Bewegender Abschied von Muhammad Ali
11. Juni 2016Bei der Trauerfeier zu Ehren von Muhammad Ali in dessen Heimatstadt Louisville/Kentucky hat der frühere US-Präsident Bill Clinton den unerschütterlichen Willen der vor einer Woche verstorbenen Box-Legende hervorgehoben. "Er hat in jungen Jahren beschlossen, seine eigene Lebensgeschichte zu schreiben. Er wollte sich nicht verbiegen lassen", sagte Clinton auf der Bühne des Yum Centers.
Clinton, letzter von zahlreichen Rednern aus allen Weltreligionen beim Abschluss der zweitägigen Trauerfeierlichkeiten, bezeichnete Ali vor geschätzt 15.500 Besuchern als "tollen Burschen. Er hat sich für die ganze Menschheit eingesetzt. Er war für alle offen", sagte der 69-Jährige, eingerahmt von der US-Fahne und der Olympischen Flagge.
Alis Witwe Lonnie, seine vierte und letzte Ehefrau, sagte: "Muhammad Ali wusste instinktiv, welchen Weg er bestreiten musste. Er lief nie vor Schwierigkeiten davon. Muhammad gab nicht auf, er glaubte immer an Verständigung. Er sah Wahrheit in allen Religionen." Alis Tochter Maryum trug ein Gedicht mit Titel "Danke, lieber Vater" vor.
Bei der gut dreistündigen Feier am späten Nachmittag Ortszeit in Downtown Louisville stimmte das Publikum zwischen den Reden immer wieder Ali, Ali-Sprechchöre an. Geschätzt 300 Prominente waren in die Halle am Ufer des Ohio gekommen, darunter auch die Schauspieler Billy Crystal und Arnold Schwarzenegger.
US-Präsident Barack Obama ließ sich entschuldigen, da er bei der Schulabschlussfeier seiner ältesten Tochter Malia in Washington war. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte seine Teilnahme kurzfristig abgesagt. Grund dafür ist nach Informationen der türkischen Nachrichtenagentur Dogan unter anderem, dass Erdogan nicht wie von ihm gewünscht aus dem Koran zitieren durfte.
Der im Alter von 74 Jahren verstorbene Ali war vor der Trauerfeier nach einem 30 Kilometer langen Trauerzug durch die Innenstadt von Louisville auf dem Cave Hill Cemetery im engsten Familienkreis zu Grabe getragen worden.
Die Prozession bestand aus rund 20 Limousinen. In ihnen fuhren unter anderen die Kinder und Enkel des Verstorbenen sowie prominente Persönlichkeiten mit, die später auf dem Friedhof seinen Sarg tragen sollten. Dazu gehörten der Schauspieler Will Smith, der den Boxer in dem Filmerfolg "Ali" porträtiert hatte, und die beiden Schwergewichtsweltmeister Lennox Lewis und Mike Tyson.
Bereits am Donnerstag hatten Tausende beim muslimischen Trauerritual Janazah Abschied von der Box-Legende genommen. Ali war als junger Mann zum Islam konvertiert und hatte dabei auch seinen bürgerlichen Namen Cassius Clay abgelegt - ein Schritt, der damals viele in den Vereinigten Staaten entsetzte. Ali war am vergangenen Freitag nach multiplem Organversagen in einem Krankenhaus in Phoenix/Arizona im Alter von 74 Jahren gestorben. "The Greatest" war seit 1984 an Parkinson erkrankt.
stu/wl (afp, dpa)