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Überlebende kehren nach Utöya zurück

20. August 2011

Vier Wochen nach dem Blutbad auf der norwegischen Insel Utöya sind hunderte Überlebende erstmals an den Ort der Katastrophe zurückgekehrt. Auch Regierungschef Jens Stoltenberg war dabei.

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Überlebende setzen auf die Insel Utöya über (Foto: dpa)
Überlebende setzen auf die Insel überBild: picture-alliance/dpa

Nach Behördenangaben begaben sich am Samstag (20.08.2011) rund 750 Menschen - Überlebende und ihnen nahestehende Menschen - auf die rund 40 Kilometer von der Hauptstadt Oslo entfernte Insel. Wie schon am Freitag, als sich rund 500 Angehörige und Freunde der Todesopfer auf der Insel persönlich ein Bild vom Ort des Blutbads gemacht hatten, standen auch wieder zahlreiche Ärzte, Psychologen und christliche sowie muslimische Geistliche den Besuchern zur Seite. Medienvertreter waren nicht zugelassen.

Mischung aus Emotionen

Auch Ministerpräsident Jens Stoltenberg war vor Ort. Er wolle gemeinsam mit den Menschen trauern und für sie da sein, sagte der Regierungschef. Polizeichef Jon Staale Stamnes erklärte, die Rückkehr auf die Insel sei für die Überlebenden sehr schwer gewesen. Viele hätten traumatische Erfahrungen hinter sich. "Aber es gibt auch Lachen und gute Geschichten, es ist eine Mischung aus Emotionen", sagte er.

Die Jugendlichen wollten unter anderem an Gesprächsrunden teilnehmen und zusammen singen - so, als veranstalteten sie wie früher ein Sommerlager. "Für viele wird es nur ein kleiner Schritt auf dem Weg zur Rückeroberung Utöyas sein", sagte Björn-Inge Larsen von der norwegischen Gesundheitsbehörde dem Sender NRK. Mehrere Einrichtungen, darunter der Zivilschutz, beteiligten sich an der Organisation des Inselbesuches.

Familienangehörige und Freunde der Getöteten durften die Insel bereits am Freitag besuchen. Sie hinterließen viele Blumen, Kerzen, Fotos und Gedichte.

Menschen zwischen grünen Bäumen auf der Insel Utöya (foto: dapd)
Hilft die Rückkehr auf die Insel den Überlebenden das Trauma zu verarbeiten?Bild: dapd

Trauerfeier am Sonntag

Am Sonntag ist in der Hauptstadt Oslo eine nationale Trauerfeier geplant. Dazu werden unter anderen die norwegische Königsfamilie und die Regierungschefs mehrerer skandinavischer Staaten erwartet.

Ministerpräsident Stoltenberg und König Harald V. werden Reden halten. Außerdem treten einige der bekanntesten norwegischen Musiker auf, darunter der Pianist Leif Ove Andsnes und die Popband A-ha.

Isolationshaft verlängert

Anders Behring Breivik in Polizeifahrzeug (Foto: dpa)
Täter Anders Behring Breivik nach einer gerichtlichen Anhörung im JuliBild: picture alliance/dpa

Anders Behring Breivik hatte am 22. Juli auf Utöya das Feuer auf Teilnehmer eines Jugendlagers der regierenden Arbeiterpartei eröffnet und 69 Menschen getötet. Zuvor hatte er einen Bombenanschlag im Regierungsviertel von Oslo verübt und dabei acht Menschen getötet.

Breivik räumte die Taten ein. Im juristischen Sinne hält er sich jedoch für unschuldig. Am Freitag verlängerte ein Gericht in Oslo seine Isolationshaft um weitere vier Wochen mit der Begründung, es sei noch immer nicht geklärt, ob er allein gehandelt habe.

Der Prozess wird wohl erst im kommenden Jahr beginnen. Bei einer Verurteilung drohen dem 30-Jährigen bis zu 21 Jahre Haft.

Autor: Thomas Grimmer (afp, dpa, dapd)
Redaktion: Gerd Winkelmann