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100.000 Flüchtlinge

12. August 2008

Neben dem Ringen um eine Friedenslösung im Kaukasus ist nun eine schnelle Versorgung der Kriegsflüchtlinge vonnöten. Betroffen sind schon jetzt rund 100.000 Menschen in der Region.

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Georgische Flüchtlinge aus Gori (Quelle: AP)
Georgische Flüchtlinge aus GoriBild: AP

Die Offensive von Separatisten in der abtrünnigen georgischen Republik Abchasien hat nach Angaben der Diakonie-Katastrophenhilfe eine weitere Flüchtlingswelle ausgelöst. Zahlreiche Georgier aus Abchasien seien mittlerweile in Tiflis angekommen, sagte der Sprecher der Diakonie Katastrophenhilfe, Rainer Lang. In der georgischen Hauptstadt gebe es bereits bis zu 15.000 Flüchtlinge, die etwa aus Südossetien und der von russischen Truppen angegriffenen Stadt Gori gekommen seien, sagte Lang.

Forderung nach humanitären Korridoren

Südossetische Flüchtlinge auf dem Weg zur russischen Grenze (Quelle: AP)
Südossetische Flüchtlinge auf dem Weg zur russischen GrenzeBild: AP

Nach UN-Angaben sind durch den bewaffneten Konflikt zwischen Georgien und Russland nunmehr rund 100.000 Menschen in die Flucht getrieben worden. Das UN-Flüchtlingshilfswerk in Genf (UNHCR) gab am Dienstag diese Zahl bekannt und rief die Verantwortlichen vor Ort auf, humanitäre Korridore zur Versorgung der Menschen zu öffnen.

Unter Berufung auf Angaben der georgischen und der russischen Regierung nannte das UNHCR die Zahl von rund 30.000 Menschen, die von Südossetien nach Nordossetien flohen. Zudem gebe es in Südossetien rund 12.000 Binnenflüchtlinge - ihre Zahl wird nach Schätzungen des UNHCR noch auf 20.000 steigen. Aus der georgischen Stadt Gori, die mehrere Tage lang das Ziel russischer Luftangriffe war, flohen demnach 56.000 Menschen.

Schnelle Hilfe wichtig

Ein erstes Hilfsflugzeug mit 34 Tonnen Hilfsgütern aus UN-Beständen ist am Dienstagmittag (12.08.2008) in Tiflis gelandet. Zelte, Decken und Kochgerät stammten aus einem UNHCR-Lager in Dubai. Eine zweite Maschine soll am Mittwoch von Kopenhagen aus nach Tiflis starten.

UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres begrüßte Berichte, wonach zwei humanitäre Korridore gebildet werden sollen, damit Zivilisten die Konfliktregion verlassen können. Ein Korridor soll nach Nordossetien führen, der andere in das südliche Georgien. "Es ist jetzt entscheidend, dass die Flüchtlinge die umkämpften Gebiete rasch verlassen und die humanitären Helfer schnell Zugang zu ihnen bekommen können", sagte Guterres.

Derweil hat das UN-Welternährungsprogramm (WFP) mit der Versorgung von 2000 Flüchtlingen in Georgien begonnen. "Die Zahl der Menschen, die Hilfe benötigen, steigt stündlich", sagte WFP-Direktorin Lola Castro, die für Georgien zuständig ist. Auf Bitte der georgischen Regierung hin habe die UN-Organisation bereits Nahrungsmittelrationen für jeweils zehn Tage an fast 2000 Menschen verteilt, die wegen der Kämpfe in Südossetien vertrieben worden seien. Sie hätten in Notunterkünften in Tiflis Zuflucht gesucht.

Viele nun doppelt Vertriebene

Der Evangelische Entwicklungsdienst sieht durch den Konflikt in Georgien besonders die Menschen gefährdet, die bereits im Zuge des Unabhängigkeitskrieges Anfang der 90er-Jahre vertrieben wurden. "Sie sind erneut die ersten Opfer des Konflikts, weil viele von ihnen in den umkämpften Grenzregionen wohnen", sagte die Regionalreferentin für den Kaukasus, Felicitas Menz.

Insgesamt lebten in Georgien schon vor Ausbruch des derzeitigen Konflikts rund 240.000 Menschen in Flüchtlingsunterkünften wie alten Sanatorien oder Containern. (kas)