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Asylheime: Feuer, Steine, Sprengsätze

19. Oktober 2016

Es sind brennende Häuser, beschmierte Wände, eingeschlagene Scheiben: Die Gewalt gegen Asylsuchende und deren Unterkünfte nimmt in erheblichem Maß zu. Auch empörend daran: Die ganz große Empörung bleibt aus.

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Brand im Flüchtlingsheim Berlin-Buch
Nach einem Brand in einem Flüchtlingscontainer in Berlin-BuchBild: picture-alliance/dpa/J.Carstensen

Das Jahr ist noch nicht vorbei, aber die Statistik fällt jetzt schon verheerend aus: Seit Anfang 2016 sind einem Zeitungsbericht zufolge bundesweit bereits fast 800 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte verübt worden. Das Bundeskriminalamt (BKA) habe im laufenden Jahr 797 Straftaten gegen Flüchtlingsheime registriert, berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe. Für 740 Delikte sind laut dem BKA "rechtsmotivierte Täter" verantwortlich. Bei 57 Delikten kann eine politische Motivation noch nicht sicher ausgeschlossen werden.

Hinter den nackten Zahlen verschwindet die Angst, die solche Taten bei den Bewohnern auslösen. Und die Täter wissen in der Regel genau, was sie tun: Bei 180 Delikten verteilten sie rechtsextreme oder fremdenfeindliche Propaganda, bei 137 Straftaten wandten die Angreifer sogar Gewalt an. Demnach gab es laut dem BKA im laufenden Jahr 61 Brandstiftungen und zehn Vergehen gegen das Sprengstoffgesetz. In vier Fällen explodierte der Sprengstoff in oder an der Flüchtlingsunterkunft.

Asylbewerber Dortmund
Szenerie an der Erstanlaufstelle für Asylbewerber in Dortmund. Die Gewalt gegen sie hat nichts mit Willkommenskultur zu tunBild: DW/K. Jäger

Damit ist die Zahl der Angriffe auf Flüchtlingsheime in den vergangenen drei Jahren massiv gestiegen. Im gesamten Jahr 2014 hatte die Zahl der Straftaten gegen Asylunterkünfte noch bei 199 gelegen, 2013 waren es 69 Delikte.

Mord und Totschlag

Die empörende Entwicklung dieses Berichts passt zu Zahlen, die über den Berliner "Tagesspiegel" am Vortag aus dem Bundesinnenministerium bekannt wurden. Danach haben  Neonazis und andere Rechtsextreme in diesem Jahr mehr versuchte Morde und Totschlagsdelikte begangen als in den Jahren davor. Bis Anfang Oktober habe die Polizei bundesweit elf versuchte Tötungsdelikte von rechtsextremen Tätern registriert. Das ging aus der Antwort des Innenministeriums auf eine schriftliche Anfrage der Linksfraktion hervor. Viermal sei 2016 die Tat als ein versuchter Mord, siebenmal als versuchter Totschlag gewertet worden. Ein rein ostdeutsches Problem? Von wegen: Gewalttaten wurden aus Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und aus dem Saarland gemeldet.

ml/stu (epd, KNA, afp)