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Mumbai hat den Konflikt mit Pakistan verschärft

15. April 2009

Der Terrorangriff auf Mumbai belastet die indisch-pakistanischen Beziehungen weiterhin. Experten in Pakistan sehen trotzdem gute Chancen für eine Wende zum Besseren.

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Ein indischer Soldate vor dem brennenden Taj Mahal Hotel (Foto: AP)
Seit dem Terrorangriff hat Indien die Konsultationen mit Pakistan ausgesetztBild: AP
Aufmacherseiten verschiedener indischer Tageszeitungen nach der Terrorserie in Bombay
Indische Medien sollen die Stimmung gegen Pakistan aufgeheizt habenBild: DW/Ashraf

Der Terrorangriff auf Mumbai vom vergangenen November hat den Friedensprozess zwischen Indien und Pakistan vor eine schwere Belastungsprobe gestellt. Neu-Delhi hat die regelmäßigen Konsultationen mit Islamabad vorläufig ausgesetzt und verlangt zunächst, dass Pakistan glaubwürdige Schritte gegen die "Infrastruktur des Terrors" auf seinem Territorium unternimmt.

Irfan Husain, Kolumnist der pakistanischen Tageszeitung "Dawn", glaubt jedoch, dass die Regierungen beider Länder im Großen und Ganzen verantwortlich auf die Krise reagiert haben. Schließlich hätten die indischen Medien die Stimmung gegen Pakistan aufgeheizt, nachdem bekannt wurde, dass die Attentäter von dort stammten. "Es war zeitweise ernsthaft zu befürchten, dass Indien Taliban-Ausbildungslager jenseits der Grenze angreifen würde. Aber sie haben sich zurückgehalten", sagt Husain.

Terrorismus wird in Pakistan verdrängt

Umgekehrt wirbt der Kolumnist um Verständnis dafür, dass die pakistanische Regierung nur mit Verzögerung zugab, dass es eine Verbindung der Terroristen nach Pakistan gab. "Dieses ganze Terrorismus-Phänomen wird in Pakistan weitgehend verdrängt. Sie haben die ganze Zeit gesagt, 'wir brauchen Beweise'. Als die Inder sie geliefert haben, konnten die Pakistaner handeln." Es hat Verbote extremistischer Organisationen und Verhaftungen ihrer Mitglieder in Pakistan gegeben - wobei sich in Indien Zweifel daran halten, ob diese Aktionen, wie in der Vergangenheit, nicht nur Augenwischerei sind.

Irfan Husain glaubt, dass die Haltung Neu Delhis auch mit dem Wahlkampf in Indien zu tun hat: "Ich habe die Hoffnung, dass die neue indische Regierung nach den Wahlen nicht mehr Stärke demonstrieren muss und an einer Lösung interessiert sein wird. Schließlich hat Indien globale Ambitionen und will sich nicht in einem regionalen Konflikt mit Pakistan verzetteln."

Internationaler Druck auf beide Länder

Pakistanische Grenzsoldaten an der pakistanisch-indischen Grenze in Wagah (Foto: AP)
Indien und Pakistan stehen sich schon lange feindlich gegenüberBild: AP

Auch die internationale Gemeinschaft und insbesondere die USA drängen auf eine erneute Annäherung zwischen Indien und Pakistan. Die Mitarbeiter von US-Präsident Barack Obama haben mehrfach darauf hingewiesen, dass der Kaschmir-Konflikt nach mehr als sechzig Jahren endlich gelöst werden müsse.

"Die USA wollen eine politische Lösung für die indisch-pakistanischen Probleme, damit die pakistanische Armee sich auf die afghanische Grenze konzentrieren kann", mutmaßt Irfan Husain. "Ich glaube nicht, dass Indien viel nachgeben wird, aber wenn Indien Pakistan irgendeinen gesichtswahrenden Ausweg aus dem Kaschmir-Problem anböte, wären sicher einige Leute in Pakistan dafür empfänglich. Die jetzige Regierung in Islamabad würde die Beziehungen zu Indien mit Sicherheit gerne verbessern."

Es gibt zahlreiche Berichte darüber, dass unter Pakistans Ex-Präsident Musharraf die Verhandlungen über Kaschmir hinter den Kulissen schon recht weit gediehen waren. Dem Vernehmen nach war man sich einig, den politischen Konflikt weitgehend zurückzustellen und sich auf konkrete Verbesserungen für die Menschen zu konzentrieren. Die Trenn-Linie in Kaschmir sollte auf diese Weise durchlässig gemacht werden. Beim nächsten indisch-pakistanischen Tauwetter könnte an diese Ergebnisse angeknüpft werden.

Autor: Thomas Bärthlein
Redaktion: Julia Elvers-Guyot