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Blutbad in Pune

14. Februar 2010

Bei einem Bombenanschlag auf das Lokal "German Bakery" in der westindischen Millionenstadt Pune sind mindestens neun Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Die Hintergründe sind noch unklar.

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Trümmer mit einem Schild der Bäckerei (Foto: ap)
Das Lokal wurde fast komplett zerstörtBild: AP

60 Menschen wurden bei dem Terrorattentat am Samstagabend (13.02.2010) verletzt, sagte der indische Innenminister Palaniappan Chidambaram in Pune. Ein Opfer sei in sehr kritischem Zustand. Nach Angaben der Polizei befíndet sich unter den Verletzten auch eine 50 Jahre alte Deutsche. Unter den Toten waren eine Italienierin und ein iranischer Student. Die anderen Opfer waren Inder, die meisten im Alter zwischen 20 und 30 Jahren.

Bewusst gegen Ausländer

Der Sprengsatz war in einem Rucksack versteckt gewesen, der unter einem Tisch lag. Die Jugendlichen, die sich nach dem Terroristen an den Tisch setzen, hatten keine Chance: Augenzeugen zufolge detonierte die Bombe so heftig, dass sie ein riesiges Loch in die Außenwand des Gebäudes riss.

Der oder die Attentäter hätten sich bewusst einen Ort ausgesucht, an dem sich gerne junge Ausländer und Einheimische trafen, sagte der indische Innenminister Palaniappan Chidambaram. Das Cafe war bei Indern und Ausländern sehr beliebt. "Dies ist der erste bedeutende Anschlag seit 14 Monaten", sagte er.

Gegen Gespräche mit Pakistan

Brennendes Hotel Mumbai (Foto: ap)
Den letzten blutigen Anschlag gab es in Mumbai im November 2008Bild: AP

Wer hinter dem Anschlag in Pune steckt, blieb zunächst unklar - niemand bekannte sich direkt zu dem Attentat. Indische Medien spekulierten über muslimische Terrorgruppen. Denn Anlass des Anschlags sind offenbar Gespräche, die Indien mit Pakistan Ende Februar wieder aufnehmen will. Sie waren nach dem blutigen Anschlag auf ein Hotel in Mumbai im November 2008 abgebrochen worden. Prompt sprach sich nun die oppositionelle hindu-nationalistische Partei BJP gegen neue Gespräche mit Pakistan aus. In Indien starben seit 2005 mehr als siebenhundert Menschen bei Anschlägen, für die pakistanische Kreise verantwortlich gemacht werden.

Ziel Ashram?

Warum es diesmal ausgerechnet die "German Bakery" in Pune traf, ist unklar. German Bakeries gibt es fast in jedem Ort in Südasien, wo westliche Touristen sind. Sie servieren was sonst oft schwer zu finden ist: Filterkaffee und westliche Backwaren. Die "German Bakery" in Pune gibt es schon seit 22 Jahren. Sie liegt gegenüber des weltweit bekannten Osho Ashrams. Das Meditationszentrum von Guru Bhagwan Shree Rajneesh wird seit den 1970er Jahren vor allem von westlichen Touristen besucht. In dem Ashram soll aber auch der US-Bürger David Headley übernachtet haben. Er sitzt derzeit in den USA in Untersuchungshaft, weil er an der Planung der Terroranschläge in Mumbai beteiligt gewesen sein soll, bei denen im November 2008 etwa 170 Menschen getötet worden waren.

Unweit der "German Bakery" liegt allerdings auch das jüdische "Chabad House". Es wird von der Chabad-Lubavitch-Bewegung betrieben, deren Mitglieder ebenfalls Ziel der Anschläge von Mumbai waren.

VW-Fabrik in Pune (Foto: ap)
In Pune wird unter anderem der Polo gebautBild: AP

Die aufstrebende Industriestadt Pune liegt rund 100 Kilometer südöstlich von Mumbai im Bundesstaat Maharashtra. Die Stadt beherbergt mehr als hundert Ausbildungszentren und neun Universitäten. Die Stadt mit etwa fünf Millionen Einwohnern hat sich in den letzten Jahren zu einem Zentrum der Autoindustrie entwickelt. Volkswagen und Mercedes eröffneten dort in den letzten Jahren große Produktionsstätten.

Alle indischen Bundesstaaten wurden vorsorglich in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, die Sicherheitsvorkehrungen für ein Cricket-Testspiel zwischen Indien und Südafrika in Kolkata (Kalkutta) wurden verschärft.

Autor: Oliver Samson / Anna Kuhn-Osius
Redaktion: Hans Ziegler