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"Das Verhalten von Günzel ist kritikwürdig"

Michael Knigge11. November 2003

Die Bundeswehr als antisemitisch zu verdächtigen, hält deren Ex-Generalinspekteur Hans-Peter von Kirchbach für beleidigend. Im Interview mit DW-WORLD äußert er sich zur Entlassung von General Günzel.

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Ex-Generalinspekteur Hans-Peter von KirchbachBild: AP

Die Bundeswehr ist nach Einschätzung ihres früheren Generalinspekteurs Hans-Peter von Kirchbach nicht antisemitisch eingestellt. Das Verhalten von General Reinhard Günzel bezeichnete von Kirchbach im Interview mit DW-WORLD als kritikwürdig, seine Entlassung als nachvollziehbar.

Brigadegeneral Reinhard Günzel
Brigadegeneral a. D. Reinhard GünzelBild: AP/Bundeswehr

General Günzel (Foto) war wegen seines Lobs für eine als antisemitisch kritisierte Rede des CDU-Abgeordneten Martin Hohmann von Verteidigungsminister Peter Struck entlassen worden. Günzel erwägt nach eigenen Angaben eine Klage gegen Struck wegen Rufschädigung.

"Großer Quatsch"

"Die Bundeswehr als antisemitisch zu bezeichnen ist großer Quatsch", sagte von Kirchbach, Generalinspekteur von 1999 bis 2000, am Dienstag (11.11.2003). Die Bundeswehr habe ihre demokratische Gesinnung in ihrer gesamten Geschichte unter Beweis gestellt. "Allein der Antisemitismus-Verdacht ist beleidigend."

Dennoch gebe es in einer großen Organisation wie der Bundeswehr immer wieder Ereignisse, die nicht in Ordnung seien, sagte von Kirchbach. "Deshalb muss man immer wachsam sein und die politische Bildung der Truppe im Auge haben."

"Ich glaube nicht, dass Günzel Antisemit ist"

"Auf so eine fragwürdige Rede wie die von Herrn Hohmann darf er [Günzel] sich als General nicht in dieser Art äußern", sagt von Kirchbach. "Ich kann die Reaktion des Verteidigungsministers verstehen, weil das persönliche Vertrauensverhältnis zu diesem wichtigen General zerstört ist."

Trotz seiner Kritik am entlassenen General Günzel sei dieser nicht antisemitisch eingestellt. "Ich glaube nicht, dass Günzel Antisemit ist", sagte von Kirchbach. "Das wäre nicht verborgen geblieben in 40-jähriger Dienstzeit". Als Kommandeur der Elitetruppe Kommando Spezialkräfte (KSK) habe Günzel auch enge Kontakte zu Israel pflegen müssen. "Bei allem was gewesen ist, sollte man seine Verdienste um die Bundeswehr nicht ganz vergessen", fügte von Kirchbach hinzu.