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Altkleider-Container aus Bremen

Godehard Weyerer29. August 2016

250.000 Altkleider-Sammelcontainer stehen bundesweit an Straßen und auf Plätzen. 60 Prozent davon stammen aus Bremen. Die Bremer Joba GmbH ist Marktführer. Monatlich 1.200 Behälter verlassen das Firmengelände.

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Joba GmbH Altkleider Container
Bild: Joba GmbH

Es ist laut, ohrenbetäubend laut in der 6.000 Quadratmeter großen Halle der Joba GmbH in Bremen. Die Mitarbeiter tragen Kopfhörer und Atemmasken. Mit Hochdruck-Pistolen werden die Blechteile gesäubert, gestrahlt, pulverbeschichtet, gebrannt und lackiert, erklärt Geschäftsführer Kai-Uwe Jobst. An Ketten aufgehängt ziehen sie mit einer Geschwindigkeit von 1,5 Metern pro Minute durch die Halle.

Die Firma wurde 1972 gegründet - vom Vater des heutigen Geschäftsführers: "Wir haben Güllebehälter und Siloanlagen gebaut." Als in den 80er Jahren das große Höfesterben einsetzte, war eine neue Geschäftsidee gefragt. "Mein Vater wurde von einem Altkleidersammler angesprochen, ob er ihm nicht mal so einen Behälter bauen könnte."

Heute verlassen monatlich bis zu 1.200 Altkleidercontainer das Firmengelände. Die Joba Gmbh ist Marktführer. Fünf bis acht Jahre halten die Container in der Regel, dann müssen sie ausgewechselt werden, weil im Einwurfsbereich Schweißnähte brechen, Container aufgebrochen oder in Brand gesetzt werden.

Geschäftsführer Kai-Uwe Jobst Joba GmbH Altkleider Container
Geschäftsführer Kai-Uwe Jobst hat die Firma vom Vater übernommen.Bild: Joba GmbH

Altkleider aufwerten

Kai-Uwe Jobst geht hinüber in die Montagehalle. "Da wird es auch ruhiger." Vor dem Halleneingang stehen in Reih und Glied fertige Altkleider-Container. 2,20 Meter hoch, 1,15 Meter mal 1,15 Meter in der Grundfläche. Zweifarbig lackiert. Der Einwurfbereich ist knallrot. Das fällt auf und soll dem Betrachter ins Auge springen wie die großformatige Folienbeschichtung.

"Hier zum Beispiel ist ein kleines Mädchen abgebildet mit einer Fliegermütze.". Kinder sind unsere Zukunft, erläutert der Geschäftsführer die Idee, die hinter der Botschaft steckt. Auf dem benachbarten Container lacht ein Mann mit dickem Bauch. Darunter der Spruch: "Wenn´s kneift, dann hier rein damit." Die Leute sollen wissen, ergänzt Jobst, ein Altkleider-Container sei kein Müllbehälter.

Meist sind es gewerbliche Altkleidersammler, auch Wohlfahrtsverbände und seit Einführung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes 2012 vermehrt auch die Kommunen selbst. 850.000 Tonnen Altkleider werden in Deutschland pro Jahr in 250.000 legal aufgestellten Altkleider-Containern gesammelt. Die Hälfte wird nach Osteuropa und Afrika verkauft, die guten Stücke gehen in Second-hand-Geschäfte, der Rest wird zu Putzlappen und Dämmstoff verarbeitet.

Eine Frau wirft Kleiderspende in einen Container des Deutschen Roten Kreuzes
Das Deutsche Rote Kreuz sammelt Altkleider in Containern.Bild: picture-alliance/dpa

Die Recycling-Branche boomt

Container für Altkleider, für Medikamente und neuerdings auch für Elektroschrott, gelbe Tonne, blaue Tonne, Bio-Tonne, blaue oder orange Wertstoffbehälter: Die Recycling-Branche boomt. Die Restmüllmenge hat sich dagegen kaum verringert. Martin Wittmaier, Leiter des Instituts für Energie und Kreislaufwirtschaft an der Hochschule Bremen, warnt vor voreiligen Rückschlüssen. "Die Frage ist ja, was würde passieren, wenn wir diese Erfassungssysteme nicht hätten. Dann hätten wir vielleicht noch viel, viel mehr Restmüll."

Das deutsche Konzept der Mülltrennung wurde anfangs belächelt, hat sich aber bewährt und fand international Nachahmer. Der Einwand, den Müll zu trennen sei überflüssig, weil sowieso alles wieder gemischt und gemeinsam verbrannt werde, hält sich hartnäckig. Zu Unrecht, meint Martin Wittmaier und nennt als Beispiel den Bio-Abfall. "Wir produzieren Millionen Tonnen hochwertigen Kompost, die in der Landwirtschaft gebraucht werden. Ich glaube, wir schießen nicht übers Ziel hinaus, wenn wir sagen, wir wollen noch mehr trennen."

Raus aus der Schmuddelecke

Altkleider sind begehrt. Beim Versuch, aus dem Container die besten Stücke zu fischen, ist so mancher schon kopfüber im Einwurfkorb stecken geblieben. Sogar Todesfälle hat es gegeben beim Versuch, in die Container zu klettern. Das Bremer Unternehmen bestückt seine Altkleidercontainer mit eindringlichen Warnhinweisen. Die Branche kämpft um ihren Ruf - viele Container sind heillos überfüllt, und der Export von Altkleidern nach Afrika oder in andere Entwicklungsregionen steht im Verdacht, die dortige Textilindustrie zu ruinieren.

Afrika: Altkleider in Kenia
Ein großer Teil der Altkleider landet in Afrika.Bild: AP

10.000 bis 12.000 Container fertigt das Bremer Unternehmen Joba pro Jahr. 60 Prozent der bundesweit aufgestellten Sammelboxen, sagt Geschäftsführer Kai-Uwe Jobst, stammen aus seinem Betrieb. Demnächst kommt das Bremer Unternehmen mit einem beleuchteten Altkleider-Container auf den Markt. "Die sehen anders aus und werden mit einem beleuchteten Dach ausgestattet". Die Wertschätzung gegenüber den Altkleidern soll so erhöht werden. "Unsere Strategie ist, nur in einen sauberen Container wird auch saubere Ware geworfen." Mit sauberen Altkleider-Containern will die Branche aus der Schmuddelecke heraus. Kai-Uwe Jobst weiß, dass er da noch einen langen Weg vor sich hat.