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Wut in Pakistan

31. Oktober 2006

In Pakistan demonstrieren Tausende gegen einen Angriff der Streitkräfte auf eine Koranschule. Der Zorn der Protestierenden richtet sich auch gegen die USA, die offenbar mit Geheimdienstinformationen halfen.

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Religiöse Pakistanis sind zornig auf die Regierung in IslamabadBild: picture-alliance/dpa

Nach dem Luftangriff der pakistanischen Armee auf eine Koranschule mit bis zu 80 Toten sind in dem an der afghanischen Grenze gelegenen Bezirk Bajaur rund 10.000 aufgebrachte Menschen auf die Straße gegangen.

Mitglieder von in der Region ansässigen Stämmen, darunter auch bewaffnete Kämpfer, zogen am Dienstag (31.10.) durch die Stadt Khar und riefen Parolen wie "Tod Amerika" und "Tod Bush". Über Lautsprecher wurde zum Heiligen Krieg aufgerufen. Die Behörden riegelten nach eigenen Angaben die wichtigsten Straßen ab, um das Eindringen weiterer Demonstranten nach Bajaur zu verhindern.

"Rache für das Blut unserer Märtyrer"

Proteste nach Luftangriff auf Koranschule in Pakistan
Demonstranten verbrennen eine US-FlaggeBild: picture-alliance/dpa

Der Angriff der pakistanischen Streitkräfte auf die Koranschule in der Ortschaft Chingai war der bislang opferreichste Angriff der Armee auf mutmaßliche militante Islamisten. Unterstützt von Kampfhubschraubern, griffen die Soldaten ein mutmaßliches Trainingslager für Terroristen an und töteten dabei bis zu 80 Menschen. Etwa 30 der Opfer seien ausländische Terroristen gewesen, sagte Armeesprecher Shaukat Sultan.

Dagegen werfen die Demonstranten und die religiöse Koalition Vereinigte Aktionsfront (MMA) der Regierung in Islamabad vor, bei dem Angriff hauptsächlich Zivilisten getötet zu haben. "Wir werden Rache nehmen für das Blut unserer Märtyrer", sagte der Geistliche Maulana Roohul Amin. Bereits am Montag war es in der Gegend zu wütenden Protesten gegen die Streitkräfte gekommen.

US-Hubschrauber beteiligt?

Luftangriff auf Koranschule in Pakistan
Die zerstörte KoranschuleBild: picture-alliance/dpa

Der Zorn der Demonstranten richtet sich auch gegen die USA, denn diese sollen mit Geheimdienstinformationen zum Angriff beigetragen haben. Die Sprecherin des Außenministeriums, Tasneem Aslam, betonte dagegen, es habe keinen "ausländischen Einfluss" auf die Operation gegeben, die dem "innerem Frieden und der Sicherheit" gedient habe.

Der Fernsehsender Indus hatte unter Berufung auf Stammesquellen berichtet, bei den Kampfhubschraubern habe es sich um Helikopter der US-Armee gehandelt. US-Truppen kämpfen auf der anderen Seite der Grenze in der afghanischen Provinz Kunar gegen radikalislamische Taliban-Rebellen und Anhänger des Terrornetzes El Kaida. Afghanistan beklagt, dass die Rebellen von der pakistanischen Seite Unterstützung erhielten. Pakistan ist ein enger Verbündeter der USA im Kampf gegen den Terrorismus.

Prinz Charles ändert Reiseroute

Wegen der aufgeheizten Stimmung in der Region änderten auch der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Frau Camilla, die sich zu einem fünftägigen Besuch in Pakistan aufhalten, ihre Reisepläne. Eine ursprünglich für Dienstag angesetzte Reise in den Nordwesten des Landes wurde abgesagt. Charles besuchte stattdessen die Fatimah Jinnah Universität in Rawalpindi in der Nähe der Hauptstadt Islamabad.

Am Montag war der britische Thronfolger in Islamabad mit dem pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf zusammengetroffen. Dabei kamen vor allem Fragen der weltweiten Terrorbekämpfung zur Sprache. Prinz Charles habe in diesem Zusammenhang die Rolle Pakistans ausdrücklich gelobt, hieß es in einer Erklärung. (ana)