Angst soll Wähler antreiben
25. Oktober 2004Wer in diesen Tagen in den USA den Fernseher anschaltet, hat Mühe, einen klaren Kopf zu bewahren. Denn mit großem Medieneinsatz versuchen beide Seiten, Republikaner und Demokraten, vor den Präsidentschaftswahlen am 2. November 2004 an die Gefühle der Wähler zu appellieren. Der gemeinsame Nenner dabei ist das Schüren von Angst.
Mann mit Maschinenpistole
Im republikanischen Lager von Präsident George W. Bush ist es die Angst vor Terroranschlägen. So wie in einem Fernsehspot der Wählerinitiative "Progress for America", der Bilder vom einstürzenden World Trade Center nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und von einem maskierten Mann mit feuernder Maschinenpistole zeigt. Natürlich darf auch die amerikanische Flagge nicht fehlen, ebenso wenig wie ein angsterfülltes Kindergesicht. "Mit dem 11.September hat sich unsere Welt verändert. Entweder wir bekämpfen die Terroristen im Ausland, oder aber sie kommen zu uns", lautet eine der Werbebotschaften.
Bush und sein Vize Dick Cheney hämmern den Wählern in ihren täglichen Wahlkampfreden wieder und wieder die eine Botschaft ein: John Kerry im Weißen Haus wäre ein Sicherheitsrisiko. Das Kerry-Lager reagiert mit einem eigenen Fernsehspot, der Bilder der Zerstörung im Irak zeigt: "Jeder kann es sehen, das Chaos, das Präsident Bush im Irak angerichtet hat. Über 1000 tote US-Soldaten, Entführungen, Amerikaner, die als Geiseln genommen werden. Präsident Bush will keine Fehler sehen. Es wird Zeit für einen neuen Start", heißt es auf der anderen Seite.
Republikaner liegen bei der TV-Werbung vorne
Ob es die Angst vor einem immer brutaleren Krieg im Irak ist, vor der Wiedereinführung der Wehrpflicht oder dem Verlust sozialer Leistungen - im Kerry-Lager wird genauso an die Furcht der Wähler appelliert, nur mit anderen Themen. Die republikanischen Gruppierungen haben bei der Fernsehwerbung inzwischen die Nase vorn. Sie geben sechs Mal mehr für Anzeigen aus als die demokratischen Unterstützergruppen. Und während die Demokraten Bush inzwischen für alles Mögliche verantwortlich machen, konzentriert sich das republikanische Lager auf die zentrale Botschaft: Bush steht für Sicherheit.
So wie in dem Fernsehspot, in dem Ashley Faulkner, deren Mutter am 11. September im World Trade Center starb, ihre Begegnung mit Präsident Bush beschreibt: "Er drehte sich um, kam auf mich zu und sagte: 'Ich weiß, es ist hart, aber sind Sie O.K?' Hier war der mächtigste Mann der Welt und alles, was ihn interessierte war, ob es mir gut ging und ich sicher war."
Frauen und besorgte Mütter
Anders als in früheren Wahlkämpfen, in denen der Kandidat der demokratischen Partei in den Meinungsumfragen bei Frauen meist deutlich vor den Republikanern lag, ist dies bei Kerry bisher nicht der Fall. Politische Beobachter glauben zu wissen, woran das liegt. In ihrem ausgeprägten Bedürfnis nach Sicherheit fühlen sich viele Frauen und vor allem besorgte Mütter, die so genannten "security moms", bei Bush besser aufgehoben.