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Politik

Bachelet entschuldigt sich bei Ureinwohnern

24. Juni 2017

Die chilenische Staatschefin Michelle Bachelet hat sich bei der Volksgruppe der Mapuche für erlittenes Unrecht entschuldigt. Die Regierung will die Rechte der Ureinwohner stärken und ihre Lebenssituation verbessern.

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Angehörige der Mapuche-Volksgruppe bei einer Demonstration in der Stadt Temuco (Archivbild)
Angehörige der Mapuche-Volksgruppe bei einer Demonstration in der Stadt Temuco (Archivbild)Bild: picture-alliance/NurPhoto/F. Lavoz

"Ich möchte mich beim Volk der Mapuche für die Fehler und Gräuel, die im Namen des Staates begangen oder toleriert wurden, entschuldigen", sagte Chiles Präsidentin Michelle Bachelet im Regierungspalast in Santiago de Chile, wie die Zeitung "La Tercera" berichtete. "Seit der Gründung unserer Republik wurden die Identität, die Kultur, das Territorium und die Lebensgrundlagen der Mapuche nicht angemessen geschützt."

Zugleich stellte die Präsidentin ein Programm vor, das die Rechte der Ureinwohner anerkennen und ihr wirtschaftliches Umfeld verbessern soll. Sie kündigte an, die Sprache der Mapuche offiziell anzuerkennen und die Ansprüche auf Land zu klären. Der Tag der indianischen Völker am 24. Juni soll zum nationalen Feiertag erklärt werden.

Investitionsprogramm versprochen

In der Region Araucanía ist ein Investitionsprogramm für Infrastruktur und Bildung geplant. Das Gebiet im Süden Chiles ist eine der ärmsten Regionen des Landes und Stammesgebiet der Mapuche. Rund 600.000 Menschen leben dort noch in traditionellen Gemeinschaften. Die Region ist seit Jahren von gewaltsamen Landkonflikten geprägt. Immer wieder kommt es zu Vandalismus und Brandanschlägen. Bachelet versprach den Opfern Entschädigung.

Der Wirtschaftsverband der Region begrüßte die Entschuldigung Bachelets gegenüber den Ureinwohnern, kritisierte aber, dass die Wirtschaftsmaßnahmen für die Region zu spät kämen. Der Mitte-Links-Regierung war in den vergangenen Jahren mehrfach vorgeworfen worden, sich nicht um die Rechte der Ureinwohner und die Beilegung der Konflikte im Süden zu kümmern. Im vergangenen Jahr hatte die Präsidentin angekündigt, die Rechte der Ureinwohner durch die Verfassung schützen zu lassen. Für die Umsetzung bleibt ihr aber nur noch wenig Zeit. Bachelets Amtszeit endet im März 2018.

Die Mapuche sind die Ureinwohner im Süden von Chile und Argentinien. Nach der chilenischen Unabhängigkeit 1818 begann in den 1860er Jahren die Entrechtung: Einmarsch der Armee, Enteignung, Niedergang der eigenen Tradition und Sprache. Erst seit einigen Jahren setzt eine Neubesinnung auf die eigene Kultur und Identität ein. Eine kleine Minderheit radikalisiert sich politisch. Die Mapuche zählen zum ärmsten und am wenigsten gebildeten Teil der Bevölkerung.

stu/myk (ap, epd, kna, rtr)