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Terrorismus

24. März 2009

Zwei Wochen nach dem Mordanschlag auf einen Polizeibeamten in Nordirland haben die Behörden einen 17-Jährigen angeklagt. Er soll den Polizisten Stephen Carroll am 9. März in der Kleinstadt Craigavon getötet haben.

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Polizeiabsperrung und Streifenwagen am Tatort (Foto: AP)
Unmittelbar nach dem Mord an einem Polizisten riegelten Beamte das Gebiet weiträumig abBild: AP

Der noch minderjährige Mann muss sich wegen Mordes verantworten, wie die Polizei in der Nacht zum Dienstag (24.03.2009) mitteilte. Dem Jugendlichen werden außerdem drei weitere Straftaten zur Last gelegt: das Sammeln von Informationen für terroristische Zwecke, vorsätzlicher Waffenbesitz und Mitgliedschaft in der verbotenen Vereinigung "Continuity IRA".

Diese Splittergruppe der früheren Terrororganisation Irisch- Republikanische Armee (IRA) hatte sich zum Mord an dem 48 Jahre alten Constable bekannt. Der Angeklagte soll am Dienstag vor einem Gericht erscheinen.

Der getötete Polizist war wegen des Notrufs einer Frau zu einer Schule in Craigavon in der Grafschaft Armagh gekommen. Die Gegend südwestlich von Belfast gilt als Hochburg republikanischer Katholiken. Die Frau hatte die Polizei wegen eines zerbrochenen Fensters alarmiert. Der Beamte wurde mit einem Schuss in den Hinterkopf getötet. Er hinterlässt Frau und Kinder.

Die Angst vor einem Bürgerkrieg wächst

Bereits zwei Tage vor der Tat waren zwei 21 und 23 Jahre alte britische Soldaten in Antrim nordwestlich von Belfast erschossen worden. Zu dem Anschlag bei einer Kaserne hatte sich mit der "Real IRA" ("Wahre IRA") eine andere Splittergruppe der Terror-Organisation bekannt. Die Attentäter wollen mit Waffengewalt eine Abspaltung von Großbritannien und die Vereinigung mit Irland durchsetzen.

Seit den Taten wachsen die Sorgen vor einem Wiederaufflammen des Konflikts zwischen militanten pro-irischen und pro-britischen Gruppierungen. Fast elf Jahre lang hatten die Waffen geschwiegen. Mit dem Karfreitagsabkommen von 1998 endete der Bürgerkrieg zwischen der katholischen Separatistenorganisation IRA und den protestantischen Untergrundgruppen, dem seit Ende der 1960er Jahre mehr als 3600 Menschen zum Opfer gefallen waren.

An einer Mauer lehnen Blumen für zwei ermordete britische Soldaten (Foto: AP)
Stiller Abschied in Antrim: Blumen für die beiden ermordeten britischen SoldatenBild: AP


Im Zusammenhang mit den Ermittlungen wurden am Montagabend zwei Verdächtige eine Woche nach ihrer Festnahme auf freien Fuß gesetzt. Sie kamen ohne Anklage frei. Die 27 und 31 Jahre alten Männer waren zunächst verdächtigt worden, an dem Mord des Polizisten beteiligt gewesen zu sein. Damit befinden sich noch vier Männer und eine Frau wegen des Polizisten-Mordes und vier Männer wegen der Morde an den beiden Soldaten in Polizeigewahrsam. Die Verdächtigen können unter den neuen Terror-Gesetzen bis zu 28 Tage ohne Anklage festgehalten werden. Dagegen haben sechs der neun Festgenommen Einspruch eingelegt. Ihre Anwälte beklagen, dass die Dauer des Gewahrsams gegen die europäischen Menschenrechtskonventionen verstöße. Der Einspruch wird am Dienstag verhandelt. (fg/gri/ap/dpa/rtr)