Dortmund in Salzburg unter Druck
14. März 2018In der Bundesliga sind sie unter Peter Stöger weiterhin ungeschlagen, in der Europa League droht das Aus: Für die Spieler von Borussia Dortmund geht es um den letzten noch greifbaren Titel der Saison, für den Trainer beginnen die Endspiele um seine Zukunft beim BVB. Einen weiteren Ausrutscher gegen den FC Salzburg im Achtelfinal-Duell der Europa League am Donnerstag (Anstoß 21:05 Uhr MEZ, im DW-Liveticker) darf man sich nach der 1:2-Hinspiel-Schlappe nicht leisten. "Wir haben noch eine Möglichkeit, das zu reparieren. Gelingt uns das, wird es wunderbar sein. Gelingt uns das nicht, wird es die nächste Diskussion geben", sagte Stöger, dem klar ist, dass nur ein Weiterkommen seine Position bei Verhandlungen über eine mögliche Vertragsverlängerung stärkt.
Denn obwohl der Österreicher die Borussia zurück auf die Champions-League-Ränge geführt hat, wird er in Dortmund nicht gefeiert. "Wir stehen gefühlt richtig in der Kritik, das merken die Jungs auch, obwohl sie seit Mitte Dezember kein Meisterschaftsspiel mehr verloren haben. Die Situation ist nicht einfach", klagte Stöger, der damals auf Peter Bosz gefolgt war. Vor allem mit dem Wandel vom mitunter berauschenden Erlebnis- zum nüchternen Ergebnisfußball tun sich viele Fans des Revierklubs schwer.
Zorc fordert Wiedergutmachung
Besonders deutlich wurde die Unzufriedenheit am vergangenen Donnerstag in der ersten Partie gegen den souveränen Tabellenführer der österreichischen Bundesliga, als die BVB-Profis nach dem 1:2 mit einem Pfeifkonzert in die Kabine verabschiedet wurden. Ein Erfolgserlebnis in Salzburg könnte helfen, die Stimmung deutlich zu verbessern. "Für uns wäre es ein wichtiger Schritt, es noch zu schaffen. Für das Rückspiel haben wir eine klare Marschroute", sagte Gonzalo Castro vor dem Abflug nach Salzburg. Ähnlich wie der Mittelfeldspieler sieht auch Michael Zorc das Team in der Bringschuld. "Die Spieler müssen Wiedergutmachung betreiben", forderte der Sportdirektor.
Doch die jüngste Bilanz des Gegners nötigt Respekt ab. Das Team des deutschen Trainers und ehemaligen Mainzer Profis Marco Rose ist seit 18 Europapokal-Spielen ungeschlagen. Darüber hinaus lässt die dürftige Ausbeute des BVB in der Fremde wenig Gutes erwarten. In den vergangenen sieben internationalen Partien gab es keinen Sieg. "Wir sind ganz zuversichtlich", lässt sich Stöger von den Zahlen nicht erschrecken und warnt: "Wir werden eine richtig gute Leistung brauchen in Salzburg, da sind wir uns alle einig." Allerdings wird der BVB nicht von so vielen Fans begleitet, wie sonst: Große Teile des Bündnisses "Südtribüne Dortmund" boykottieren das Spiel in Salzburg nämlich aus Protest gegen den Salzburger Retortenverein, der eine Gründung des Red-Bull-Konzerns ist.
Zenit vor der Brust, Bayern im Hinterkopf
Ein wenig im Zwiespalt ist das andere Red-Bull-Team, RB Leipzig, bei seiner Auswärtstour zu Zenit St. Petersburg. Einerseits wollen die Leipziger nach dem 2:1-Erfolg aus dem Hinspiel möglichst schnell für klare Verhältnisse sorgen, andererseits sitzt im Hinterkopf schon der Gedanke an das anstehende Bundesliga-Duell am Sonntag gegen den FC Bayern.
"Wir werden das Spiel so angehen, dass wir uns nicht hinten einigeln und 70 oder 90 Minuten drauf hoffen, dass wir kein Tor kassieren", betonte Trainer Ralph Hasenhüttl, der keinen seiner Stars mit Rücksicht auf das Bayern-Spiel schonen will. "Ich kann mir die Schlagzeilen vorstellen, wenn wir dort mit der U19 hinfahren und sagen, wir schenken es ab, damit wir am Sonntag gegen die Bayern bei 100 Prozent sind. Das wäre doch der Wahnsinn."
Beim Abschlusstraining am Mittwoch, das am Vormittag noch auf dem RB-Trainingsgelände stattfand, waren auch die zuletzt angeschlagenen Kevin Kampl und Konrad Laimer wieder mit dabei. Trotz des knappen Vorsprungs aus dem Hinspiel ist Leipzig gewarnt: Zenit, derzeit nur Fünfter der russischen Meisterschaft, hat 17 der 18 seiner Heimspiele in der Europa League als Sieger beendet. Nur im Viertelfinale der Saison 2014/15 gab es ein Unentschieden, ein 2:2 gegen Sevilla.
Gefragt ist auf RB-Seite vor allem Timo Werner. Zwar hat der 22 Jahre alte Nationalstürmer in der Bundesliga seit dem 20. Januar nicht mehr getroffen, dafür steuerte er seit dem "Abstieg" aus der Champions League in drei Europa-League-Spielen drei Treffer bei. Nun soll er im WM-Stadion von St. Petersburg einmal mehr die Zenit-Abwehr knacken - im Hinspiel hat es bereits geklappt und schon ein Tor könnte für Leipzig die Chancen auf das Weiterkommen enorm erhöhen.