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Alzheimer – die große Angst vor dem Vergessen

16. März 2012

Das unaufhaltsame Verschwinden von Erinnerungen, der Verlust der Identität, die Unfähigkeit, den Alltag zu bewältigen, Wesensveränderungen und Aggressivität: Eine Angst geht um in der Welt: Die Angst vor Alzheimer.

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Womit haben wir es zu tun?

„Morbus Alzheimer“ gehört zu den Demenzerkrankungen. Darunter versteht man den Rückgang geistiger Leistungsfähigkeit, zu dem es vor allem im Alter kommt. Eine Demenz beginnt mit meist harmlos anmutenden Gedächtnisproblemen und endet leider viel zu häufig in einem Verlust von Urteilsfähigkeit und Persönlichkeit. Man schätzt, dass etwa 35 Millionen Menschen weltweit dement sind und dass sich die Zahl auf Grund steigender Lebenserwartung bis 2050 verdoppeln wird. In 60 bis 70 Prozent der Demenzfälle handelt es sich um die Alzheimersche Krankheit. Die Unterscheidung ist im Einzelfall sehr wichtig, da andere Demenzerkrankungen, die zum Beispiel durch Stoffwechselstörungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht werden, meistens gut zu behandeln sind, während die Alzheimer-Krankheit bis heute nicht heilbar ist. Allerdings kann der Krankheitsverlauf dank neuer Medikamente in einigen Fällen verlangsamt werden. Die Chance dafür ist umso größer, je eher die Krankheit erkannt und behandelt wird.


Was ist so schlimm an Alzheimer?

31.08.2011 DW-TV fit und gesund das Gehirn steuert Appetit und Hunger

Am schlimmsten ist für die Betroffenen zunächst der Verlust des Gedächtnisses, den sie Amanfnag noch wahrnehmen und der mit Verwirrtheit einhergeht. Manchmal ist es die Suche nach dem Wohnungsschlüssel, der sich im Kühlschrank wiederfindet. Oder der Musiker beherrscht plötzlich sein Instrument nicht mehr – eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Gefährdet sind vor allem Menschen, in deren Familien Alzheimer häufig vorkam. Sport und geistige Aktivität scheinen Alzheimer nicht zu verhindern, den Ausbruch aber möglicherweise um Jahre hinauszuschieben... Nach und nach wird Alzheimer auch eine Erkrankung der Angehörigen. Auszug aus einem Internetforum: „Es gibt Tage, da ist es echt belastend. Meine Mutter wohnt noch allein, sie vergisst einfach zu essen. Sie kauft ein, als ob sie zehn Leute zuhause hat. Es wird aber nicht gegessen. Den Verwandten erzählt sie, sie hätte schon seit Wochen keinen von uns gesehen, dabei besuchen wir sie jeden Tag und holen sie am Wochenende zu uns. Manchmal ruft sie in der Nacht an, und wenn man fragt, ob etwas passiert ist, legt sie einfach auf. Man macht sich Sorgen und fährt zu ihr. Wenn man dann dort ist, fragt sie, was ich will und sagt, sie hätte gar nicht angerufen. Wie soll das weiter gehen?“


Kann man die Erkrankung verhindern?

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Alzheimer ist bis heute nicht heilbar. Medikamente können aber den Verlauf verlangsamen und abmildern. Allerdings muss man auch realistisch sein und klar feststellen, dass die Medikamente unterschiedlich gut wirken – und bei einigen Betroffenen auch gar nicht. Allerdings sollte man auch bedenken, dass nicht jeder Patient aggressiv oder von Wahnvorstellungen heimgesucht wird. Viele werden im weiteren Verlauf zwar zu Pflegefällen, weil sie sich im Alltag nicht mehr zurecht finden und sich gefährden würden, leben aber in ihrer eigenen Welt oft einfach zufrieden. Wichtig ist, dass Begleiterkrankungen erkannt und effektiv behandelt werden. Wenn zum Beispiel zusätzlich Durchblutungsstörungen vorliegen, die das Gehirn ebenfalls beeinträchtigen oder wenn die Demenz mit einer Depression verknüpft ist, die für den Betroffenen und seine Angehörigen mitunter belastender sein kann als die eigentliche Erkrankung.


Welche Aussichten gibt es für die Zukunft?

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Die US-amerikanische Regierung hat für die Forschung die Devise ausgegeben, Alzheimer bis 2025 heilen zu können. Experten halten dies aber für unrealistisch. Allerdings sind die Aussichten gut, dass Menschen, die heute noch sehr jung sind, vielleicht von Alzheimer verschont werden können. Wissenschaftler kämpfen dabei an zwei verschiedenen Fronten: Die Früherkennung und die Therapie. Je eher die Krankheit erkannt werden, desto besser sind die Erfolgschancen bei der Behandlung. Beispiel Universität Würzburg: Hier haben Forscher festgestellt, dass sich Veränderungen der Hirndurchblutung mittels Infrarotsensoren schon frühzeitig feststellen lassen und dass der Vagusnerv bei Alzheimerpatienten verlangsamt reagiert – Ansätze, die eine frühere Diagnose der Krankheit ermöglichen, denn Veränderungen im Gehirn treten schon viele Jahre vor den ersten Symptomen auf. Der unter Experten als „Alzheimerjäger“ bekannte Prof. Jens Pahnke aus Magdeburg versucht dagegen neue Substanzen für die Therapie zu finden. Und er ist fündig geworden – ausgerechnet in einer uralten Pflanze, die in den Mittelmeerländern als Tee getrunken wird: Griechisches Eisenkraut. Bei Versuchen mit Mäusen gelang es damit, die für Alzheimer verantwortlichen Ablagerungen im Gehirn zu beseitigen, das Gehirn praktisch zu „reinigen“. Mehr zu beiden Forschungsansätzen demnächst bei „Fit & gesund“!