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17. November - Jahrestag der Samtenen Revolution in der Slowakei

19. November 2003

– Ansprache des Staatspräsidenten Rudolf Schuster

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Bratislava, 18.11.2003, RADIO SLOWAKEI, deutsch

Am 17. November gedachte man des 14. Jahrestages der Samtenen Revolution 1989. Nur einige Dutzende von Bürgern kamen am Platz des Slowakischen Nationalaufstandes in Bratislava - dem Schauplatz der großen Manifestationen und Meetings von November ´89 - zusammen. Am Vorabend des Feiertages trat Staatspräsident Rudolf Schuster in den öffentlich-rechtlichen Medien mit einer Rede auf, in der er u. a. die Slowaken zu einem größeren bürgerschaftlichen Engagement aufforderte.

Laut ihm verloren die Bürger das Interesse an öffentlichen Angelegenheiten. Die Atmosphäre, die im Land im November 1989 herrschte, sei längst vorbei. Das verursachte vor allem die Art und Weise der Privatisierung. In der Slowakei wurde laut Schuster das Staatsvermögen nicht privatisiert, sondern gestohlen. Dazu haben die Bürger keine Sicherheit, ob sie nicht verfolgt sind, wie vorher in der totalitären Zeit. "Wir haben erlebt, wie die Unterwelt mit dem Geheimdienst kollaborierte. Heute können wir auch nicht sicher sein, ob jemand uns nicht abhört und verfolgt." Staatspräsident Schuster behauptet, die Politiker haben es nicht gelernt, den Staat im Interesse des Wohlstandes aller Bürger zu verwalten.

Rudolf Schuster zweifle nicht daran, dass die Ereignisse von 1989 einen Sinn hatten. Ohne die politische Wende würden die Slowaken in einem geteilten Europa leben und die Wirtschaftsunterschiede zwischen West und Ost würden immer größer werden. Doch er wisse, dass sich viele Menschen auch heute fragen, ob die Wende tatsächlich notwendig war, da das Lebensniveau von heute immer noch niedriger sei als das von 1989. Für alles seien wir aber selber schuld. Man dürfe mit Ausreden nicht kommen. Für die Entwicklung des Landes seien weder die Nachbarn noch die EU verantwortlich, weil man die Reformen nicht für EU-Beamten in Brüssel, sondern für sich selbst verwirklicht. (fp)