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Deutsche Fahnder wollen die Leiche von NS-Verbrecher Heim aufspüren

5. Februar 2009

Nach den Berichten über den Tod des jahrzehntelang gesuchten NS-Verbrechers Aribert Heim wollen deutsche Ermittler in Ägypten die Leiche des früheren KZ-Arztes suchen. Es gibt aber auch Zweifel an der Todesmeldung.

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Lagerinsassen im Konzentrationslager Mauthausen nach der Befreiung durch die US-Armee 1945. (Bild:dpa)
Insassen des Konzentrationslagers Mauthausen nach der Befreiung durch die US-Armee 1945Bild: picture-alliance /dpa

Der Sprecher des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg, Horst Haug, sagte am Donnerstag (05.02.2009) in Stuttgart, "wir versuchen den Leichnam zu finden". Gemeinsam mit den ägyptischen Behörden wolle man die sterblichen Überreste Heims identifizieren.

Hinweise auf Tod in Kairo

Der meistgesuchte NS-Verbrecher Aribert Heim (Bild: dpa)
Der meistgesuchte NS-Verbrecher Aribert Heim (Archivbild)Bild: picture-alliance/ dpa

Die deutschen Zielfahnder hätten seit kurzem "ernstzunehmende Informationen" aus dem persönlichen Umfeld Heims, dass der ehemalige KZ-Arzt vermutlich 1992 in Ägypten gestorben sei, sagte LKA-Sprecher Haug weiter.Mit den Ermittlungen in Kairo solle die Identität Heims "mit letzter Sicherheit" geklärt werden.

Damit bestätigte der Polizeisprecher Recherchen des "Zweiten Deutschen Fernsehens" und der '"New York Times", wonach Heim 1992 in Kairo an Darmkrebs gestorben sei.

Unter falschem Namen gelebt

Das ZDF berief sich am Mittwoch (04.02.2009) auf Augenzeugen sowie auf Dokumente aus einer Aktentasche, die das frühere Mitglied der Waffen-SS bis zu seinem Tod in seinem Zimmer in einem Kairoer Hotel aufbewahrt habe. Zur Tarnung sei Heim Anfang der 1980er Jahre in Kairo zum Islam konvertiert und habe seitdem den Namen Tarek Farid Hussein getragen.

Der 1914 in der Steiermark in Österreich geborene Heim wurde wegen des Mordes an hunderten Gefangenen des in Österreich gelegenen Konzentrationslagers Mauthausen während des Zweiten Weltkrieges gesucht. Nach Aussagen von Augenzeugen führte Heim in dem KZ Mauthausen an betäubten Häftlingen grausame medizinische Experimente und tötete sie durch Benzin-Injektionen ins Herz. Die Häftlinge nannten den sadistischen Arzt "Doktor Tod". Heim war 1962 untergetaucht, nachdem in Deutschland Anklage gegen ihn erhoben wurde. Vorher war er als Frauenarzt in Baden-Baden tätig.

Nazi-Jäger sind skeptisch

Nazijäger Efraim Zuroff mit Foto von Aribert Heim in seiner Hand (ARCHIV, dpa)
Nazijäger Efraim Zuroff mit Foto von Aribert Heim in seiner Hand (ARCHIV)Bild: dpa - Bildfunk

Die Nazi-Jäger des Simon-Wiesenthal-Zentrums, auf deren Liste der meistgesuchten NS-Kriegsverbrecher Heim auf Platz Eins steht, reagierte skeptisch auf die Berichte über den Tod des ehemaligen KZ-Arztes. "Es gibt kein Grab, es gibt keine Leiche und keine DNA-Nachweise", sagte der Leiter des Jerusalemer Büros, Efraim Zuroff. Zwar sei es gut möglich, dass Heim in Kairo gestorben sei, die Geschichte sei aber "zu perfekt".

Noch im August hatte das Wiesenthal-Zentrum mitgeteilt, man sei Heim auf der Spur: Es gebe Hinweise, dass er in der Nähe seiner Tochter in Chile oder in Argentinien lebe. Ein Indiz dafür, dass Heim noch lebe, sei ein millionenschweres Bankkonto, hieß es damals. Das Vermögen des NS-Verbrechers wird auf 1,2 Millionen Euro geschätzt.

Auch deutscher Experte zurückhaltend

Zurückhaltend äußerte sich auch der stellvertretende Leiter der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen, Joachim Riedel, zu den Berichten über den Tod Heims. "Ich glaube es erst, wenn die Leiche identifiziert werden könnte", sagte Riedel der Nachrichtenagentur AFP. Er halte es für denkbar, dass in diesem Fall mutwillig "falsche Spuren" gelegt worden sein könnten.

Riedel begründete seine Skepsis vor allem mit Erfahrungen bei der Suche nach anderen Nazi-Verbrechern. Auch bei der weltweiten Jagd nach dem KZ-Arzt Josef Mengele und Adolf Eichmann, einem der Hauptverantwortlichen des Mordes an den europäischen Juden, seien teilweise über persönliche Kanäle falsche Spuren gelegt worden. (hr/wl)