Charismatisch und vielseitig: Gregory Peck
4. April 2016Für seinen Auftritt in der Literaturverfilmung "To Kill a Mockingbird" bekam er 1963 einen Oscar. Für viele Zuschauer zählt die Rolle des Anwalts Atticus Finch in dem Südstaatendrama zu den besten Leistungen in der Karriere Pecks. Doch der hatte zu Beginn der 1960er Jahre schon fast alle seine großen Filmrollen, mit denen er in die Kinogeschichte einging, hinter sich.
Als Westernheld setzte er zu Beginn seiner Karriere Zeichen, spielte in Klassikern wie "Duel in the Sun" (1946) oder "The Gunfighter" (1950). Peck etablierte sich aber auch in Abenteuerfilmen (heute würde man sagen: als Actionheld), in Melodramen und Komödien. Er spielte zweimal für Alfred Hitchcock und wurde zum beliebten Darsteller vieler großer Hollywood-Regisseure wie William Wyler, Elia Kazan oder John Huston.
Ein Star für alle
Die '40er und '50er Jahre waren die große Zeit des gebürtigen Kaliforniers. Später konnte er sich auf diesem früh erworbenen Ruhm ausruhen - und kassierte Preise und Anerkennung. Peck war einer derjenigen Hollywood-Schauspieler, die von nahezu allen Zuschauern bewundert und geschätzt wurden.
Einem John Wayne konnte eher ein männliches Publikum etwas abgewinnen. James Stewart war sympathisch und schauspielerisch überzeugend - doch weniger sexy. Humphrey Bogart war etwas für die harten Jungs. Marlon Brando oder Montgomery Clift begeisterten die Cinephilen und die Jugend. Doch Gregory Peck war ein Star für alle. Durch sein gutes Aussehen faszinierte er auch die Damenwelt. Gleichzeitig konnte er aber auch harte, durchsetzungsfähige Charaktere und manchmal sogar zwielichtige Rollen spielen. So kam auch ein junges männliches Publikum in Gregory-Peck-Filmen auf seine Kosten.
Kaum Schlagzeilen für den Boulevard
Nicht zufällig eroberte Peck als Westernheld und Abenteuerdarsteller die Herzen des Publikums. Hier verkörperte er elegant, mit Finesse und Charme, Helden verschiedenster Prägung. Und für diejenigen Zuschauer, die an das Edle und Gute in der Welt (und im Kino) glaubten, waren Rollen wie die des gradlinigen Anwalts Atticus Finch in eine Offenbarung.
Zum Image passte, dass Peck - im Gegensatz zu vielen seiner Schauspielkollegen - kaum Schlagzeilen für den Boulevard lieferte. Er war zweimal verheiratet und sorgte im Klatsch-Moloch Hollywood nie mit außerehelichen Affären oder anderen Fehltritten für Aufregung. Insofern war die oscargekrönte Rolle des Anwalts in "To Kill a Mockingbird" im fortgeschrittenen Alter maßgeschneidert für den hochaufgeschossenen, schlaksigen Gregory Peck.
1993: Ehrung bei der Berlinale
Als die Berliner Filmfestspiele Gregory Peck im Jahre 1993 mit einer Hommage ehrten, bedankte er sich in gewohnt freundlicher Art für die Einladung in die deutsche Hauptstadt und erinnerte an die großen Regisseure des deutschen Stummfilm-Kinos. Damit bewies er auch Geschichtsbewusstsein - das kam gut an in Berlin.
"Früher haben mir die Leute gesagt, sie könnten mich nicht recht einordnen. Sie wissen genau, wer Jimmy Stewart oder wer John Wayne ist, und sie wissen, wer Bogart war. Aber für mich haben sie keine Schublade", bemerkte Gregory Peck einmal in einem Interview. Das hat sich irgendwann im Laufe seiner Karriere natürlich geändert. Heute weiß man: Gregory Peck gehört zu den charismatischsten und vielseitigsten Schauspielern im Hollywoodkino des vergangenen Jahrhunderts.