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KonflikteAfrika

Äthiopien lässt UN-Hilfe in Tigray zu

2. Dezember 2020

Die Vereinten Nationen warnen seit Wochen vor einer humanitären Katastrophe in der Konfliktregion. Nun will die Regierung in Addis Abeba humanitäre Hilfe zulassen und erlaubt UN-Helfern vollständigen Zugang nach Tigray.

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Eine aus der Region Tigray geflüchtete äthiopische Familie sitzt auf dem Boden jenseits der sudanischen Grenze
Bild: Mohamed Nureldin Abdallah/REUTERS

Äthiopien gewährt den Vereinten Nationen für Hilfslieferungen vollständigen Zugang zur umkämpften Region Tigray im Norden des Landes. Die Regierung in Addis Abeba unterzeichnete ein entsprechendes Abkommen mit den UN, wie das UN-Nothilfebüro (OCHA) mitteilte.

Dieses sehe vor, dass Helfer "ungehinderten, anhaltenden und sicheren" Zugang zu den Gebieten in Tigray bekommen, die unter Kontrolle der Regierung seien. Somit sollten die mehr als fünf Millionen Einwohner von Tigray sowie die dort lebenden Flüchtlinge nach einem Monat der Kämpfe Zugang zu humanitärer Hilfe bekommen.

UN: Fast 46.000 Menschen auf der Flucht aus Tigray

Die UN warnen seit Wochen vor einer humanitären Katastrophe in der Region, in der Anfang November Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Einheiten der bisher in Tigray regierenden Volksbefreiungsfront TPLF aufgeflammt waren.

Erst am Dienstag hatte der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Babar Baloch, gesagt: "Die Lebensmittel in den Lagern dürften jetzt ausgehen, was die Bedrohung durch Hunger und Unterernährung noch realer werden lässt. Unbestätigten Berichten zufolge gebe es in den Flüchtlingslagern zudem "Angriffe, Entführungen und Zwangsrekrutierungen", fügte Baloch hinzu.

Zwei bewaffnete Männer bewachen Lebensmittelvorräte
In der Region Tigray werden Lebensmittel knapp, warnen die UNBild: Mohamed Nureldin Abdallah/REUTERS

Schon vor Beginn der Kämpfe waren in Tigray laut UN rund 600.000 Menschen von der Lebensmittelversorgung über Hilfslieferungen abhängig. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) verweist auf gravierende Mängel bei der medizinischen Grundversorgung, die UN sehen die Knappheit von Lebensmitteln, Treibstoff und Bargeld mit Sorge. Durch die aktuellen Kämpfe, die fast 46.000 Menschen zur Flucht innerhalb Äthiopiens oder ins Nachbarland Sudan zwangen, habe sich die Lage verschärft.

Regierungstruppen: Tigray ist eingenommen 

Die äthiopische Regierung hatte vor rund einem Monat eine militärische Offensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) gestartet, die in Tigray an der Macht war. Internet- und Telefonverbindungen wurden gekappt, Straßen blockiert und die die Strom- und Wasserversorgung war eingeschränkt.

Am Wochenende hatte Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed erklärt, Tigrays Hauptstadt Mekelle sei eingenommen und die Offensive beendet worden. Allerdings ist unklar, ob in einigen Gebieten weiterhin gekämpft wird. Zudem ist nicht bekannt, ob die äthiopischen Streitkräfte tatsächlich die gesamt Region kontrollieren. 

Eine Flüchtlingsgruppe mit ihren Habseligkeiten auf dem Weg in Richtung Sudan
Etwa 46.000 Menschen sollen vor den Kämpfen aus Tigray geflüchtet seinBild: Mohamed Nureldin Abdallah/REUTERS

Hintergrund des Konflikts sind Spannungen zwischen Tigray und der Zentralregierung. Die TPLF hatte Äthiopiens Regierung mehr als 25 Jahre lang dominiert, bis Abiy 2018 an die Macht kam und die TPLF hinausdrängte. Viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und fordern mehr Autonomie. Im Vielvölkerstaat Äthiopien mit seinen etwa 112 Millionen Einwohnern gibt es etliche Spannungen zwischen den verschiedenen ethnischen Bevölkerungsgruppen.

cw/qu (dpa, afp, rtr)