Hoffen auf neue Gespräche
10. Oktober 2006Spätestens seit 2003, als die Rückgabe der "Baldin-Sammlung" an die Bremer Kunstgalerie gescheitert war, befinden sich die Verhandlungen in einer Sackgasse. Wo sehen Sie mögliche Auswege?
Man muss zunächst ein besseres Klima in dieser Frage herstellen. Auf vielen Gebieten sind die russisch-deutschen Beziehungen so gut - nur mit der Aufarbeitung des Krieges und der damit verbundenen Folgen kommen wir nicht über einen toten Punkt hinaus. Von daher muss man von der deutschen Seite aus der russischen Öffentlichkeit und der russischen Politik demonstrieren, dass man die Verluste sieht, die die Sowjetunion während des Krieges erfahren hat. Durch solche Schritte kann dann auch in der Rückführungsfrage ein neues Vertrauen hergestellt werden. Ich selbst glaube auch, dass sich die deutsche Seite mit dem Gedanken auseinandersetzen muss, nicht alles zurückzufordern. Aber das alles ist im Augenblick nicht in der Diskussion, weil die russische Seite gegenwärtig an dieses Thema nur sehr zögerlich herangeht und von daher hat sich die deutsche Politik eher auf Warten eingestellt.
Was halten Sie von nicht-politischen Initiativen rund um das Thema, wie die vor einem Jahr gegründete Initiative der deutschen und russischen Museen?
Das war außerordentlich klug, Je näher man dieses Thema an die Institutionen heranführt, umso besser. Je stärker wir das Thema an die Gegenstände, um die es geht, anlehnen und je stärker es uns gelingt, das Thema zu entpolitisieren, also Kunst wieder Kunst werden zu lassen und Kunst nicht zu einer Prestigefrage zu machen, je eher wird man zu Lösungen kommen. Insofern halte ich diese Initiative von den Museen für außerordentlich klug.