Art|34|Basel
18. Juni 2003Alle Welt jagt nach Schnäppchen. Der Einzelhandel haut sich die Rabatte förmlich um die Ohren. Und jetzt erreicht der Trend der rezessiven Jahre auch den Kunstmarkt. Die Art Basel, die weltweit wichtigste Messe für Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, lockt mit einem Billig-Segment. Wenn die Kunstmesse vom 18. bis zum 23. Juni zum 34. mal ihre Tore öffnet, kosten mehr als ein Viertel der Bilder und Skulpturen weniger als ein guter Gebrauchtwagen – nämlich unter 5.000 Euro.
Flaute und Schwimmbadwetter
Die Botschaft aus Basel ist klar: In Zeiten schmaler Geldbeutel sollen möglichst wenig Kunstliebhaber abgeschreckt werden. Trotz Konjunkturflaute und Schwimmbadwetter setzt Messechef Samuel Keller auf die geballte Breite des Marktes – vom eben erst entdeckten Talent bis zum musealen Meisterwerk. "Die Art|34|Basel wird dabei auf einem Qualitätslevel stattfinden, der kaum noch zu überbieten ist und den besten Überblick über die Kunst der Moderne und der Gegenwart bietet", kommentiert der Messechef unbescheiden.
Noch nie war der Anmeldedrang von Gallerien weltweit so groß. Noch nie war das Teilnehmerfeld derart prominent und international besetzt. Weit über 900 Gallerien drängten sich im Vorfeld um die begehrten Standplätze. "Das war Anmelderekord", sagt Peter Vetsch, Marketing- und Kommunikationskleiter der Messe. Dennoch ist die Auswahl auch in diesem Jahr wieder strikt auf 270 Gallerien und 17 Einzelausstellungen begrenzt – darunter die führenden Galerien Europas, Amerikas, Asiens und Australiens. "Wir haben eine gute Größe. Mehr wäre für die Besucher nicht zu bewältigen", sagt Vetsch.
Szene, Stars und Living Sculpture
Der Mann scheint nicht Unrecht zu haben. Schon jetzt sind die Fülle der Events im Rahmen der Kunstmesse und die Stationen beim Party-Hopping kaum überschaubar. Die erwarteten 50.000 Besucher, die im Laufe der kommenden Tage nach Basel (170.000 Einwohner) strömen, haben die Qual der Wahl. Und den besonderen Kitzel. Schließlich kann man hier fast alles, was man sieht, auch kaufen. Und dabei neben Szenestars wie Stararchitekt Rem Koolhaas, Biennale-Direktor Franscesco Bonami oder dem Londoner Living-Sculpture-Pärchen Gilbert und George, ganz einfach unglaublich viel Kunst sehen.
Das komplette Repertoire künstlerischer Ausdrucksmittel - von der Malerei bis zur Videokunst - ist vertreten und füllt einen schwergewichtigen 676 Seiten starken Katalog, der die Werke der fast 1000 beteiligten Künstler zeigt. Eine von ihnen ist die junge Schwedin Annika Larsson, deren gesammelte Videoarbeiten auch noch bis zum 17. August im Museum für Gegenwartskunst Basel zu bestaunen sind. Die in New York lebende Künstlerin decodiert sehr anschaulich und unterhaltend hierarchiespezifische Verhaltensmuster.
Gartenschaufel oder Gebrauchtwagen?
Wer dann wirklich in die Tasche greifen will, um das kahle Wohnzimmer auf Vordermann zu bringen, dem empfiehlt sich zum Beispiel eine Arbeit von Darren Lago. Für weniger als 5.000 Euro hat der Engländer eine Gartenschaufel mit drei Griffen im Angebot – direkter Marcel Duchamp-Bezug inklusive. Auch eine vergoldete kleine Mülltonne der Schweizer Glamourkünstlerin Sylvie Fleury ist zu haben. Statt des bereits erwähnten Gebrauchtwagens bietet der Brasilianer Alexandre de Cunha "nützlich-unnütze" orthopädische Erfindungen und Sportgeräte feil. Damit kann man sich dann auch Auto fortbewegen.