1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Chronologie: Die IRA und der Friedensprozess in Nordirland

Johanna Durnbaugh / kap / arn28. Juli 2005

Die katholische Untergrundorganisation Irisch-Republikanische Armee (IRA) hat am 28. Juli 2005 dem bewaffneten Kampf abgeschworen. Der Konflikt hat eine lange Geschichte - zurück bis ins 17. Jahrhundert.

https://p.dw.com/p/6yIr
Gewehrsalven bei der Beerdigung von Bobby Sands im Mai 1981Bild: AP


28. Juli 2005 - Neue Hoffnung für den Friedensprozess: Die IRA erklärt den "bewaffneten Kampf" für beendet, ihre Kämpfer sollen "die Waffen wegwerfen".

2004

Dezember 2004 - Friedensgespräche scheitern an der Frage der IRA-Entwaffnung. Eine neue Autonomie ist nicht in Sicht.

2003

29. November 2003: Bei den Regionalwahlen gewinnen die radikalen Parteien beider Lager.

21. Oktober 2003 – Die protestantischen und katholischen Konfliktparteien Nordirlands einigen sich auf Wahlen zur Regionalversammlung am 26. November 2003.

6. September 2003 – Protestantenführer David Trimble gewinnt eine Kraftprobe mit innerparteilichen Gegnern des Friedensprozesses, die gegen seinen Kurs einer Zusammenarbeit mit der IRA-nahen Partei Sinn Fein sind.

1. Mai 2003 - Die ursprünglich für Ende Mai geplante Wahl einer neuen Regionalversammlung für Nordirland wird auf unbestimmte Zeit verschoben, weil die IRA kein klares Bekenntnis zum Frieden und zur Entwaffnung abgibt.

2002

14. Oktober 2002 - Nordirland wird wieder der Kontrolle Londons unterstellt, um den Zusammenbruch der Koalition in Belfast zu verhindern. Zuvor hatten Berichte über IRA-Spione im nordirischen Regierungsapparat die Runde gemacht.

17. Juli 2002 – Die IRA entschuldigt sich erstmals für die zivilen Opfer ihrer 30 Jahre andauernden Gewaltkampagne. Das Statement erscheint zum dreißigsten Jahrestag des "Bloody Friday" am 21. Juli 1972.

17. Mai 2002 – Sinn Fein gewinnt bei den Wahlen zum Parlament Irlands vier Mandate hinzu und verfügt nun über fünf Sitze.

24. April 2002 – Ein Komitee des US-amerikanischen Repräsentantenhauses veröffentlicht einen Bericht, demzufolge die IRA internationale Terrorgruppen in Kolumbien ausgebildet haben soll. Der Vorsitzende von Sinn Fein, Gerry Adams, weist die Anschuldigungen zurück.

27. März 2002 - Die IRA scheint bereit zu sein, weitere Waffen abzugeben. Vorausgegangen waren Gespräche zwischen Sinn-Fein-Chef Gerry Adams und dem britischen Regierungschef Tony Blair über eine Amnestie für untergetauchte Terroristen.

5. Februar 2002 - Der Sinn-Fein-Abgeordnete Alex Maskey wird Oberbürgermeister von Belfast. Er bekam bei der Abstimmung 26 von 51 Stimmen und setzte sich damit gegen zwei protestantische Gegenkandidaten durch. Noch in der Nacht nach der Wahl kommt es in Belfast trotz starker Polizeipräsenz zu zahlreichen Straßenschlachten.

2001

23. Oktober 2001 - Die internationale Entwaffnungskommission bestätigt, dass die IRA einen Teil ihrer Waffen abgegeben hat.

1. Juli 2001 – Protestantenführer David Trimble (Unionist Ulster Party UUP) tritt aus Protest gegen die ausbleibende Entwaffnung der IRA als Regierungschef zurück.

7. Juni 2001 - Bei der Wahl zum Londoner Unterhaus erleidet die demokratisch protestantische Unionist Ulster Party herbe Verluste. Die radikalen nordirischen Parteien, die protestantische DUP und die katholische Sinn Fein können indessen stark zulegen.

2000

11. Februar – 30. Mai 2000 – Großbritannien stellt Nordirland wieder unter britische Direktverwaltung, weil die Entwaffnung der IRA nicht in Gang gekommen ist.

Vom ersten Waffenstillstand bis zur Autonomie: Lesen Sie, was sich in den 1990er Jahren ereignet hat.

1999

2. Dezember 1999 - Nordirland wird nach 27 Jahren unter direkter britischer Herrschaft wieder autonom. Die Regionalregierung nimmt ihre Arbeit auf.

29. November 1999 - Die nordirische Exekutive wird vervollständigt. Die zehn Ministerposten werden nach Parteistärke im Parlament vergeben. Damit steht unter David Trimble die erste katholisch-protestantische Regionalregierung in der Geschichte Nordirlands.

16. Oktober 1998 - Friedensnobelpreis für den Unionisten Trimble und den gemäßigten katholischen Nationalisten John Hume.

1998

11. September 1998 - Erste Terroristen werden aus den Gefängnissen entlassen.

10. September 1998 - Erstes Treffen der ehemaligen "Erzfeinde" Gerry Adams, Präsident von Sinn Fein, und David Trimble, Chef der Unionistenpartei UUP.

15. August 1998 - 29 Tote und 350 Verletzte beim schwersten Bombenanschlag in der Geschichte des Nordirlandkonflikts. Die Splittergruppe "Wahre IRA" bekennt sich zu der Tat in Omagh, westlich von Belfast.

1. Juli 1998 - Der Chef der Unionistenpartei UUP, David Trimble, wird vom nordirischen Parlament mit 61:27 Stimmen zum Ersten Minister gewählt, zum Stellvertreter wird Séamus Mallon (SDLP) gewählt.

25. Juni 1998 - Wahlen zu einem nordirischen Regionalparlament.

10. April 1998 – Abschluss des so genannten Karfreitags-Friedensabkommens für Nordirland durch die Regierungen Großbritanniens und der Republik Irland sowie nordirischer Parteien (vor allem der "Ulster Unionist Party" (UUP), der "Social Democratic and Labour Party" (SDLP) und Sinn Féin); halbautonomer Status wird zugesagt. Damit kann der in der irischen Verfassung verankerte Anspruch auf Nordirland aufgegeben werden. Großbritannien verpflichtet sich zur Aufhebung des Government of Ireland Act von 1920. Die Entwaffnung der paramilitärischen Verbände und der Abbau der britischen Militärpräsenz wird vereinbart.

1997

7. Oktober 1997 – Erstmals seit 1922 nehmen Sinn Fein und Unionisten zusammen an Nordirlandgesprächen teil.

16. Mai 1997 - Die neue britische Labour-Regierung beginnt Gespräche mit Sinn Fein.

1996

30. Mai 1996 – Wahlen zum Nordirland-Forum, bestehend aus Vertretern der Parteien. Aus dem Forum werden Verhandlungsteams für Gespräche über die Zukunft Nordirlands gebildet, aber ohne Sinn Fein.

1994

31. August 1994 - Die katholische Untergrundorganisation IRA ruft erstmals einen Waffenstillstand aus.

"Bloody Friday", "Bloody Sunday", die Entstehung der IRA und politische Bemühungen, die zu nichts führen: Ereignisse aus den 1960er, 70er und 80er Jahren. Siehe nächste Seite.

1985

15. November 1985 – Irland erhält durch ein Abkommen mit Großbritannien eine begrenzte Mitsprache in Angelegenheiten Nordirlands.

1983

Gerry Adams wird Vorsitzender der Sinn-Fein-Partei, dem politischen Arm der IRA. Von 1988 bis 1994 wird er mit dem gemäßigten Katholiken John Hume Gespräche führen über Friedensverhandlungen.

1975

2. Mai 1975 – Eine verfassunggebende Versammlung wird gewählt. Sie erzielt kein Ergebnis und wird 1976 aufgelöst.

1973

1973 – Aufgrund einer neuen nordirischen Verfassung wird ein Parlament nach dem Verhältniswahlsystem gewählt, dem Vertreter beider Bevölkerungsgruppen angehören. Die daraufhin gebildete Regierung scheitert nach wenigen Monaten. Nordirland wird am 5. Juli 1973 wieder direkt Großbritannien unterstellt.

März 1973 – Eine Volksabstimmung ergibt den Verbleib Nordirlands bei Großbritannien. Der katholische Bevölkerungsanteil hatte die Abstimmung weitgehend boykottiert.

1972

21. Juli 1972 – Blutiger Freitag ("Bloody Friday"): Im Stadtzentrum von Belfast explodieren mindestens 21 Bomben der IRA, wenigstens neun Menschen werden getötet. 1972 wurde zum blutigsten Jahr des Konfliktes, in dem die Extremisten beider Seiten mehr als 470 Menschen töteten, nahezu alle Zivilisten.

März 1972 – Die britische Regierung löst das nordirische Parlament auf und übernimmt die Direktregierung der Provinz.

30. Januar 1972 - Blutiger Sonntag ("Bloody Sunday") in Londonderry: Britische Polizisten feuern auf katholische Demonstranten, mindestens 14 sterben.

1970

Nach bürgerkriegsähnlichen Zuständen geht die "vorläufige IRA" in den Untergrund.

1969

3. bis 18. August 1969 – Bei Straßenschlachten in Nordirland gibt es neun Tote, 514 verletzte Zivilisten und 226 verletzte Polizisten. In Belfast werden fast 400 Häuser durch Brandanschläge zerstört. Britische Truppen werden nach Nordirland entsendet. Die "Provisional IRA" entsteht. Den Terrorakten extremer Organisationen der Katholiken und der Protestanten werden bis zum Jahr 2000 weit über 3000 Menschen zum Opfer fallen, weit über 40.000 werden verletzt werden.

In den 1920er und 30er Jahren wurde die Teilung der irischen Halbinsel beschlossen und zementiert. Die Probleme aber sind wesentlich älter: Im 17. Jahrhundert wurden die Iren in der Region Ulster zwangsenteignet. Lesen Sie den letzten Teil der DW-WORLD-Chronik.

1920er und 1930er Jahre

29. Dezember 1937 – Eine neue irische Verfassung tritt in Kraft, in der als Staatsgebiet "die ganze Insel" bezeichnet wird, der Geltungsbereich der Gesetze jedoch auf die 26 unabhängigen Grafschaften beschränkt ist.

1932 – 1938 – Die Regierung des radikalen irischen Ministerpräsidenten Eamon de Valera betreibt die Loslösung vom Commonwealth und die Wiedervereinigung mit Nordirland.

1922 – 1923 - Bürgerkrieg zwischen dem gemäßigten und dem radikalen Flügel der Sinn-Fein-Bewegung: Die Radikalen wollen die Unabhängigkeit für ganz Irland, also einschließlich Ulster oder Nordirland.

6. Dezember 1921 – Unter der Bezeichnung Irischer Freistaat erhält der Südteil politische Unabhängigkeit.

23. Dezember 1920 – Der britische "Government of Ireland Act" schreibt die Teilung Irlands mit je eigenem Parlament für Nord- und Südteil fest. Die ehemalige Provinz Ulster bleibt mit ihren sechs Grafschaften unter dem Namen Nordirland bei Großbritannien.

ab 1910

14. Dezember 1918 – Wahlen in Großbritannien. Die in Irland gewählten Abgeordneten gehören überwiegend der Sinn-Fein-Bewegung an und gründen in Dublin ein eigenes, revolutionäres Parlament. Eine illegale Regierung entsteht. Die irische republikanische Befreiungsarmee beginnt den bewaffneten Kampf gegen britische Ordnungskräfte.

24. April 1916 – Ein Osteraufstand der Sinn-Fein-Bewegung in Dublin mit Ausrufung der Irischen Republik wird unterdrückt.

Mai 1914 – Das "Home-Rule-Gesetz" für eine eigene irische Regierung wird vom britischen Unterhaus endgültig und ohne Vetomöglichkeit des Oberhauses verabschiedet, kann aber wegen Widerständen sowohl seitens des protestantischen Ulster wie seitens der 1905 gegründeten, radikalen irischen Sinn-Fein-Bewegung und angesichts eines drohenden Bürgerkriegs nicht in Kraft gesetzt werden. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird das ganze Problem auf Eis gelegt.

17. Jahrhundert

1641 - Die katholisch-gälischen Ureinwohner begehren in einem Aufstand gegen die protestantischen Siedler auf. Rund 100 Protestanten kommen dabei ums Leben.

17. Jahrhundert - Protestantische Schotten und Engländer werden vornehmlich in der Region um Ulster angesiedelt, dazu werden alteingesessene Iren umgesiedelt und zwangsenteignet.