schockiert", erklärte Bundestrainer Joachim Löw unmittelbar nach Spielende. Ob die Partie gegen die Niederlande zum Jahresabschluss wie geplant stattfindet, war eine der vielen unbeantworteten Fragen in den Stunden nach den Anschlägen, in denen das Entsetzen und die Trauer über die vielen Opfer auch im DFB-Quartier deutlich im Vordergrund standen.

EM 2016 sicher?

Eine Delegation um Löw und Bierhoff wird schon in vier Wochen wieder in Paris erwartet. Dann sollen dort die Vorrundengruppen für die EM vom 10. Juni bis 10. Juli 2016 ausgelost werden. Eine Stellungnahme der Europäischen Fußball-Union (UEFA), die das Turnier ausrichtet, gab es in den ersten Stunden nach der Anschlagsserie im Finalort nicht.

Der DFB äußerte sich zuversichtlich für die EM 2016. "Ich hoffe, dass die richtigen Schlüsse gezogen werden und Einfluss genommen werden kann", sagte Interimspräsident Reinhard Rauball, "gerade im Hinblick auf das große Fest nächsten Sommer in Frankreich"...

SC/stu (dpa, sid )