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Bieter-Wettstreit um Vivendi-Tochter

Martin Schrader27. August 2003

Frankreichs Medien-Konzern Vivendi Universal ist hoch verschuldet. Deshalb soll der Verkauf von Universal Entertainment 14 Milliarden Dollar in die Kasse bringen. Doch niemand will so viel zahlen.

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Vivendi will sich aus den Hollywood Hills verabschiedenBild: DW (Bernd Riegert)

Die Gruppe der Bieter für Universal Entertainment, die Unterhaltungssparte des französischen Medienkonzerns Vivendi Universal, wird immer kleiner. Seit am Montag (25.08.2003) der US-Medienkonzern Liberty Media sein Gebot zurück zog, befanden sich nur drei von ursprünglich sieben Interessenten im Rennen. Nur zwei dieser Kandidaten galten als chancenreich: die Medienfiliale von General Electric (GE), NBC, und der kanadische Milliardär und einstige Besitzer der Universal Studios, Edgar Bronfman jr. Dem Medienkonzern Viacom, der ebenfalls ein Gebot abgab, wurden dagegen von Beobachtern keine Chancen eingeräumt, da er zu wenig zahlen will.

Vor- und Nachteile

"Beide Gebote – das von GE und das von Bronfman – haben Vor- und Nachteile", sagt der Analyst Florian Leinauer von Helaba-Trust. Es sei deshalb völlig offen, für welches Angebot sich die Unternehmensführung entscheiden wird. Zu Universal Entertainment gehören die Universal Filmstudios in Hollywood, Universal Music, Themenparks und TV-Kabelnetze. Für alle Unternehmensteile zusammen hat der Mutterkonzern einen Preis von 14 Milliarden Dollar veranschlagt.

Fusion

"Das Gebot von GE hat den Vorteil, dass Universal Entertainment darin höher bewertet wird", erklärt Leinauer. Der Mischkonzern ist bereit, die Bewertung von 14 Milliarden Dollar zu akzeptieren. Jedoch will GE das Medien-Unternehmen nicht kaufen sondern mit der TV-Kette NBC verschmelzen. Die Mehrheit an dem fusionierten Unternehmen will GE übernehmen; eine Minderheit von etwa 25 Prozent bliebe in der Hand von Universal. Nachteil an diesem Gebot: Bargeld würde dabei nicht an Vivendi fließen, sondern lediglich Aktien.

Jean Rene Fourtou
Jean-René FourtouBild: AP

Für Universals Chef Jean-René Fourtou (Foto) ist es nach Ansicht Leinauers aber wichtig, Geld in die Kasse zu bekommen, denn der Konzern steckt tief in den roten Zahlen. Derzeit stehen 13,6 Milliarden Dollar Schulden in den Büchern. Dieses Problem bliebe bei einem Abschluss mit GE ungelöst.

Bargeld

"Der große Vorteil des Angebots von Bronfman ist, dass dabei sofort eine signifikante Geldsumme an Vivendi fließen würde", sagt Leinauer. Nach seinen Informationen will der kanadische Milliardär etwa acht Milliarden Dollar an Vivendi zahlen und außerdem mehrere Milliarden Dollar Schulden übernehmen. Nachteil des Bronfman-Gebots: es bewertet Universal Entertainment mit deutlich weniger als den geforderten 14 Milliarden Dollar.

Wann es zu einer endgültigen Entscheidung kommen wird, ist ungewiss. Am Dienstag (26.8.2003) vertagte der Aufsichtsrat von Vivendi nach einer Sitzung den Verkauf. "Vivendi Universal hat entschieden, mit den beiden wichtigsten Bietern weitere Verhandlungen aufzunehmen", teilte der Konzern nach der Sitzung in Paris mit.

Abstieg aus der Welt-Liga

"Es ist schwierig für das Management", sagt Leinauer, "da geht es um sehr viel Geld; und jeder versucht, so viel wie möglich herauszuholen." Es sei vergleichbar mit dem Feilschen um das deutsche Medien-Unternehmen ProSiebenSat.1. Dort existierte eine zeitlang sogar ein Kaufvertrag, der kurze Zeit später jedoch wieder rückgängig gemacht wurde.

Vivendi Universal
Das Archivbild vom 5. Mai 2002 zeigt den Vorstandsvorsitzenden des franzoesischen Medienkonzerns Vivendi Universal, Jean-Marie Messier, waehrend einer Firmenpraesentation in Paris. Messier tritt nach eigenen Angaben zurueck. In einem am Dienstag, den 2. Juli 2002, veroeffentlichten Interview der Pariser Zeitung "Le Monde" sagte er : "Ich gehe, damit Vivendi Universal bleibt." (AP Photo/Michel Euler) -- zu APD9113 --Bild: AP

Egal, wie man sich bei Vivendi entscheiden wird; das Konzept eines global agierenden Medien-Konzerns gilt bereits jetzt als gescheitert. Der ehemalige Vivendi-Chef Jean-Marie Messier (Foto), der das Unternehmen im Streit verließ, verwandelte Vivendi binnen weniger Jahre von einem Wasser- und Abfallkonzern in ein Telekom- und Medienunternehmen. Der Schwerpunkt der Geschäfte lag seitdem in den USA. Das Konzept ging aber nicht auf und es entstand ein Schuldenberg in Milliarden-Höhe. Nach einem Verkauf von Universal Entertainment wäre Vivendi nur noch als Mobilfunk-Anbieter und Eigner der Canal-Plus-Gruppe in Frankreich tätig. Der stets kränkelnde Global Player wäre damit schnell wieder abgestiegen in die Europa-Liga.