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China wird Mitglied in der Welthandelsorganisation

Detlev Karg8. November 2001

Einer der weltweit größten Märkte öffnet sich schrittweise dem internationalen Handel: Die Volksrepublik China will dem Kommunismus zumindest auf wirtschaftlichem Gebiet entsagen.

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Noch profitieren nur wenige Chinesen von der wirtschaftlichen FreiheitBild: AP

Nach 15 Jahre dauernden Verhandlungen wird China am kommenden Samstag durch das Votum der Ministerrunde in Katar in die Welthandelsorganisation WTO (World Trade Organization) aufgenommen. Am Sonntag wollen Vertreter der WTO und Chinas die Verträge unterzeichnen. Innerhalb eines Monats muss dann der chinesische Volkskongress dem WTO-Beitritt zustimmen. 1,3 Milliarden Menschen und damit potenzielle Kunden leben in China. Die Käuferschichten, auf die die Industrienationen hoffen, sind indes auf absehbare Zeit nur in bestimmten Regionen zu finden.

Revolutionen sind dadurch nicht zu erwarten. Noch arbeiten zu viele planwirtschaftliche Betriebe ineffizient. Im harten Wettbewerb könnten sie nicht bestehen und müssten schließen. Chinas Staatsführung setzt deshalb auf den langsamen Wandel.

Die Zölle in China werden nun generell sinken, so etwa für Autos von 80 bis 100 auf nur noch 25 Prozent bis 2006. Ausländische Unternehmen können in einem Jahr 25 Prozent der Anteile an chinesischen Telekommunikationsfirmen übernehmen. 49 Prozent dürfen es nach drei Jahren. Gerade der chinesische Mobilfunkmarkt gilt als nahezu unerschlossen. In den vergangenen Jahren konnten die Ausrüster aus Europa und den USA zahlreiche Lieferverträge mit China abschließen. Der Mobilfunkmarkt in Europa ist zunehmend gesättigt. So könnten die erhofften Absätze der kriselnden Telekommunikationsbranche zu neuen Umsätzen verhelfen.

Auch der Bankmarkt steht vor Umwälzungen. In zwei Jahren dürfen ausländische Banken mit chinesischer Währung und chinesischen Geschäftskunden handeln, in fünf Jahren auch mit Privatkunden. Gerade der Bankensektor gilt in China als außerordentlich marode und wenig handlungsfähig. Inländische Kredite sind für Chinesen nur schwer zu bekommen, das wirtschaftliche Know-how der Banken schlecht. Der WTO-Beitritt wird den Bankensektor im Reich der Mitte umkrempeln. Die chinesische Großbank ICBA etwa plant, 30.000 Stellen zu streichen – ein Vorbote des geplanten Börsengangs nach dem WTO-Beitritt.

Als einer der ersten Gewinner in China gilt die Textilindustrie. Von 2005 fallen die bisherigen Exportschranken weg. Diese Branche gilt als beispielhaft: Kapitalintensive Bereiche werden unter Druck geraten. Arbeitsintensive Industrien, die aber niedrige Löhne haben, werden profitieren.