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Aufgelesen

14. August 2009

Hier gibt es jeden Monat die schönsten literarischen Randerscheinungen. Diesmal wird es lehrreich. Genießen Sie ein Wörterbuch für Party-Intellektuelle, erleben Sie einen demokratischen Kick und eine andere Wahrnehmung.

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Bücherstaüel (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/dpa

Mannomannomann, diesmal gibt es aber eine ganz ordentliche Portion Wissen für die Hosentasche, damit können Sie jeden, sogar sich selbst beeindrucken. Trumpfen Sie auf und lenken sie das Gespräch in andere Bahnen – oder einfach nur auf sich.

Ausgewanderte Wörter
Buchcover "Besservisser beim Kaffeeklatsching" (Foto: Heyne Verlag)

Für Einsteiger eignet sich dieses Lexikon mit einer stattliche Anzahl von deutschen Wörtern, die sozusagen ins Ausland ausgewandert sind. Von Besserwisser bis Katzenjammer, Christkind oder Pudel. Es ist zwar nicht überraschend, dass deutsche Wörter – übersetzt oder im Original – in anderen Sprachen verwendet werden. Sprachen mischen sich eben. Aber solches Wissen eignet sich nicht nur prima zur Auflockerung eines Gähn-Gesprächs. Das Lexikon ist auch nett zu lesen, wenn einem mal alleine langweilig ist. Siedenberg hat sich die Mühe gemacht, alle Begriffe launisch zu erklären und Belege für ihre Verwendung im Ausland zu sammeln. So etwas zu wissen macht einfach Spaß.

Sind Sie ein normaler Bürger oder denken Sie schon?
Buchcover "Vom Mut zu denken" (Foto: Artemis&Winkler Verlag)

Sie können dieses Partywissen aber noch steigern. Sie können Fernando Savater lesen und anderen danach ins Gesicht schleudern: "Labern Sie nicht so ein langweiliges Zeug - haben Sie doch einfach mal den Mut zu denken!" Der Spanier Savater erklärt in zwanzig kleinen Lektionen, was er unter Demokratie versteht, und wie man sie seiner Meinung nach gestalten könnte.

„Der politische Vorteil der Demokratie im Vergleich zu anderen Regierungsformen besteht nicht darin, dass demokratisch gewählte Machthaber immer besser sind als andere, sondern dass sie weniger befehlen.“

Alles, was Savater schreibt, klingt so logisch, so verständlich, so überzeugend, dass man schon wieder misstrauisch werden sollte. Aber es gibt einem einen demokratischen Kick und man möchte die Gedanken des spanischen Philosophieprofessors sofort zu hunderten bestellen und an die eigenen Politiker schicken.

Farben-Hören
CD-Cover "Ist mein Blau dein Blau? Neurophilosophische Überlegungen zur Synästhesie mit Hinderk M. Emrich" (Foto: supposé Verlag)

Synästhesie. Ich kannte bis jetzt nicht einmal das Wort, muss ich leider zugeben. Professor Hinderk M. Emrich erklärt, was das ist, un das sollte man lieber erstmal alleine in Ruhe hören bevor man Party-Besucher damit zutextet. Falls Sie es auch nicht wussten: Synästhetiker haben eine Art doppelte Wahrnehmung, ganz automatisch. Wenn sie Buchstaben sehen oder Töne hören, sind diese automatisch mit Farben oder Empfindungen verbunden. Hoch interessant, aber auch relativ kompliziert. Gerade die Stellen über den Aufbau, die Funktionen und die Sinnesverarbeitung des Gehirns. Die CD ist Teil eines ambitionierten Projekts des supposé-Verlags - Wissenschaftler erklären ihr Fachgebiet für Laien. Nicht geeignet für Partygeplänkel. Aber das ist ja auch nicht unbedingt DAS ausschlaggebende Kriterium für etwas Gutes.

  • Siedenberg, Sven, „Besservisser beim Kaffeeklatsching. Deutsche Wörter im Ausland. Ein Lexikon.“ Heyne, 255 Seiten, 7,95 Euro, ISBN 978-3-453-60100-0
  • Savater, Fernando, „Vom Mut zu denken. Wörterbuch für den mündigen Bürger“, Artemis & Winkler, 86 Seiten, 12,90 Euro, ISBN 978-3-538-07273-2

  • Emrich, Hinderk M., „Ist mein Blau dein Blau? Neurophilosophische Überlegungen zur Synästhesie mit Hinderk M. Emrich“, Konzeption und Regie: Klaus Sander, Anja Theismann. Supposé, 1 CD, 65 Minuten, 18 Euro, ISBN 978-3-932513-83-1

Autorin: Marlis Schaum

Redaktion: Gabriela Schaaf