1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

60 Jahre Deutsche Bundesbank

Klaus Ulrich
31. Juli 2017

Die Deutsche Bundesbank nahm am 1. August 1957 ihre Arbeit als Zentralbank für die Bundesrepublik Deutschland auf. Hierzulande weiterhin hoch geachtet war ihr Einfluss früher deutlich größer als zu Euro-Zeiten.

https://p.dw.com/p/2h7FW
Deutsche Bundesbank Eurosystem Hauptverwaltung Frankfurt Schild Logo
Bild: picture-alliance/Wolfram Steinberg

Über Jahrzehnte galt die Bundesbank in Deutschland als Garant für eine harte D-Mark. Sie war die einflussreichste Notenbank Europas. "Hüterin der Währung", "Hort der Stabilität", "Vorbild für die Zentralbanken der Welt" - diese Lobeshymnen fanden ihren Widerhall auch in den Äußerungen einflussreicher Persönlichkeiten. 

"Nicht alle Deutschen glauben an Gott, aber alle an die Bundesbank", sagte Jaques Delors, der frühere Präsident der Europäischen Kommission im Jahr 1992 mit einer Mischung aus Anerkennung und Spott. "Wenn ich Deutsche wäre, würde ich die Bundesbank und die D-Mark auf alle Fälle behalten", wurde die damalige britische Pemierministerin Margaret Thatcher etwas später zitiert. Und es schwang gehöriger Respekt mit, als der ehemalige dänische Wirtschaftsminister ebenfalls Anfang der 1990er Jahre in einem Interview eingestand: "Wenn die Direktoren der Bundesbank auch nur mit der Wimper zucken, dann erzeugt das Erschütterungen auf den Kapitalmärkten über ganz Europa hinweg, ohne dass wir auch nur die geringste Möglichkeit zur Einflussnahme hätten."

Währungsreform und Aufbruch

Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte Chaos im völlig zerstörten Deutschland. Die Vorkriegswährung "Reichsmark" war wertlos. Mit dem vorherrschenden Tauschhandel konnte kein neuer Aufbruch eingeleitet werden - bis die Siegermächte USA und Großbritannien eine Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen initiierten.

Am 21. Juni 1948 galt erstmals die neue "D-Mark"; die Basis für das spätere "Wirtschaftswunder" war geschaffen. Auf den ersten Münzen und Scheinen war "Bank deutscher Länder" zu lesen - eine von den Alliierten eingerichtete Zentralbank, die noch bis 1951 ihrem Weisungsrecht unterstand.

Erst Jahre später wurde die Bundesbank gegründet. Das entsprechende Gesetz verabschiedete der Bundestag am 26. Juli 1957. Es trat am 1. August in Kraft - dieser Tag gilt als Gründungsdatum der deutschen Notenbank, die schnell zu einer der angesehensten Institutionen der Bundesrepublik aufstieg.

Euro und Europäische Zentralbank

Doch der Glanz verblasste, als die neue Gemeinschaftswährung Euro eingeführt wurde - 1999 zunächst als sogenanntes Buchgeld, 2002 folgten Scheine und Münzgeld, der Euro war im Alltag der Menschen angekommen. Seitdem bestimmt die Europäische Zentralbank (EZB) die Geld- und Zinspolitik. Der Bundesbank-Präsident ist zwar an den Entscheidungen im EZB-Rat beteiligt, hat aber wie alle übrigen Vertreter der anderen 18 Euro-Länder nur eine Stimme in dem Gremium.

"In dem Moment, in dem die D-Mark aufgegangen ist im Euro, hat die Bundesbank die wichtigste Aufgabe verloren: Für die Stabilität der eigenen Währung zu sorgen", konstatiert heute Otmar Issing, in den 1990er Jahren Chefvolkswirt der Bundesbank und anschließend in gleicher Funktion bei der EZB. "Das war zunächst natürlich ein extremer Kulturschock", erinnert sich der Ökonom.

Weiterhin viele Aufgaben

Natürlich nimmt die Bundesbank mit ihren bundesweit knapp 9800 Mitarbeitern weiterhin ein breites Aufgabenspektrum wahr. In Deutschland versorgt sie über ihr bundesweites Filialnetz Handel und Banken mit Bargeld. Zudem ersetzt die Notenbank beschädigte Banknoten und Münzen. Ende 2016 waren Euro-Banknoten im Wert von 1,126 Billionen Euro im Umlauf. Mehr als die Hälfte davon,  fast 600 Milliarden Euro, hat die Bundesbank emittiert.

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland mehr als 80.000 gefälschte Euro-Banknoten aus dem Verkehr gezogen. Um Kriminellen das Handwerk zu erschweren, tüfteln die Währungshüter permanent an verbesserten Sicherheitsmerkmalen für die Scheine. Zudem schult die Bundesbank zum Beispiel Kassierer, damit diese Blüten beim Bezahlen an der Ladenkasse sofort erkennen.

Legendärer Goldschatz

Gemeinsam mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) überwacht die Bundesbank etwa 1500 kleinere und mittlere Kreditinstitute in Deutschland direkt - vor allem Volksbanken und Sparkassen. Zudem sind die Aufseher in die europäische Bankenaufsicht unter EZB-Führung eingebunden.

Außerdem wacht die Bundesbank im Auftrag des deutschen Staates über den zweitgrößten Goldschatz der Welt: 3378 Tonnen (Stand 31.12.2016). Nach öffentlicher Kritik werden die lange zum größten Teil im Ausland gelagerten Barren seit einigen Jahren in heimische Tresore gebracht. Das Ziel, mindestens die Hälfte der deutschen Goldreserven im Inland aufzubewahren, war bereits Ende vergangenen Jahres mit 1619 Tonnen fast erreicht.