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Ölkatastrophe wird zum Finanzdebakel

7. Juni 2010

Die Ölpest im Golf von Mexiko kostet den Ölkonzern BP jetzt schon mehr als eine Milliarde Euro. Bis Ende Juni will das Unternehmen eine zweite, hurrikansichere Kapsel auf das Leck am Meeresgrund setzen.

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Bohrloch am Meeresboden im Golf von Mexiko mit sprudelndem Öl (Foto: AP)
Das Öl sprudelt weiter, obwohl laut BP eine Million Liter pro Tag abgesaugt werdenBild: AP

Die Kosten für das Öl-Drama im Golf von Mexiko steigen unaufhörlich. Der BP-Konzern bezifferte am Montag (07.06.2010) die Ausgaben auf inzwischen 1,25 Milliarden US-Dollar (1,04 Milliarden Euro). Das Unternehmen erklärte, dass diese Berechnung lediglich den direkten Kampf gegen die Katastrophe umfasse.

Tony Hayward (Foto: AP)
Hohe Ausgaben kommen auf BP mit seinem Chef Tony Hayward zuBild: AP

"BP hat schon viele Stürme durchschifft"

Keine Angaben machte BP darüber, welche Folgekosten und Schadenersatzansprüche der Konzern noch erwartet. In ersten Berechnungen war das Unternehmen noch von Kosten in Höhe von einer Milliarde Dollar (837 Millionen Euro) augegangen. "Die finanziellen Konsequenzen dieses Ereignisses werden zweifellos sehr ernst sein, aber BP ist ein starkes Unternehmen und hat schon viele Stürme durchschifft", erklärte Unternehmenschef Tony Hayward.

Zur Beseitigung der Folgen der Ölkatastrophe äußerte sich auch der Einsatzleiter der US-Regierung, Küstenwachenchef Thad Allen. In einem Fernsehinterview kündigte er an, dass die gröbsten Umweltschäden erst im späten Herbst beseitigt sein könnten. Und das auch nur, wenn es dem BP-Konzern tatsächlich bald gelinge, die außer Kontrolle geratene Ölquelle komplett zu verschließen.

Thad Allen (Foto: AP)
Prognostiziert ein langes Aufräumen: Küstenwachenchef Thad AllenBild: AP

Geiseln der Ölverschmutzung

Allen thematisierte auch die hohe Belastung für die Bevölkerung: Die ganze Golf-Region befinde sich seit dem Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 22. April in einem Belagerungszustand. Die Menschen seien wirtschaftlich und körperlich regelrecht Geiseln dieser Ölverschmutzung.

BP hatte in der Nacht auf Freitag (04.06.2010) einen Deckel auf das defekte Rohr in 1500 Meter Tiefe gestülpt. Seitdem wird das Öl teilweise auf ein Schiff gepumpt. Über die Menge des abgepumpten Öls gibt es unterschiedliche Angaben. BP-Chef Hayward sprach von einer "sehr großen Mehrheit" des Öls, das aus dem Leck an dem Bohrloch rund 70 Kilometer vor der Küste Louisianas strömen würde.

Bohrloch am Meeresboden im Golf von Mexiko mit sprudelndem Öl (Foto: AP)
Im August soll der Ölfluss versiegenBild: AP

Neuer Deckel bis Ende Juni

Nach Schätzungen der US-Regierung strömen täglich 12.000 bis 19.000 Barrel (1,9 Millionen bis 3,2 Millionen Liter; 1 Barrel = circa 159 Liter) ins Meer. In den ersten 24 Stunden sollen nach BP-Angaben über eine Million Liter über den Trichter abgesaugt worden sein.

Bis Ende des Monats solle ein neuer Deckel auf die sprudelnde Quelle gesetzt werden, der schwerer sei und das Leck besser abdichte, berichtete die "New York Times". Im Gegensatz zum jetzigen System soll das neue auch hurrikansicher sein. Zum Stillstand gebracht werden kann der Ölfluss aber frühestens im August, wenn zwei Bohrungen zum Grund der Quelle vier Kilometer unter dem Meeresboden abgeschlossen sind. Über sie soll Zement gefüllt werden und das Loch an der Basis verstopfen.

Strandarbeiter reinigen den Pensacola Beach in Florida von ersten Ölklumpen (Foto: AP)
An den Stränden in Florida kontrollieren Hilfskräfte den Sand und suchen nach ÖlklumpenBild: AP

Gefieder der Vögel verklebt immer stärker

Die voraussichtliche Eindämmung des Ölflusses war ein Hoffnungsschimmer an einem Wochenende voller Hiobsbotschaften: Starke Winde schoben den Ölteppich weiter Richtung Osten, an Touristenstränden in Florida sammelten sich Teerklumpen. Die US-Behörden untersagten in weiteren Gebieten den Fischfang. Und die Zahl ölverschmierter Pelikane, toter Meeresschildkröten und Delfine stieg nach Medienberichten stark an. Noch könnten 78 Prozent der gefundenen Vögel gerettet werden, teilte die Naturschutzbehörde in Louisiana mit. Aber die Reinigung werde schwieriger, weil das Gefieder der Vögel immer stärker verklebe.

Autorin: Marion Linnenbrink (afp, apn, dpa, rtr)
Redaktion: Christian Walz

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