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Ölreichtum und schwierige Wirtschaftslage in Nahost

Peter Philipp, zurzeit Scharm el Scheich22. Mai 2006

Der Nahe Osten gehört wegen des Ölreichtums in einigen seiner Länder zu den reicheren Gegenden der Erde. Echte Armut ist hier kaum anzutreffen. Trotzdem ist die Wirtschaftssituation in der Region alles andere als gut.

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Ölraffinerie in Saudi-ArabienBild: dpa

Der Nahe Osten gehört wegen des Ölreichtums in einigen seiner Länder zu den reicheren Gegenden der Erde. Echte Armut ist hier kaum anzutreffen. Trotzdem ist die Wirtschaftssituation in der Region alles andere als gut.

Die wirtschaftliche Lage verschlechtert sich weiter, wenn nicht rasch tief greifende Maßnahmen ergriffen werden. So erwartet man, dass in den nächsten zehn bis 15 Jahren rund 200 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden müssen, um der jungen Generation ein Fortkommen zu garantieren.

Vor diesem Hintergrund trafen sich bis Montag (22.5.2006) drei Tage lang 1200 Politiker und Wirtschaftsfachleute im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich, um im Weltwirtschaftsforum Nahost die Möglichkeiten der Region und für die Region zu erörtern.

Minimaler Handel zwischen den Nahost-Staaten

Allen Teilnehmern war klar, dass der Bedarf an Arbeitsplätzen in Nahost nur durch ausländische Investitionen gedeckt werden kann und durch eine Verstärkung der inter-arabischen Wirtschaftsbeziehungen. Beide sind bisher unterentwickelt: Nur ein Prozent der internationalen Auslandsinvestitionen werden im Nahen Osten getätigt und der Fluss von Gütern von einem nahöstlichen Staat zum anderen ist weiterhin minimal: Jedes Land treibt erheblich mehr Handel mit Europa, Asien und Amerika als mit den benachbarten Staaten.

Ein Grund hierfür ist sicher der bisher sehr niedrige Entwicklungsstand der nahöstlichen Wirtschaft, ihr Mangel an Fachkräften und Qualitätskontrolle. Wie schon in den letzten Jahren in Jordanien, so soll sich dies nun auch in Ägypten ändern.

Bildungsinitiative findet Befürworter und Skeptiker

Hierzu wurde während der Konferenz eine ägyptische Bildungsinitiative angestoßen, die in den nächsten Jahren hunderttausende von Schülern, Studenten und ihre Lehrer voranbringen soll. Aber auch andere Reformen sind dringend nötig, um die Region zu fördern. Während die ausländischen Teilnehmer entschieden für solche Reformen plädierten, fanden sie damit wohl bei jungen arabischen Delegierten und Frauenvertretern Gehör, bei älteren arabischen Teilnehmern war man da schon etwas zurückhaltender.

Typische Reaktion

Obwohl man sich natürlich auch nicht gegen Reformen aussprach. Typisch war die Reaktion von Amre Mussa, dem Generalsekretär der Arabischen Liga: "Niemand will sagen: 'Lasst uns Reformen stoppen bis wir unsere Probleme gelöst haben'. Das sagen wir nicht. Reformen müssen weitergehen, aber wenn wir gleichzeitig die Lage in der Region betrachten und wie wir die Region in fünf Jahren sehen, dann brauchen wir offene Grenzen, dann brauchen wir Autobahnen, die die Staaten verbinden und dann brauchen wir Eisenbahnen. Aber wie können wir das schaffen? So lange die Situation in den israelisch besetzten Gebieten sich nicht ändert, so lange die Lage im Irak sich nicht ändert oder die Atomfrage mit all ihren Folgen. Stabilität ist also notwendig, um die Region zu entwickeln und voranzubringen."

In Dutzenden von Diskussionsrunden versuchte das Weltwirtschaftsforum Nahost trotzdem, das eine zu tun und das andere nicht zu lassen: Man diskutierte gesellschaftliche Probleme der Region, Bildung, Frauenfragen, Wasser und die Übertragbarkeit wirtschaftlicher Konzepte auf den Nahen Osten, aber auch Politik: So wurde die Konferenz Zeuge des ersten Treffens zwischen dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas und Vertretern der neuen israelischen Regierung. Und so diskutierte man auch immer wieder die Rolle der USA in der Region, die zumindest von den meisten arabischen Teilnehmern als einseitig und voreingenommen betrachtet wird.

Zwangloser Kontakt

Konkrete Abschlüsse wurden nicht gemacht, das war aber auch nicht der Sinn dieses Treffens. Der lag vor allem darin, dass die Vertreter der Region mit denen Europas und der USA in zwanglosen Kontakt kommen und Gedanken austauschen können. Und das ist in Scharm el Scheich sehr intensiv geschehen.